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Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Titel: Die verborgene Sprache der Blumen / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Diffenbaugh
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hatte,
     drehte er sich um.
    »Wenn du das gewollt hast, hättest du es tun sollen.« Sein Tonfall war kalt und gleichgültig. »Niemand hat dich daran gehindert.«
    »Nein.« Elizabeth schüttelte den Kopf. »Du weißt nicht, wovon du sprichst.« Ihre Stimme war leise, und es schwang ein tiefes Beben darin mit, das ich nach meiner Erfahrung in anderen Pflegefamilien als Vorbote eines Gewaltausbruchs erkannte. Doch sie stürzte sich nicht auf ihn, wie ich es beinahe erwartet hatte. Stattdessen sagte sie etwas so Überraschendes, dass Grant sich abrupt zu mir drehte und mich zum ersten Mal ansah.
    »Victoria macht Brombeerpudding«, flüsterte sie. »Du solltest vorbeikommen.«

11.
    D as Bild von Grants enttäuschtem und verzweifeltem Gesicht hielt mich wach. Schließlich gab ich es auf, saß schon vor Morgengrauen in der Küche und wartete darauf, dass der Motor des Lasters ansprang. Ein leises Klopfen an der Tür schreckte mich auf. Als ich öffnete, ging Grant schlaftrunken an mir vorbei und die Treppe hinauf. Die Dusche sprang an. Mir wurde klar, dass es Sonntag war.
    Ich wollte zurück in mein blaues Zimmer, zu Renata, dem Zahltag und dem bevorstehenden Feiertagschaos. Inzwischen war ich zu lange bei Grant. Aber Grant würde heute nicht in die Stadt fahren. Ich setzte mich auf die unterste Stufe und überlegte, wie ich ihn wohl überreden könnte, an seinem freien Tag drei Stunden im Auto zu verbringen.
    Ich grübelte immer noch, als Grants Fuß mich zwischen den Schulterblättern anstupste. Die unerwartete Berührung sorgte dafür, dass ich von der untersten Stufe rutschte und auf dem Küchenfußboden landete. Ich rappelte mich hoch.
    »Steh auf«, sagte er. »Ich bringe dich zurück.«
    Dieser Satz war mir vertraut, und ich erinnerte mich an die vielen Variationen, in denen ich ihn im Laufe der Jahre gehört hatte:
Pack deine Sachen. Alexis möchte ihr Zimmer wieder für sich haben. Wir sind zu alt, um uns das noch einmal anzutun.
Meistens hieß es nur:
Meredith ist gleich da.
Hin und wieder gefolgt von:
Tut mir leid.
    Also antwortete ich Grant das Gleiche wie immer: »Ich komme.«
    Ich griff nach meinem wegen der Kamera und den Dutzenden von Filmrollen schweren Rucksack und stieg in den Pick-up. Grant fuhr schnell über die noch dunklen Landstraßen und wechselte immer wieder auf die Gegenfahrbahn, um mit Gemüse beladene Pick-ups zu überholen. Er nahm die erste Ausfahrt südlich der Brücke und hielt am Straßenrand. Nirgendwo war eine Bushaltestelle in Sicht. Ich rührte mich nicht und blickte die Straße hinauf und hinunter.
    »Ich muss zum Bauernmarkt«, verkündete er, ohne mich anzusehen.
    Er stellte den Motor ab und ging um die Kühlerhaube herum. Dann öffnete er die Beifahrertür und zog den Rucksack zwischen meinen Füßen hervor. Seine Brust streifte meine Knie, und als er zurückwich, vertrieb ein Schwall kalter Dezemberluft die Hitze zwischen unseren Körpern. Ich sprang aus dem Wagen und hob meinen Rucksack auf.
    So endet es also, dachte ich. Mit einer Kamera voller Bilder von einer Gärtnerei, die ich nie wiedersehen würde. Ich vermisste die Blumen jetzt schon, würde es mir aber nicht gestatten, Grant zu vermissen.
     
    Ich brauchte vier Busse, um nach Potrero Hill zurückzukehren, allerdings nur weil ich den 38er in die falsche Richtung nahm und in Point Lobos landete. Als ich im Flora eintraf, war es bereits später Vormittag.
    Renata öffnete gerade den Laden. Bei meinem Anblick lächelte sie.
    »Zwei Wochen nichts zu tun und keine Mitarbeiterin«, meinte sie. »Ich bin vor Langeweile fast wahnsinnig geworden.«
    »Warum heiratet niemand im Dezember?«, fragte ich.
    »Was ist romantisch an kahlen Bäumen und einem grauen Himmel? Die Paare warten auf den Frühling, blauen Himmel, die Ferienzeit und so weiter.«
    Meiner Ansicht nach waren Blau und Grau gleichermaßen unromantisch. Außerdem wirkte grelles Licht auf Fotos nicht sehr schmeichelhaft. Doch Bräute dachten nicht vernünftig. Das immerhin hatte ich von Renata gelernt.
    »Wann soll ich wieder zur Arbeit kommen?«, erkundigte ich mich.
    »Ich habe am Weihnachtstag eine große Hochzeit. Und in der ersten Januarwoche brauche ich dich jeden Tag.«
    Ich stimmte zu und fragte Renata, um welche Uhrzeit ich anfangen sollte.
    »An Weihnachten? Ach, da kannst du ausschlafen. Die Hochzeit findet erst spät statt. Ich kaufe die Blumen am Vortag. Sei pünktlich um neun da.«
    Ich nickte. Renata nahm einen Umschlag mit Geld aus der Kasse.

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