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Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Titel: Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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meine Lage. Sie schneien herein und legen mir ein Kunstwerk von hohem historischen Interesse auf den Tisch. Ich weiß nicht, wer Sie sind, woher Sie kommen. Sie können mir einen Haufen Lügen aufgetischt haben. Aber ich glaube Ihnen. Obwohl ich Ihnen eine gewisse kriminelle Energie nicht absprechen kann«, fügte er spöttisch hinzu.
    »Werden Sie sich die Sachen dennoch ansehen?«
    »Selbstverständlich. Endlich ereignet sich wieder etwas Aufregendes. Seit ich an der Uni arbeite, langweile ich mich zu Tode. Ich habe nur eine Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    »Sie senden das Kästchen erst nach China, wenn ich meine Untersuchungen abgeschlossen habe. Ich möchte der Erste sein, der einen Aufsatz darüber veröffentlicht.«
    »Einverstanden. Ich war ohnehin davon ausgegangen, dass Sie Ihre Ergebnisse publizieren wollen. Wie lange werden Sie brauchen?«
    »Tage, Wochen, Monate? Es ist schwer vorherzusagen.«
    »Monate?«, fragte Marion erschüttert.
    »In ein oder zwei Wochen weiß ich mehr. Dann sehen wir weiter.«
    »Wenn es nicht anders geht … Aber ich habe auch eine Bedingung: Zeigen Sie das Jadepferd niemand anderem, auch Ihrer Frau nicht.«
    »Ich werde mich hüten«, sagte Professor Kirschner mit Bestimmtheit und legte die Bambustäfelchen und die Figur in das Lackkästchen zurück.
    Marion beobachtete ihn unbehaglich. »Passen Sie gut darauf auf.«
    »Keine Sorge. Ich habe einen Safe. Und jetzt lassen Sie uns hinuntergehen. Meine Frau wartet mit dem Essen.«
    Im Treppenhaus blieb Marion vor einem chinesischen Rollbild stehen. Es war etwa anderthalb Meter hoch und zeigte einen kahlgeschorenen Mann in einem knielangen Gewand mit weiten Ärmeln, der eine hoch über seinen Kopf ragende Bambuskiepe auf dem Rücken trug. Ein schwerer Ohrring zog sein Ohrläppchen in die Länge.
    »Wer ist das?«, fragte sie.
    »Der Mönch Xuan Zang. Er ist im siebten Jahrhundert von Chang’an nach Indien gewandert, um den Buddhismus zu studieren, wie er in Buddhas Geburtsland gelehrt wird. Fünfzehn Jahre später kehrte er mit Schriftrollen beladen zurück in die chinesische Hauptstadt und wurde wie ein Held gefeiert.«
    »Jetzt erinnere ich mich. Xuan Zang ist der Mönch, der die Flammenden Berge in Turfan überquert hat.«
    »So sagt es zumindest die Legende. Genau wie für den großen Archäologen Sir Aurel Stein ist der Mönch für mich eine Art Schutzpatron. Ich bewundere ihn für seinen Mut und seine Abenteuerlust. Es ist bemerkenswert, was er auf sich genommen hat, um mehr über seine Religion und die Welt zu lernen.«
    »Zu Fuß durch die Wüste«, sagte Marion zu sich selbst. »Die Busfahrten waren schon anstrengend genug.«
    »Waren Sie in der Großen Wildgans-Pagode in Xi’an?«, fragte Professor Kirschner.
    »Ja, wieso?«
    »Dort hat Xuan Zang die Schriftrollen übersetzt. Im Erdgeschoss steht die große Steintafel, von der dieses Bild mit Graphit abgerieben wurde. Haben Sie die Tafel nicht gesehen?«
    »Sie ist mir nicht aufgefallen«, gestand Marion.
    »Gehen Sie in die Pagode, wenn Sie wieder in Xi’an sind. Sie sollten dem großen Pilger einen Besuch abstatten.«
    * * *
    Die Tage nach ihrer Ankunft vergingen in einem Wirbel aus Partys und Besuchen. Susannes Wohnung glich einem Taubenschlag. Ein Witzbold malte Bruder Tuck eine chinesische Fahne auf den Panzer, verzählte sich und erhob China zum Sechs-Sterne-Land. Bruder Tuck war es egal. Marion und Thomas genossen den Trubel. Als sie endlich die entwickelten Fotos aus Thomas’ Kamera in den Händen hielten, wurde ihnen erneut bewusst, was für eine großartige Zeit sie gehabt hatten. Während sich die Freunde in Hamburg mit den alltäglichen Problemen herumschlugen, hatten sie in Indonesien Vulkane bestiegen, an einer Mönchsweihe in Burma teilgenommen und waren in Malaysia mit Haien geschwommen. Sie konnten in einem Dutzend verschiedener Sprachen bis zehn zählen und wussten, dass Quallen wie Fahrradreifen schmeckten. Sie hatten viel über sich selbst gelernt und in einigen Situationen ihre persönlichen Grenzen erreicht.
    Das Jahr in Asien war mit mehr Erlebnissen vollgestopft als ein halbes Leben in Deutschland, dachte Marion, als sie in der Küche stand und ein Thai-Curry für ihre Gäste vorbereitete. Thomas kam aus dem Wohnzimmer und stellte sich neben sie.
    »Der Kochkurs in Thailand macht sich bezahlt. Es riecht fantastisch«, sagte er.
    »Danke. Was meinst du, wie viele Chilis kann ich den Weicheiern zumuten?«
    »Fünf?«
    »Ich dachte eher an eine

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