Die verborgenen Fruechte
Penis fühlt nur seine eigene Ejakulation. Diesmal wollte Robert aber den Spasmus, diese wilde, kleine Umklammerung in Dorothy spüren. Er hielt den eigenen Orgasmus zurück. Sie konvulsierte. Der Augenblick schien gekommen. In der Woge seiner eigenen Lust vergaß er, sie zu beobachten. Und Dorothy hatte Erfolg mit ihrer Täuschung – unfähig, den Orgasmus zu erreichen, den sie erst eine Stunde zuvor erlebt hatte, als sie sich mit geschlossenen Augen vorstellte, es sei Robert, der sie nahm.
Schirokko
Immer, wenn ich in Deya zum Strand hinabging, begegnete ich dort zwei jungen Frauen, die eine zierlich und jungenhaft, mit kurzen Haaren und fröhlichem, rundem Gesicht; die andere wie eine Wikingerin, mit majestätischer Figur und stolzem Haupt.
Tagsüber hielten sie sich abseits. In Deya sprachen alle Fremden miteinander, denn es gab nur ein Lebensmittelgeschäft, und man traf sich auf dem kleinen Postamt. Doch die beiden Frauen wechselten mit niemandem ein Wort. Die große war schön, mit dichten Brauen, schwerem, dunklem Haar und hellblauen, von dichten Wimpern gerahmten Augen. Ich betrachtete sie stets voller Bewunderung.
Ihre Zurückhaltung beunruhigte mich. Sie waren nicht fröhlich. Sie lebten eine Art hypnotisches Leben. Sie schwammen ruhig, lagen lesend im Sand.
Dann kam der Schirokko von Afrika herüber. Er hält stets mehrere Tage an und ist nicht nur heiß und trocken, sondern zieht in einer Serie von Wirbeln einher, dreht sich hektisch, kreist die Menschen ein, fällt wie mit Hämmern über sie her, zerschlägt Türen, zerbricht Fensterläden, bläst einem feinen Sand in die Augen, den Hals, dörrt alles aus und reizt die Nerven. Man kann nicht schlafen, kann nicht Spazierengehen, kann nicht still sitzen, kann nicht lesen. Die Gedanken beginnen zu wirbeln wie der Wind.
Der Wind ist beladen mit Düften aus Afrika, mit schweren, sinnlichen Tiergerüchen. Er bringt eine Art Fieber und Unruhe der Nerven mit. Eines Nachmittags war ich von ihm überrascht worden, als ich noch eine halbe Stunde Fußmarsch nach Hause hatte. Vor mir schritten die beiden Frauen und hielten ihre Röcke fest, die ihnen der Wind über den Kopf zu blasen drohte. Als ich an ihrem Haus vorbeikam, sahen sie mich gegen den Staub und die blendende Hitze ankämpfen und sagten: »Kommen Sie doch herein und warten Sie ab, bis es ruhiger wird.«
Gemeinsam betraten wir das Haus. Sie wohnten in einem maurischen Turm, den sie für eine geringe Summe gekauft hatten. Die alten Türen schlossen nicht fest, und der Wind drückte sie immer wieder auf. Ich saß mit ihnen in einem großen, kreisrunden Zimmer mit Natursteinwänden und hübschen Möbeln.
Die jüngere verließ uns, um Tee zu machen. Ich blieb allein mit der Wikingerprinzessin, deren Gesicht vom Schirokkofieber gerötet war. »Dieser Wind macht mich noch verrückt, wenn er nicht aufhört«, sagte sie. Mehrmals erhob sie sich, um die Tür zu schließen. Es war, als begehre ein Eindringling Einlaß und werde jedesmal abgewiesen, nur um sogleich wieder die Tür zu öffnen. Die Frau schien das gespürt zu haben, denn sie begegnete diesem Eindringen mit Zorn und einer wachsenden Furcht. Doch das, was der Wind ins Turmzimmer hereinzudrücken schien, konnte die Wikingerin nicht ganz und gar abweisen, das wußte sie, und darum begann sie bald zu sprechen.
Sie sprach wie in einem dunklen Beichtstuhl, mit niedergeschlagenen Augen, ohne dem Priester ins Gesicht zu blicken, bemüht, aufrichtig zu sein und nichts zu vergessen.
»Ich dachte, hier könnte ich Frieden finden, doch seit dieser Wind angefangen hat, ist es, als rühre er alles auf, was ich vergessen will. Ich wurde in einer der uninteressantesten Westernstädte Amerikas geboren. Meine Zeit verbrachte ich damit, von fremden Ländern zu lesen, und war entschlossen, koste es, was es wolle, im Ausland zu leben. Ich liebte meinen Mann schon, bevor ich ihn persönlich kennenlernte, weil ich gehört hatte, daß er in China lebte. Als er sich in mich verliebte, hatte ich das bereits erwartet, als sei das alles vorausgeplant gewesen. Ich heiratete China. Ich vermochte ihn nicht als gewöhnlichen Mann zu sehen. Er war hochgewachsen, schlank, ungefähr fünfunddreißig, sah aber älter aus. Sein Leben in China war schwer gewesen. Über seinen Beruf ließ er sich nur unbestimmt aus: er hatte vieles getan, um Geld zu verdienen. Mit seiner Brille wirkte er wie ein Student. Irgendwie war ich in die Vorstellung China so sehr verliebt, daß es mir
Weitere Kostenlose Bücher