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Die verborgenen Fruechte

Die verborgenen Fruechte

Titel: Die verborgenen Fruechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaïs Nin
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trat ich ihn kräftig, während ich den Telefonhörer hielt und versuchte, die Unterhaltung mit Stephen weiterzuführen. Er ließ sich nicht entmutigen, sondern versuchte, meinen Popo zu betasten. Ich trat ihn noch einmal.
    Stephen fragte: »Wie? Was hast du gesagt?«
    Ich beendete das Gespräch und drehte mich zu dem Mann um. Er war fort.
    Die Einkäufer bewunderten unsere körperlichen Attribute nicht minder als die Kleider. Der Verkaufsleiter war sehr stolz auf mich und sagte oft, die Hand auf meinem Kopf: »Sie ist eigentlich Malermodell.«
    Das bewirkte, daß ich mich nach dem Modellstehen zurücksehnte. Ich wollte nicht, daß Reynolds oder Stephen mich hier in einem häßlichen Bürogebäude fanden, wo ich vor häßlichen Verkäufern und Einkäufern Kleider vorführen mußte.
    Schließlich wurde ich aufgefordert, im Atelier eines südamerikanischen Malers Modell zu stehen. Er hatte ein feminines Gesicht, bleich, mit riesigen schwarzen Augen, langes schwarzes Haar, und seine Gesten waren schlaff und weibisch. Sein Atelier war wunderschön: luxuriöse Teppiche, große Gemälde von nackten Frauen, seidene Vorhänge; außerdem brannte Räucherwerk. Er erklärte, ich müsse eine sehr schwierige Pose einnehmen. Als er mich fragte, ob ich schon einmal geritten sei, antwortete ich, ja, als kleines Mädchen.
    »Wunderbar! « sagte er. »Genau, was ich suche. Also, hier habe ich einen Apparat konstruiert, der mir genau den Effekt verschafft, den ich benötige.«
    Es war eine Pferdeattrappe ohne Kopf, nur Körper und Beine mit dem Sattel.
    »Leg zuerst die Kleider ab, dann werde ich's dir zeigen«, sagte er. »Ich habe Schwierigkeiten mit diesem Teil der Pose. Die Frau wirft den Oberkörper zurück, weil das Pferd mit ihr durchgeht – so.« Er setzte sich auf die Pferdeattrappe und zeigte es mir.
    Inzwischen hatte ich die Scheu beim Nacktposieren verloren. Ich zog mich aus, setzte mich auf das Pferd und lehnte mich weit zurück, die Arme emporgeworfen, die Beine um die Flanken des Pferdes geklammert, um nicht zu fallen. Der Maler war einverstanden. Er trat zurück und betrachtete mich. »Die Pose ist schwierig, daher erwarte ich nicht, daß du sie sehr lange hältst. Sag mir Bescheid, wenn du müde wirst.«
    Er studierte mich von allen Seiten. Dann kam er zu mir und erklärte: »Als ich die Skizze anfertigte, war dieser Körperteil hier, zwischen den Beinen, deutlich zu sehen.« Er berührte mich ganz leicht, als gehöre das zu seiner Arbeit. Ich zog den Bauch ein wenig ein und schob die Hüften vor. »Jetzt ist es großartig«, lobte er. »Bleib so.«
    Er begann zu zeichnen. Während ich dasaß, fiel mir auf, daß der Sattel eine ganz besondere Eigenheit hatte. Die meisten Sättel sind so geformt, daß sie den Konturen des Gesäßes folgen, und wölben sich dann zum Sattelknauf, an dem sich das Geschlecht der Reiterinnen zuweilen reibt. Ich hatte beides, die Vor- und die Nachteile dieser Stütze dort, oft genug selber erlebt. Einmal löste sich mein Strumpfband vom Strumpf und begann in der Reithose umherzutanzen. Meine Begleiter galoppierten, und ich wollte nicht zurückbleiben, also ritt ich weiter. Das Strumpfband rutschte schließlich zwischen mein Geschlecht und den Sattel und tat mir weh. Mit zusammengebissenen Zähnen ritt ich weiter. Der Schmerz war seltsamerweise mit einem Gefühl untermischt, das ich nicht definieren konnte. Ich war damals ein sehr junges Mädchen und wußte noch gar nichts über den Sex. Ich dachte, das Geschlecht einer Frau befinde sich innerhalb ihres Körpers, und hatte keine Ahnung von der Klitoris. Nach dem Ritt hatte ich Schmerzen. Das erwähnte ich einem Mädchen gegenüber, das ich gut kannte, und wir begaben uns beide ins Bad. Sie half mir aus der Reithose, aus dem kleinen Strumpfhaltergürtel und fragte dann: »Bist du verletzt? Das ist eine sehr empfindliche Stelle. Wenn du da verletzt bist, kannst du vielleicht niemals mehr Lust empfinden.«
    Ich ließ sie nachsehen. Die Stelle war rot und ein wenig geschwollen, aber es tat nicht sehr weh. Am meisten beunruhigte mich das, was sie gesagt hatte: daß mich diese Verletzung großer Freuden berauben könnte, großer, mir noch unbekannter Freuden. Sie bestand darauf, die Stelle mit feuchter Watte zu betupfen, streichelte mich und küßte mich schließlich, damit »alles gut« wurde.
    Ich wurde mir dieses Körperteils sehr bewußt. Vor allem, wenn wir lange in großer Hitze ritten, empfand ich eine so starke Wärme, eine so starke Regung

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