Die verborgenen Fruechte
Männer in ihrer Gegenwart den Mut verloren, ganz klein und schwach wurden, war ihr aus tiefstem Herzen zuwider. Nur die Schüchternen näherten sich ihr, als suchten sie ihre Kraft. Am liebsten hätte sie sie zerschmettert, wenn sie sah, wie sie auf ihren baumstarken Körper zugekrochen kamen. Die Vorstellung, zu dulden, daß sie ihr den Penis zwischen die Beine schoben, erschien ihr so abstoßend, als lasse sie ein Insekt an sich heraufkriechen. Während der anstrengende Versuch, Robert aus Ednas Leben zu verdrängen, ihn zu demütigen, zu vernichten, Begeisterung in ihr auslöste. Dann saßen sie zu dritt beisammen; Edna verbarg ihre negativen Gefühle für Harry, und Robert erbot sich nicht, mit ihr fortzugehen, dachte nicht nach, lebte nur in der romantischen Gegenwart – ein Träumer. Dorothy warf ihm dies vor. Edna verteidigte ihn; und die ganze Zeit saß sie da und dachte daran, wie ungestüm Robert sie beim erstenmal genommen hatte, dachte an die schmale Couch, auf der sie gelegen, an den staubigen Teppich, auf dem sie sich gewälzt hatten, dachte an seine Hände und daran, wie er in sie eingedrungen war.
»Das verstehst du nicht«, sagte Edna zu ihrer Schwester. »Du hast nie so geliebt.«
Daraufhin verstummte Dorothy.
Die beiden Schwestern schliefen in benachbarten Zimmern. Dazwischen lag ein großes Bad. Harry war wieder einmal für sechs Monate verreist. Bei Nacht ließ Edna Robert zu sich herein.
Eines Morgens, als sie aus dem Fenster blickte, sah Dorothy, daß Edna das Haus verließ. Sie wußte nicht, daß Robert noch in ihrem Zimmer schlief. Sie ging ins Badezimmer, um zu baden. Edna hatte ihre Zimmertür offen gelassen, und Dorothy, die sich allein glaubte, machte sich nicht die Mühe, sie zu schließen. An dieser Tür war ein Spiegel befestigt. Dorothy betrat das Bad und warf ihren Kimono ab. Sie steckte sich die Haare auf und schminkte sich das Gesicht. Sie besaß einen herrlichen Körper. Jede Bewegung, die sie vor dem Spiegel machte, brachte die provokativen, vollen, festen Rundungen ihrer Brüste und Gesäßbacken zur Geltung. In ihrem Haar glänzten Lichter; sie bürstete es. Dabei tanzten ihre Brüste. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und reckte sich zum Spiegel, um sich die Wimpern zu tuschen.
Als Robert erwachte, bot sich ihm vom Bett aus dieser Anblick – klar und deutlich im Spiegel zu sehen. Sofort durchflutete Wärme seinen Körper. Er warf die Decke zurück. Dorothy war immer noch im Spiegel zu sehen. Sie streckte sich, um nach der Haarbürste zu greifen. Robert konnte es nicht mehr aushalten. Er ging zur Badezimmertür und blieb dort stehen. Dorothy schrie nicht auf. Er war nackt; sein Penis reckte sich ihr entgegen, der Blick seiner braunen Augen versengte sie.
Als er einen Schritt auf sie zutrat, wurde Dorothy von einem seltsamen Zittern überfallen. Wider Willen drängte es sie, sich ihm zu nähern. Sie fielen einander in die Arme. Halb zerrte, halb trug er sie zum Bett. Es war wie die Fortsetzung ihres früheren Kampfes, denn sie wehrte sich heftig, doch jede ihrer Bewegungen veranlaßte ihn nur, den Druck seiner Knie, seiner Hände, seines Mundes zu verstärken. Robert war rasend vor Gier, ihr wehzutun, sie seinem Willen zu unterwerfen, ihr Widerstand heizte seine Muskeln an und schürte seinen Zorn. Als er sie nahm, ihre Jungfräulichkeit durchstieß, biß er sie, um den Schmerz zu vergrößern. Das Gefühl, das sein Körper auf dem ihren hervorrief, ließ sie keine Notiz davon nehmen. Wo er sie berührte, geriet sie in Flammen; und nach dem anfänglichen Schmerz schien es, als stehe ihr Schoß ebenfalls in Flammen. Als es vorbei war, sehnte sie sich schon wieder nach ihm. Jetzt war sie es, die seinen Penis in die Hand nahm und ihn wieder einführte, und stärker als der Schmerz war die Ekstase, als er sich in ihr bewegte. Robert hatte ein heftigeres Gefühl, einen kräftigeren Duft entdeckt: den Geruch von Dorothys Haar, ihres Körpers, ihre Kraft, als sie ihn umschloß. Innerhalb einer Stunde hatten sie seine Gefühle für Edna ausgelöscht.
Hinterher war Dorothy stets wie besessen, wenn sie an Robert dachte, der auf ihr lag und so weit emporglitt, daß er seinen Penis zwischen ihren Brüsten reiben konnte, der dann noch weiter emporglitt, bis zu ihrem Mund, und stets wurde sie von einem Schwindelgefühl überfallen, wie man es erlebt, wenn man an einem Abgrund steht, von einem Gefühl, des Stürzens, der Vernichtung.
Sie wußte nicht, wie sie Edna je wieder in
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