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Die verborgene Seite des Mondes

Die verborgene Seite des Mondes

Titel: Die verborgene Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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hellen Streifen in Bauchhöhe und ein weißes Basecap mit der Aufschrift »Shoshone Rights«.
    Sie sprach über ihr Land, die Ranch und die Tiere. Und über das Wasser. Dass die Minengesellschaft immer mehr Land aufkaufte und dabei Tricks anwandte, um die Gesetze zu umgehen. Julia er fuhr, dass das Bureau of Land Management eine Behörde war, die für die Pflege des öffentlichen Landes und damit auch für den Um weltschutz verantwortlich war. Gleichzeitig oblag dem BLM aber auch die Nutzungsvergabe, ob nun für Weideland, militärische Übungsgebiete oder Industrieanlagen.
    »BLM und Minengesellschaft stecken unter einer Decke«, wetterte Ada. »Sie wollen, dass wir aufgeben und in die Stadt gehen, wie so viele Shoshoni-Rancher vor uns, weil das Land sie nicht mehr er nährt hat. Aber wenn wir gehen, wer wird dann noch da sein, um das Land zu verteidigen?«
    Julia hörte zum ersten Mal eine Rede ihrer Großmutter und war erstaunt, welche Energie plötzlich in der alten Frau steckte. Wie lei denschaftlich ihre Augen funkelten, wenn sie das Unrecht beim Na men nannte und gegen ihren größten Feind wettern konnte, die Re gierung der Vereinigten Staaten von Amerika.
    »Der Goldabbau zerstört mehr Land und vergiftet mehr Wasser als jeder andere Bergbau«, fuhr Ada fort. »Die Mine ist ein Ungeheuer. Es frisst unser Land, säuft unser kostbares Wasser und scheidet Gold aus. Gold und Gift. Wo das Ungeheuer gehaust hat, bleibt eine schwärende Wunde.«
    Es war mucksmäuschenstill im Versammlungszelt. Die Zuhörer hingen gebannt an den Lippen von Ada Temoke, um auch ja kein Wort zu verpassen. Julias Brust schwoll vor Stolz. Zum ersten Mal, seit sie hier war, gefiel ihr der Gedanke, mit dieser Frau verwandt zu sein.
    Ada erzählte, dass sich im Bauch des heiligen Mount Tenabo Gold im Wert von mehreren Billionen Dollar befand, und dass die Sho shoni, die rechtmäßigen Eigentümer des Landes, kein Mitsprache recht hatten, was damit passierte. Julia beobachtete Simon, der in ihrer Blickrichtung saß. Offensichtlich war er mit seinen Gedanken ganz woanders. Aber vielleicht hatte er diese Dinge ja auch schon Hunderte Male gehört?
    Jason war damit beschäftigt, Ainneens Kinder ruhig zu halten, und Ian lauschte andächtig. Was Ada wohl davon hielt, dass das Som mertreffen der Shoshoni von Außerirdischen unterwandert war? Govinda und sein Sohn waren weiß und Dominic ebenfalls. Genauso wie eine Menge anderer tatkräftiger Leute auf dem Platz.
    Als Caleb wieder das Wort hatte, versicherte er, dass die Men schen auf der Welt die Erde nur gemeinsam retten konnten. »Es kommt nicht darauf an, welche Hautfarbe jemand hat, sondern wel che Einstellung er im Kopf mit sich herumträgt. Die Hautfarbe kann man nicht ändern«, sagte er und machte einen Witz über Michael Jackson, der das zwar versucht hätte, aber nun als lebendes Schreckgespenst auf der Erde weilen müsse. Alle lachten.
    »Die Hautfarbe kann man nicht ändern«, wiederholte Lalo, »aber die Einstellung schon. Wir Menschen haben einfach weiterge macht, die falschen Dinge zu tun, obwohl wir es besser wussten. Und das viele Jahre lang«, sagte er. »Damit muss Schluss sein. Es ist unsere Aufgabe, dem Land die Fähigkeit zu erhalten, Leben zu ge währen.«
    Während Caleb Lalo von Versöhnung sprach, starrte Ada mit ge dankenverlorenem Blick durch die Menschen hindurch, die vor ihr saßen.
    Woran denkst du, Grandma?, fragte sich Julia. Woran denkst du?
    Nach den Reden der Alten, die sich bis in den späten Nachmittag zo gen, verteilte Dominic im Küchenzelt sein Rinderstew. Das Fleisch stammte von der Ranch, es war jenes, das Simon allabendlich in die Nachtluft gehievt hatte.
    Julia war überrascht, wie gut es schmeckte. Ian gesellte sich zu ihr, und als sie aufgegessen hatten, sagte er: »Wenn du mitkommst, zei ge ich dir etwas.«
    »Wohin mitkommen?«, fragte sie vorsichtshalber.
    Er deutete auf ein Pinienwäldchen, rund zwei Kilometer vom Ver sammlungsplatz entfernt.
    »Und was soll dort sein?«
    »Das ist die Überraschung.« Er grinste und sie lächelte zurück.
    »Okay.« Julia war froh, für eine Weile aus dem Camp herauszukommen. So viel Neues und Trauriges war heute auf sie eingestürmt, dass sie dauernd daran denken musste. Ein wenig Ablenkung konnte nicht schaden. Abgesehen davon, dass niemand Ians Charme widerstehen konnte – sie selbst machte da keine Ausnahme.
    Auf dem Weg erzählte er ihr von seinem deutschen Großvater Ernst Lothar Hofmann, der sich Lama

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