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Die verborgenen Fruechte

Die verborgenen Fruechte

Titel: Die verborgenen Fruechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaïs Nin
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gibt es kleine Logen, die vollkommen dunkel und durch Vorhänge abgeteilt sind, so daß man sich während der Vorstellung auf dem Fußboden lieben kann, ohne gesehen zu werden. Es ist alles so frei, so leicht. Es gibt keine Polizisten. Eine Bekannte von mir, die von einem Mann verfolgt und belästigt wurde, beschwerte sich bei dem Polizisten an der Ecke. Er lachte nur und antwortete: ›Es wird Ihnen eines Tages noch unangenehmer sein, wenn kein Mann Sie mehr belästigen will, oder? Sie sollten dankbar sein, statt sich zu ärgern.‹ Und er weigerte sich, ihr zu helfen. «
    Dann fragte mein Bewunderer mit gesenkter Stimme: »Würden Sie heute mit mir essen und anschließend ins Theater gehen?« Er wurde mein erster richtiger Liebhaber. Reynolds und Stephen hatte ich bald vergessen. Sie kamen mir nun wie Kinder vor.

Die Königin



Der Maler saß neben seinem Modell, mischte Farben und erzählte dabei von den Huren, die Eindruck auf ihn gemacht hatten. Sein Hemd stand offen und zeigte einen kräftigen, glatten Hals mit einem Tuff dunkler Haare; den Gürtel hatte er, um es bequemer zu haben, gelockert, an seiner Hose fehlte ein Knopf, und die Ärmel hatte er der größeren Bewegungsfreiheit wegen aufgekrempelt.
    »Mir ist eine Hure deswegen am liebsten«, sagte er, »weil ich das Gefühl habe, sie wird sich nie an mich hängen, sich nie gefühlsmäßig mit mir einlassen. Das bewirkt, daß ich mich frei fühle. Ich brauche sie nicht zu umwerben. Die einzige Frau, die mir jemals einen ebenso großen Genuß verschaffen konnte, war eine Frau, die unfähig war, sich zu verlieben, die sich hingab wie eine Hure, die die Männer, denen sie sich hingab, verabscheute. Diese Frau war ehemals eine Hure gewesen und jetzt kälter als ein Marmorbild. Die Maler hatten sie entdeckt und benutzten sie als Modell. Sie war ein großartiges Modell. Sie war die Quintessenz einer Hure. Irgendwie bringt der ständig dem Verlangen unterworfene kalte Schoß einer Hure ein Phänomen hervor. Die ganze Erotik gelangt an die Oberfläche. Ständig einen Penis in sich zu haben, bewirkt etwas Faszinierendes bei einer Frau. Der Schoß scheint in jedem ihrer Aspekte exponiert, gegenwärtig zu sein.
    Irgendwie scheint sogar das Haar einer Hure von Sex durchtränkt. Das Haar dieser Frau… Es war das sinnlichste Haar, das ich jemals gesehen habe. Die Medusa muß solches Haar gehabt haben und damit die Männer verführt haben, die in ihren Bann gerieten. Es war schwer, voller Leben, und so duftend, als wäre es in Samen gebadet worden. Ich hatte immer das Gefühl, als wäre es um einen Penis gewickelt und mit Sekret getränkt worden. Es war eine Art Haar, wie ich es gern um mein eigenes Geschlecht gewickelt hätte. Warm und nach Moschus duftend, ölig, stark. Das Haar eines Tieres. Es sträubte sich, wenn man es berührte. Schon wenn ich mit den Fingern hindurchfuhr, bekam ich eine Erektion. Ich wäre zufrieden gewesen, hätte ich nur ihr Haar berühren können. Aber es war nicht ihr Haar allein. Auch ihre Haut war erotisch. Sie lag stundenlang da und ließ sich von mir streicheln, lag da wie ein Tier, ganz still, träge… Ihre Haut war so durchsichtig, daß am ganzen Körper türkisblaue Linien sichtbar waren, und ich hatte nicht nur das Gefühl Seide zu berühren, sondern außerdem lebendige Adern, Adern, die so lebendig waren, daß ich bei der Berührung das Strömen des Blutes unter ihrer Haut zu spüren vermeinte. Ich lag gern an ihr Hinterteil geschmiegt und streichelte sie, um die Kontraktionen ihrer Muskeln zu fühlen, die ihre Reaktion verrieten.
    Ihre Haut war trocken wie Wüstensand. Wenn wir im Bett lagen, war es zuerst kühl, dann aber wurde es warm, schließlich fieberheiß. Ihre Augen – es ist unmöglich, ihre Augen zu schildern, es sei denn, indem man sagt, sie waren die Augen eines Orgasmus. Das, was ununterbrochen in ihren Augen geschah, war etwas so Heißes, so Entflammendes, so Intensives, daß ich manchmal, wenn ich sie offen ansah und fühlte, wie sich mein Penis aufrichtete und pulste, daß ich dann das Gefühl hatte, in ihren Augen pulsierte ebenfalls etwas. Sie konnte diese Reaktion ganz auf ihre Augen beschränken, diese so absolut erotische Reaktion, die den Eindruck vermittelte, dort drinnen rollten Wellen der Erregung, Teiche der Raserei… etwas Allesverschlingendes, das an einem Mann emporzüngeln konnte wie eine Flamme, das ihn vernichten konnte – im Bann eines niemals zuvor ausgekosteten Lustgefühls.
    Sie war die

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