Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)
halbe.«
»Quatsch.«
Bevor Marion ihn hindern konnte, hatte Thomas fünf Chilischoten zerkleinert und in das Curry geworfen.
»Ob das gutgeht?«, fragte sie skeptisch.
»Wenn nicht, können wir mehr essen«, konterte er und nahm Marion den Kochlöffel aus der Hand. Er drehte sie zu sich und umarmte sie.
»Es ist unfassbar, in welchen Irrsinn wir beide uns gestürzt haben. Diese Reise war das Beste, was ich je gemacht habe.«
»Das habe ich auch gerade gedacht.«
Thomas gab Marion einen Kuss auf die Nasenspitze, dann ließ er sie los. Bevor er die Küche mit einem Stapel Teller in der Hand verließ, hielt er kurz inne.
»Und weißt du was? Das Allerbeste ist, dass wir die Reise gemeinsam unternommen haben.«
Marion sah nachdenklich in das brodelnde Curry. Thomas und sie waren ein perfektes Paar. Meistens.
Ute standen Schweißtropfen auf der Stirn.
»Ich esse gern scharf, aber das hier ist Wahnsinn«, krächzte sie.
»Iss einen Löffel weißen Reis, er mildert die Schärfe«, empfahl Thomas und schaufelte ungerührt das Essen in sich hinein.
Sofort langten alle Anwesenden außer Thomas und Susanne in die Reisschüssel. Frank und seine Freundin Martina hatten einen roten Kopf, und Nils versuchte vergeblich, sich nichts anmerken zu lassen.
»Man gewöhnt sich daran«, sagte Susanne. »Seit die beiden hier wohnen, bekomme ich zum Frühstück Nudelsuppe mit Peperoni, mittags gibt es Chinesisches mit seltsamem Pfeffer und abends versuchen sie, mich mit gehackten Rasierklingen aus dem Haus zu treiben. Es ist ein abgefeimter Plan, um meine Wohnung zu übernehmen, aber ich habe sie durchschaut und begonnen, im Büro mit Chilipaste zu trainieren.«
»Wenn ihr nach Thailand fahrt und dem ersten Glasnudelsalat Aug in Auge gegenübersteht, werdet ihr uns dankbar sein«, sagte Thomas.
Ute verdünnte ihr Curry mit etlichen Löffeln Reis. »Ich kann auch ohne thailändischen Glasnudelsalat ein erfülltes Leben führen. Aber im Ernst: Es schmeckt super, wenn das Brennen nachgelassen hat.«
»Na also. Du bist auf dem richtigen Weg. Chowkdee khrap. «
Sie prosteten sich zu. Marion sah von einem zum anderen, glücklich, ihre liebsten Freunde wieder um sich zu haben. Sie hatte sich vor dem Wiedersehen gefürchtet, aber die alte Vertrautheit und Spottlust hatte sich schon nach kurzer Zeit eingestellt. Sie waren wieder zu Hause.
* * *
Am vierten Tag nach Thomas’ und ihrer Ankunft in Hamburg, einem Samstag, saßen Marion und Susanne im Alex im Alsterpavillon. Sie waren von dem Café nicht sonderlich begeistert, aber die Aussicht über die Binnenalster war einfach toll. Marion ließ ihren Blick über die altehrwürdigen Bürohäuser am Ballindamm wandern, die vom Reichtum der Hansestadt erzählten. Bei der Lombardsbrücke angekommen, folgte sie dem Neuen Jungfernstieg bis zum Hotel Vier Jahreszeiten, einem der angesehensten Hotels der Welt. Das Wetter hatte sich in den letzten Tagen gebessert, und die Sonne wurde nur gelegentlich von schnell ziehenden Wolken verdeckt. Ein Sonnenstrahl streichelte das Hotel und ließ die prachtvolle Fassade aufleuchten. Hamburg war eine schöne Stadt und nicht mit den chaotischen, schmutzigen, stinkenden Betonstädten Asiens zu vergleichen.
Unter ihrem Tisch stapelten sich Tüten. Die Freundinnen hatten Susannes freien Tag zu einem Einkaufsbummel in der Innenstadt genutzt.
Marion streckte ihre schmerzenden Füße aus.
»Shopping ist Schwerstarbeit«, stöhnte sie.
»Das ist der Grund, warum sich Männer davor drücken«, stellte Susanne trocken fest. Sie versuchte, die Aufmerksamkeit einer Kellnerin zu erregen, hatte aber keinen Erfolg. Die Frau lehnte gelangweilt an einer Säule und übersah sie.
»Willkommen in Hamburg, der Stadt, in der das Servicepersonal König ist«, sagte Marion und stieß einen schrillen Pfiff aus, woraufhin Dutzende von Leuten die Köpfe drehten. Die Kellnerin blickte böse zu ihr herüber, bequemte sich dann aber doch, die Bestellung aufzunehmen. Wortlos knallte sie ein paar Minuten später zwei Stück Kuchen auf den Tisch.
Irgendetwas stieß gegen Marions Fuß, aber sie schenkte der Störung keine Beachtung und konzentrierte sich auf die köstliche Torte. In Asien hatte sie völlig vergessen, wie gut deutscher Kuchen schmeckte. Sie wurde erneut gestoßen und sah gereizt nach unten.
Neben ihrem Fuß entdeckte sie den Ferrari.
»Was ist los, Marion? Hast du einen Geist gesehen?«, fragte Susanne.
Marion hob den Ferrari vom Fußboden und stellte ihn auf
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