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Die verborgenen Fruechte

Die verborgenen Fruechte

Titel: Die verborgenen Fruechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaïs Nin
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Bettfedern im Nebenzimmer, hörten zwei schwere Körper im Takt gegeneinanderklatschen. Dann begann die Frau zu stöhnen.
    Dorothy richtete sich im Bett auf und weinte um das, was sie verloren hatte.
    Undeutlich empfand sie, was geschehen war, als Strafe. Sie wußte, es hatte etwas damit zu tun, daß sie Edna Robert weggenommen hatte. Sie glaubte, bei anderen Männern wenigstens die körperliche Reaktion wiederfinden, sich möglicherweise dadurch befreien und zu Robert zurückkehren zu können. Als sie nach New York heimkehrten, suchte sie Abenteuer. In Gedanken hörte sie stets das Stöhnen und die Lustschreie des Paares im Hotelzimmer. Sie wollte nicht ruhen, bis auch sie wieder so empfinden konnte. Edna durfte ihr das nicht nehmen, durfte nicht alles Leben in ihr abtöten! Das war eine zu schwere Strafe für etwas, das nicht allein ihre Schuld war.
    Sie traf, sich wieder mit Donald. Aber Donald hatte sich verändert. War härter geworden, wie versteinert. Ehemals ein gefühlsbetonter, impulsiver junger Mann, war er jetzt vollkommen unpersönlich, reif, und suchte nur noch das Vergnügen.
    »Du weißt natürlich, wer dafür verantwortlich ist«, sagte er zu Dorothy. »Ich hätte ja nichts dagegen gehabt, wenn du entdeckt hättest, daß du mich nicht liebst, wenn du mich verlassen hättest, zu Robert gegangen wärst. Ich wußte, daß du dich zu ihm hingezogen fühltest, aber ich wußte nicht, wie sehr. Und ich konnte es dir nicht verzeihen, daß du uns in Paris beide gleichzeitig hattest. Wahrscheinlich habe ich dich oft genug nur wenige Minuten nach ihm genommen. Du hast die Gewalttätigkeit selbst herausgefordert. Ich wußte nicht, daß du von mir verlangtest, ich sollte Robert übertreffen, ihn aus deinem Körper vertreiben. Ich dachte, du wärst nur beinahe wahnsinnig vor Begierde. Also habe ich entsprechend reagiert. Du weißt, wie ich die Liebe mit dir betrieben habe, ich habe dich gebrochen, gebeugt, gequält. Einmal hast du sogar geblutet. Dann nahmst du ein Taxi und fuhrst von mir direkt zu ihm. Und außerdem hast du mir erzählt, daß du dich nach der Liebe nicht wäschst, weil du den Geruch liebst, der deine Kleider tränkt, weil du den Geruch liebst, der noch den ganzen Tag lang an dir haftet. Als ich das alles erfuhr, bin ich beinahe verrückt geworden; am liebsten härte ich dich umgebracht.«
    »Ich bin ausreichend bestraft worden«, gab Dorothy heftig zurück.
    Donald sah sie an. »Wie meinst du das?«
    »Seit ich mit Robert verheiratet bin, bin ich frigide.«
    Donald hob die Augenbrauen. Dann nahm sein Gesicht einen ironischen Ausdruck an. »Und warum erzählst du mir das? Erwartest du etwa von mir, daß ich dich wieder bluten lasse? Damit du, naß zwischen den Beinen, zu Robert zurückkehren und endlich bei ihm deinen Genuß finden kannst? Gott weiß, daß ich dich noch immer liebe. Aber mein Leben hat sich verändert. Ich halte jetzt nichts mehr von Liebe.«
    »Und wie lebst du?«
    »Ich habe meine kleinen Freuden. Ich lade gewisse, ausgewählte Freunde ein; ich biete ihnen zu trinken an; sie sitzen in meinem Zimmer – dort, wo du jetzt sitzt. Dann gehe ich in die Küche, mixe noch mehr Drinks und lasse sie eine kurze Weile allein. Sie kennen schon meinen Geschmack, meine kleinen Schwächen.
    Wenn ich zurückkomme… nun, dann sitzt sie vielleicht mit emporgestreiftem Rock in deinem Sessel, und er kniet vor ihr, betrachtet oder küßt sie, oder er sitzt im Sessel und sie…
    Was mir gefällt, ist die Überraschung und der Anblick der beiden. Sie bemerken mich nicht. Irgendwie ist es, wie es mit dir und Robert gewesen wäre, hätte ich Zeuge eurer kleinen Szenen sein können. Möglicherweise irgendeine Erinnerung. Und jetzt kannst du, wenn du magst, ein paar Minuten warten. Gleich wird ein Freund eintreffen. Ein ausnehmend attraktiver Mann.«
    Dorothy wollte gehen. Doch da entdeckte sie etwas, das sie innehalten ließ. Die Tür zu Donalds Bad stand offen. Auf einer Seite war ein Spiegel daran befestigt. Sie wandte sich zu Donald um. »Hör zu«, sagte sie, »ich bleibe hier. Aber darf ich auch einen Wunsch äußern? Einen, der deine Befriedigung nicht im geringsten beeinträchtigen wird?«
    »Was denn?«
    »Statt in die Küche zu gehen, wenn du uns allein läßt – würdest du dich für eine Weile ins Bad zurückziehen und in den Spiegel dort sehen?«
    Donald war einverstanden. John, sein Freund, traf kurz darauf ein. Er war von fabelhafter Statur, sein Gesicht jedoch verriet eine merkwürdige

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