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Die verborgenen Fruechte

Die verborgenen Fruechte

Titel: Die verborgenen Fruechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaïs Nin
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schien, mein Mann sei kein Weißer, sondern ein Orientale. Ich glaubte sogar, er rieche anders als andere Männer.
    Kurz darauf reisten wir nach China. Als ich dort eintraf, fand ich ein reizendes, zierliches Haus voller Dienstboten vor. Daß die Frauen ausnehmend schön waren, erschien mir nicht seltsam. So hatte ich sie mir vorgestellt. Sie bedienten mich, wie ich fand, sklavisch, bewundernd. Sie bürsteten mir das Haar, lehrten mich, Blumen zu arrangieren, in ihrer Sprache zu singen, zu schreiben und zu sprechen.
    Wir schliefen in getrennten Zimmern, aber die Wände waren wie Papier. Die Betten waren hart, niedrig und mit dünnen Matratzen belegt, so daß ich anfangs gar nicht gut schlief.
    Mein Mann pflegte eine Weile bei mir zu bleiben und dann zu gehen. Mit der Zeit hörte ich Geräusche aus dem Nebenzimmer, Geräusche wie von miteinander ringenden Körpern. Ich hörte das Rascheln von Matten, gelegentlich auch unterdrücktes Gemurmel. Anfangs war mir nicht ganz klar, was da vorging. Also stand ich geräuschlos auf und öffnete die Tür. Da sah ich, daß mein Mann mit zwei oder drei Dienstmädchen zusammen im Bett lag und sie liebkoste. Im Halbdunkel waren ihre Körper völlig ineinander verschlungen. Als ich hereinkam, schickte er die Mädchen fort. Ich weinte.
    Mein Mann sagte zu mir: ›Ich lebe schon so lange in China, daß ich mich an sie gewöhnt habe. Dich habe ich geheiratet, weil ich mich in dich verliebt hatte, aber ich vermag dich nicht so zu genießen wie diese anderen Frauen… Warum, kann ich dir nicht sagen.‹
    Aber ich bat ihn, mir die Wahrheit zu sagen, ich bat und bettelte. Nach einer Weile sagte er: ›Sie sind sexuell so klein, und du bist größer…‹
    ›Was soll ich nun machen?‹ fragte ich ihn. ›Wirst du mich heimschicken? Ich kann hier nicht leben, während du im Nebenzimmer andere Frauen liebst.‹
    Er versuchte mich zu trösten, zu beruhigen. Er streichelte mich sogar, aber ich wandte mich ab und schlief weinend ein.
    Am nächsten Abend, als ich im Bett lag, kam er zu mir und sagte lächelnd: ›Wenn du mich liebst und mich nicht wirklich verlassen willst, laß mich etwas ausprobieren, das uns vielleicht hilft, Freude aneinander zu finden, ja?‹
    Ich war so verzweifelt und eifersüchtig, daß ich versprach, alles zu tun, was er von mir verlangte.
    Nun entkleidete sich mein Mann, und ich sah, daß sein Penis in einem Gummiüberzug steckte, der mit kleinen Gummidornen besetzt war. Das machte ihn riesig. Und ängstigte mich. Aber ich duldete, daß er mich nahm. Zuerst tat es weh, obwohl die Dornen aus Gummi waren, doch als ich sah, daß er es genoß, ließ ich ihn weitermachen. Meine ganze Sorge galt nun der Frage, ob dieser Genuß bewirken würde, daß er mir treu blieb. Er schwor mir, daß er mir treu sein werde, daß er seine Chinesinnen nicht mehr begehre. Aber bei Nacht lag ich wach und lauschte auf Geräusche aus seinem Zimmer.
    Ein- oder zweimal war ich überzeugt, etwas zu hören, aber ich hatte nicht den Mut, mich zu vergewissern. Ich wurde verfolgt von der Idee, mein Geschlecht werde immer größer und ich könne ihm immer weniger Genuß verschaffen. Schließlich erreichte meine Angst ein Stadium, in dem ich krank wurde und meine Schönheit zu verlieren begann. Da beschloß ich, davonzulaufen. Ich ging nach Shanghai und mietete mich in einem Hotel ein. Ich hatte meinen Eltern um Geld für die Heimreise gekabelt.
    In diesem Hotel lernte ich einen amerikanischen Schriftsteller kennen, einen hochgewachsenen Mann, schwer, ungeheuer dynamisch, der mich behandelte, als wäre ich ein Mann, ein Kamerad. Wir gingen zusammen aus. Wenn er glücklich war, schlug er mir kräftig auf den Rücken. Wir tranken und erforschten Shanghai.
    Einmal betrank er sich in meinem Zimmer, und wir begannen zu ringen wie Männer. Er ersparte mir keinen Trick. Wir lagen da in allen möglichen Posen und verrenkten uns die Glieder. Einmal hatte er mich zu Boden gedrückt und ich ihm die Beine um den Hals geklammert, dann lag ich wieder auf dem Bett, den Kopf zurückgebogen, daß er den Fußboden berührte. Ich dachte, gleich werde mein Rückgrat brechen. Ich liebte seine Kraft und sein Gewicht, das auf mir lastete. Ich roch seinen Körper, als wir uns aneinanderpreßten. Wir keuchten. Ich stieß mir den Kopf an einem Stuhlbein. Wir rangen endlos.
    Wenn ich mit meinem Mann zusammen war, hatte er es immer geschafft, daß ich mich meiner Größe, meiner Kraft schämte. Dieser Mann aber nannte alles beim

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