Die verborgenen Fruechte
hatte.
Sie lachte. »Du Dummer! Du kitzelst mich. Du tust mir weh.«
Aber allmählich, in ihrem weiblichen Stolz geschmeichelt durch die Bewunderung, die er ihrem Körper zollte, gab sie ihm nach, duldete, daß er sie behandelte wie ein Kind, mit sanften Ermahnungen, als erleide sie eine angenehme Folter.
Befreit von seinen Hüllen, schimmerte ihr Körper weiß wie Perlmutt. Maria schloß die Augen, als wolle sie vor der Scham ihrer Nacktheit fliehen. Ihre graziöse Gestalt auf dem glatten Laken machte die Augen des Künstlers trunken.
»Du bist Goyas faszinierende kleine Maja«, sagte er.
In den darauffolgenden Wochen wollte sie ihm weder Modell stehen noch dulden, daß er andere Modelle benutzte. Sie erschien unerwartet im Atelier und plauderte mit ihm, während er malte. Als sie eines Nachmittags plötzlich sein Atelier betrat, sah sie auf dem Podest, von ein paar Pelzen kaum verhüllt, eine nackte Frau liegen, die die Kurven ihres elfenbeinweißen Rückens zeigte.
Später machte Maria ihm eine Szene. Novalis bat sie, ihm Modell zu stehen; sie kapitulierte. Von der Hitze ermattet, schlief sie ein. Er arbeitete drei Stunden lang ohne Pause.
Mit freimütiger Unbescheidenheit bewunderte sie sich auf der Leinwand wie sonst in dem großen Schlafzimmerspiegel. Geblendet von der Schönheit ihres Körpers, verlor sie für einen Moment ihre Hemmungen. Außerdem hatte Novalis dem Körper ein anderes Gesicht gegeben, so daß niemand sie erkennen würde.
Danach jedoch verfiel Maria wieder in ihre alten Denkgewohnheiten und weigerte sich, Modell zu stehen. Jedesmal, wenn Novalis ein Modell engagierte, machte sie eine Szene, beobachtete ihn, lauschte an Türen und stritt unablässig mit ihm herum.
Vor Unruhe und morbiden Ängsten wurde sie sogar krank und litt an Schlaflosigkeit. Der Arzt gab ihr Pillen, die ihr zu tiefem Schlaf verhalfen.
Wie Novalis feststellte, hörte sie nichts, wenn sie diese Pillen genommen hatte – nicht, wenn er aufstand und umherging, ja nicht einmal, wenn er etwas fallen ließ. Eines Morgens erwachte er früh, weil er arbeiten wollte, und beobachtete sie im Schlaf, der so tief war, daß sie sich kaum regte. Da kam ihm eine seltsame Idee.
Er schlug die Laken zurück, die sie bedeckten, und hob ganz langsam ihr seidenes Nachthemd. Er konnte es über ihre Brüste hinauf schieben, ohne daß sie erwachte. Jetzt lag ihr Körper offen da, und er konnte ihn studieren, solange er wollte. Die Arme hatte sie seitlich ausgestreckt; ihre Brüste ruhten wie eine Opfergabe vor seinen Augen. Er war erregt vor Sehnsucht nach ihr und wagte es dennoch nicht, sie zu berühren. Statt dessen holte er Zeichenpapier und -stifte, setzte sich ans Bett und skizzierte sie. Beim Arbeiten hatte er das Gefühl, jede vollkommene Linie ihres Körpers zu streicheln.
Zwei Stunden lang konnte er ungestört arbeiten. Als er bemerkte, daß die Wirkung der Schlaftabletten nachließ, zog er das Nachthemd wieder herab, bedeckte sie mit dem Laken und verließ das Zimmer.
Später bemerkte Maria zu ihrem Erstaunen an ihrem Mann eine ganz neue Begeisterung für die Arbeit. Tagelang schloß er sich im Atelier ein und malte nach den Bleistiftskizzen, die er am Morgen angefertigt hatte.
Auf diese Weise schuf er mehrere Gemälde von ihr, immer liegend, immer im Schlaf, genau wie am ersten Tag, als sie für ihn posiert hatte.
Maria war verblüfft über die Besessenheit. Sie hielt die Bilder für Wiederholungen ihres ersten Posierens. Jedesmal gab er ihr ein fremdes Gesicht. Und da ihr Ausdruck normalerweise ernst und streng war, kam niemand, der diese Gemälde sah, auch nur entfernt auf die Idee, dieser so sinnliche Körper könne der ihre sein.
Novalis begehrte seine Frau nicht mehr, wenn sie wach war, mit ihrer puritanischen Miene und dem harten Blick. Er begehrte sie nur, wenn sie schlief, selbstvergessen, üppig und weich.
Er malte sie ununterbrochen. Wenn er mit einem neuen Bild allein im Atelier war, legte er sich davor auf die Couch, und wenn sein Blick auf Majas Brüsten ruhte, auf dem Tal ihres Bauches, auf dem Haar zwischen ihren Beinen, durchdrang ihn ein Gefühl der Wärme. Er spürte, wie sich eine Erektion ankündigte. Und staunte über die intensive Wirkung des Bildes. Ohne den Blick von dem Gemälde zu lösen, stellte er sich vor, die Maja berühre ihn mit ihren schönen Händen; er öffnete seine Hose und begann sich langsam zu liebkosen… Nach dem Genuß lag er erschöpft vor seinem Bild.
Am nächsten Morgen
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