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Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Deveney
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brauchte keinen Hammond, um durchzukommen. Okay, sie hatte mich. Ich hab sie durchgebracht. Wissen Sie, was Wut ist, Officer McAlpine? Und ob ich das weiß, Dr. Hammond. Aber Sie, Sie wissen einen Dreck.

16. Kapitel
    Carol Ann
    I ch wache kurz nach Anbruch der Dämmerung auf, die ersten Sonnenstrahlen fallen in mein Schlafzimmer und tauchen die Wände in warmes Licht, verwandeln allmählich das blasse brausefarbene Gelb in einen dunkleren satten Zitronenton. Ich kann nicht wieder einschlafen. Ich liege eine Zeitlang da und beobachte, wie das Licht sich verändert, dann richte ich mich auf, schwinge die Beine über die Bettkante, fahre mit den bloßen Zehen über den Flor des Teppichs und gähne ausgiebig.
    Als ich eine halbe Stunde später die Straße vor meinem Haus überquere, ist alles noch ruhig. Kein Auto weit und breit. Drüben auf dem Friedhof schimmern die Grabsteine aus Granit golden im Morgenlicht. Ich habe den alten Mann nun vier Nächte hintereinander gesehen. Ich zähle vom Tor aus drei Gräberreihen nach hinten, versuche das Grab auszumachen, das er besucht. Es ist aus der Entfernung leichter, als wenn man direkt vor dem Gräberfeld steht. In der dritten Reihe gibt es zwei Gräber, die infrage kommen, einen Augenblick bin ich unschlüssig, dann erinnere ich mich an das keltische Kreuz, das als Grabstein dient.
    Der Stein ist neu, die Inschrift oben eingemeißelt, sodass noch Platz für einen weiteren Eintrag ist.
    P ATRICIA K IRKPATRICK .
    Geboren am 18. Juni 1944. Gestorben am 4. Januar 2009.
Geliebte Ehefrau von Harold,
treusorgende Mutter von Patrick und Conor.
    Dein Leben ging zu Ende, unser Schmerz währt ewig .
    Sie ist erst vor fünf Monaten gestorben. Er kommt ganz bestimmt heute Abend wieder. Morgen hätte sie Geburtstag gehabt.
    An diesem Tag begebe ich mich auf Jobsuche, gehe in den Ort und frage in den Pubs nach. Killymeanan ist ein kleines, in die Länge gezogenes Dorf, in dem es einen einzigen vollgestopften Kolonialwarenladen nebst Postamt gibt, aber drei Pubs im Umkreis einer Meile. Das Pub in der Dorfmitte, McGettigan’s Bar, sucht eine Bedienung für drei Abende in der Woche, plus ganztägig samstags und jeden zweiten Sonntag. Der Boden des Gastraums besteht aus unbehandeltem Holz, und es riecht nach abgestandenem Bier und ganz leicht nach Dung, wahrscheinlich, weil das Nachbargebäude eine Milchfarm ist. Und weil die meisten der Gäste Farmer sind, die mit ihren Arbeitsstiefeln über den Holzboden schrammen und auch im Pub ihre Overalls anhaben, die sie beim Ausmisten der Ställe tragen.
    Chintz und Rüschen sucht man in McGettigan’s Bar vergeblich. Es gibt dort einfache Holztische und Plastikstühle, wie man sie auch in Schulkantinen findet. Die dicken grünen Vorhänge, auf deren Falten sich der Staub angesammelt hat, sind mit rauen Seilen zurückgebunden, wie man sie auch verwendet, um Boote zu vertäuen. An der Wand hinter der alten Theke aus Holz hängt ein überraschend sauberer Spiegel.
    Als ich das Lokal betrete, sitzt Sean McGettigan gerade an einem der schäbigen Holztische und nimmt sein Mittagessen zu sich: einen Teller Pommes frites und einen halben Liter Guinness. Vielleicht ist das die Erklärung für seinen mächtigen Bauch, der sich wie eine schöne runde Kuppel unter seinem rotkarierten Hemd abzeichnet. Ich muss mich zusammenreißen, um nicht ständig hinzuschauen. Man könnte fast meinen, es handelt sich um ein separates Gebilde, als hätte er sich einen künstlichen Bauch umgeschnallt. Er sieht aus wie ein Mann Anfang fünfzig, dessen Gesicht sich das Jungenhafte bewahrt hat. Es ist rund, wettergegerbt, mit einem breiten Mund und Augen, die dazu einladen, dass man sich ihm anvertraut.
    »Nehmen Sie Platz«, sagt er fröhlich und macht eine einladende Bewegung mit der Gabel, als ich ihm den Zweck meines Besuches nenne. Er spießt ein langes Kartoffelstäbchen mit der Gabel auf, schiebt es sich quer in den Mund und faltet es dann kauend zusammen.
    »Sie sind die Frau, die in Peters Cottage wohnt, hab ich recht?«
    Aha, anscheinend weiß das ganze Dorf bereits Bescheid über mich, auch wenn ich selber noch keinen Menschen hier kenne.
    »Das stimmt.«
    »Haben Sie schon mal in einem Pub gearbeitet?«, will er wissen.
    »Nein, leider nicht. Aber ich lerne schnell. Ich habe früher mal in einem Tearoom gearbeitet, daher bin ich den Umgang mit Gästen gewöhnt.«
    »Tearoom?«, wiederholt er. »Jesus, Maria und Joseph!«
    »Nein, die habe ich nie bedient. Soweit ich

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