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Die verborgene Seite des Mondes

Die verborgene Seite des Mondes

Titel: Die verborgene Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Ranchhaus anzutreffen. Aber als sie in die Küche kam, fand sie nur ihre Großmutter vor, die Schmutzwäsche sortierte.
    Julia löffelte ihre Cornflakes und wollte sich anschließend dem Frühstücksabwasch zuwenden. Doch aus dem Hahn über der Spüle kam kein Tropfen.
    »Es läuft kein Wasser, Granny.«
    »Shit«, fluchte Ada. »Dann ist der Wassertank auf dem Dach leer.«
    »Und was nun?«
    »Wir müssen warten, bis die Sonne die Batterien aufgeladen hat, dann kann Simon den Generator anstellen und die Pumpe laufen lassen.«
    Während die alte Frau das sagte, holte sie eine große Flasche Bleichmittel unter der Spüle hervor und kippte reichlich davon über das von Essensresten verkrustete Geschirr. Sofort roch es widerlich nach Chlor in der ganzen Küche und Julia sah ihre Großmutter ent geistert an.
    »So lässt es sich später leichter abwaschen«, behauptete Ada ach selzuckend.
    So viel zu sauberem Grundwasser und Granny als Kämpferin für eine hei le Umwelt , dachte Julia im Stillen.
    »Wie sieht’s aus, ich hätte einen großen Berg Wäsche.« Ada stemm te die Fäuste in die Hüften. »Kannst du das für mich erledigen?«
    »Klar«, sagte Julia, ohne zu wissen, was eigentlich von ihr erwartet wurde. Sie wusste nur, dass es in Eldora Valley einen Waschsalon gab.
    Ada begann, Wäsche in blaue Müllsäcke zu sortieren. Julia half und dabei fiel ihr auf, dass jedes zweite von Adas T-Shirts und die meisten ihrer Sweatshirts in der Höhe des Bauchnabels diese merk würdigen weißen Streifen hatten. Nun war ihr auch klar, warum. Die Streifen kamen vom Bleichmittel. Die Kleidungsstücke ihrer Großmutter wurden sozusagen gebatikt, wenn sie am Abwaschbe cken stand.
    Die alte Frau drückte Julia eine riesige Flasche Waschmittel in die Hand, einen 20-Dollar-Schein und einen Beutel mit Vierteldollarstü cken.
    »Du kannst den Kombi nehmen, der Schlüssel steckt. Das Benzin reicht bis Eldora Valley. Bevor du zurückkommst, musst du aller dings bei Sam tanken.«
    Verdutzt blickte Julia ihre Großmutter an. »Aber ich habe noch gar keinen Führerschein.«
    »Na, dann lass dich nicht von der Polizei erwischen.«
    Ehe Julia etwas erwidern konnte, verschwand Ada mit zwei Wä schesäcken nach draußen. Julia schleppte die übrigen Säcke aus dem Haus und lud sie in den Kofferraum des Kombi. Als das erledigt war, hielt sie Ausschau nach ihrer Großmutter, konnte sie aber nir gendwo entdecken.
    Zögerlich öffnete Julia die Tür des Kombi, setzte sich auf den Fah rersitz und legte die Hände ans Lenkrad. Gangschaltung , dachte sie erschrocken. Ihr Vater hatte sie schon zwei, drei Mal fahren lassen und da hatte sie sich gar nicht so dumm angestellt. Aber dieser Ford hier, der hatte mindestens schon hundert Jahre auf dem Buckel und würde es ihr mit Sicherheit nicht leicht machen.
    Julia drehte den Zündschlüssel um, trat auf die Kupplung und drückte das Gaspedal durch. Es knirschte, schliff und heulte, dann würgte sie den Motor ab. Zweiter Versuch, gleiches Ergebnis. Noch einmal – ohne Erfolg. Sie bekam den Wagen nicht zum Laufen, geschweige denn von der Stelle.
    Plötzlich klopfte jemand an die Scheibe und Julia zuckte erschro cken zusammen. Es war Simon. Sie wollte die Scheibe herunterkur beln und hatte plötzlich den Griff in der Hand. Na, das begann ja vielversprechend. Sie würde ihrer Großmutter das Malheur beich ten müssen und hoffte, Ada würde nicht zu sauer darüber sein.
    Simon öffnete die Tür. »Wo soll’s d-enn hingehen?«
    »Eldora Valley. Ich soll mich um die Wäsche kümmern.«
    Er nickte. »Du m-m-musst die Kupplung langsam kommen lassen und genauso langsam aufs Gas treten. Probier es noch mal.«
    Julia holte tief Luft, drehte den Zündschlüssel um und versuchte, die Kupplung langsam kommen zu lassen. Dabei würgte sie den Mo tor zum fünften Mal ab.
    »Bei uns in Deutschland kann man erst mit achtzehn seinen Füh rerschein machen«, verteidigte sie sich mit kläglicher Stimme.
    »Und wie alt bist du?«
    »Fünfzehn.«
    Simon lächelte. »Na, so lange k-k-kann deine Granny nicht auf ihre Wäsche warten.«
    Die Erleichterung, dass er das Fahren übernahm, stand Julia ins Ge sicht geschrieben. Sie hatten beide noch ihre eigene Schmutzwä sche geholt und waren nun auf dem Weg nach Eldora Valley. Pepper hatte zu Hause bleiben müssen, denn Ada mochte es nicht, wenn Si mons Hund in ihrem Kombi hockte.
    Nachdem sie die Maschinen im Waschsalon gefüllt und mit Vierteldollarmünzen gefüttert hatten, setzte

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