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Die verborgene Seite des Mondes

Die verborgene Seite des Mondes

Titel: Die verborgene Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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ihm nur schwer über die Lippen kamen. Und wenn, dann ließ sie es sich nicht anmerken. Sie redete mit ihm, als würde es seine Stotterei gar nicht geben. Ihr Interesse hatte sich nicht verflüchtigt, nachdem sie mitbekommen hatte, was mit ihm los war. Im Gegenteil, Julia beob achtete ihn mit kaum verhohlener Neugier.
    Simon mochte es nicht, beobachtet zu werden. Es war ihm lieber, die anderen sahen durch ihn hindurch – wie es meistens der Fall war. Und er wollte schon gar nicht angelächelt werden, denn das zog nur neue Probleme nach sich.
    Am liebsten würde er ihr weiter aus dem Weg gehen, aber das war nicht möglich, nachdem er von Ada dazu verdonnert war, sie mitzunehmen. Er seufzte leise. Schon jetzt rann ihm der Schweiß über den Rücken, und wie es aussah, würde der Tag mächtig heiß werden. Kein Wölkchen stand am Himmel. Er stützte sich auf die Heugabel und blickte durch den Zaun hindurch zu Julia und dem Kälb chen hinüber. Pipsqueak stieß mit seinem großen Kopf nach den Beinen des Mädchens, als die Flasche leer war. Das Maul des Kälbchens war feucht und bald hatte Julia eine klebrige Schleimspur an ihrer sauberen hellen Hose. Sie verzog das Gesicht, als sie es bemerkte.
    Unwillkürlich musste Simon grinsen. Alles hatte seinen Preis, das war nichts Neues für ihn.

6.

    B evor es losging, verschwand Julia noch einmal im Trailer und zog sich um. Helle Jeans, ein rotes Top und darüber ein weites grünes T-Shirt. Was sie auch tat, hier blieb nichts sauber, nicht einmal zehn Minuten.
    Sie warf einen raschen Blick aus dem Fenster. Simon hatte die Schilder, Werkzeug, einen Spaten und eine blaue Kühlbox auf den Truck geladen. Nun wartete er draußen auf sie.
    Pepper hüpfte auf drei Beinen um Julia herum, als sie zum Truck kam. Er wollte unbedingt mit. Sie öffnete die Beifahrertür, da sprang er auf die Sitzbank und setzte sich brav. Julia kletterte hinein und merkte sofort, dass es keine gute Idee gewesen war, eine sau bere Hose anzuziehen. Die beigefarbenen Vinylsitze waren mit fei nem rötlich gelbem Staub überzogen und im Fußraum auf der Bei fahrerseite kullerte Müll herum.
    Als Simon den Motor startete, gab der Truck furchterregende Ge räusche von sich. Die Keilriemen quietschten, das Getriebe rasselte und die Gänge knirschten, als er den Schaltknüppel in den ersten Gang drückte. Aber nachdem die Kiste sich erst einmal in Bewegung gesetzt hatte, wurde es besser. Simon drehte sofort das Radio laut auf, vermutlich damit Julia nicht auf die Idee kam, mit ihm reden zu wollen.
    Ihr fiel auf, dass er schöne Hände hatte. Schmale braune Finger, die locker das Lenkrad umfassten. Diese Hände konnten kiloschwe re Heuballen heben und zärtlich ein Kälbchen oder einen kleinen Hund streicheln.
    Julia wandte den Blick nach vorn. Irgendwie werden wir die Zeit schon hinter uns bringen , dachte sie.
    Sie fuhren die zwanzig Kilometer durch die endlos scheinende Beifußwüste und zogen eine dicke Staubwolke hinter sich her. Die Scheiben des Trucks ließen sich nicht mehr nach oben kurbeln und bald knirschte der feine Staub auch zwischen Julias Zähnen.
    Simon fuhr schnell. Pepper rutschte auf dem glatten Sitz hin und her, nahm es jedoch gelassen. Er schien die Fahrweise seines Herrchens ge wohnt zu sein, während es Julia langsam aber sicher übel wurde.
    Plötzlich flitzte ein unvorsichtiges Kaninchen quer über die Schot terpiste und Simon wich ihm in letzter Sekunde aus. Dabei wurde Julia heftig gegen die Tür geschleudert, denn der Pick-up hatte kei ne Gurte, und sie konnte sich nur am Armaturenbrett festhalten.
    »Fuck«, fluchte er und warf ihr einen besorgten Seitenblick zu. »Al les o-kay?«
    »Nichts passiert«, antwortete Julia mit einem tapferen Lächeln.
    Von da an fuhr Simon langsamer.
    In Eldora Valley hielten sie bei Sam’s, wo Simon den Pick-up auf tankte, während Julia die Gelegenheit nutzte und die Toilette an steuerte.
    Als sie zurück in den Verkaufsraum kam, stand Simon vor dem Kühlregal, ein in Plastikfolie verpacktes Sandwich unter den Arm geklemmt und zwei giftgrüne Flaschen in der Hand. Er winkte Julia heran.
    »Such dir was aus.«
    »Ich habe kein Geld dabei.«
    »D-d-das... also das geht schon in Ordnung. Deine Granny hat mir welches mitgegeben.«
    Sie entschied sich für ein Sandwich mit Truthahnfleisch und Käse und eine große Flasche Wasser. Simon holte noch eine Packung Würstchen aus dem Regal, zahlte und packte draußen alles in die Kühlbox.
    Sie verließen Eldora

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