Die verborgenen Fruechte
Königin der Huren – Bijou. Jawohl, Bijou. Vor wenigen Jahren noch konnte man sie in einem kleinen Café vom Montmartre wie eine orientalische Fatima sitzen sehen, immer noch bleich, die Augen immer noch glühend. Sie war wie ein nach außen gestülpter Schoß. Ihr Mund war kein Mund, bei dem man an einen Kuß dachte, oder an Essen; kein Mund zum Sprechen, zum Wortebilden, zum Begrüßen – nein, er war wie der Mund des weiblichen Geschlechtes selbst, die ganze Form, die Art, wie er sich bewegte – als wolle er verschlingen, erregen – immer feucht, rot und lebendig wie die Lippen eines liebkosten Geschlechts… Jede Bewegung dieses Mundes besaß die Macht, dieselbe Bewegung, dieselbe Vibration im Glied des Mannes hervorzurufen, als wäre sie ansteckend, direkt und unmittelbar. Während er sich bewegte wie eine Woge, die zu brechen und zu verschlingen droht, bestimmte er die Bewegung des Penis, das Vibrieren des Blutes. Wenn er feucht wurde, löste er meine erotische Sekretion aus.
Irgendwie wurde Bijous Körper nur von der Erotik getrieben, von einer genialen Begabung für den Ausdruck des Verlangens in jeglicher Form. Es war unanständig, sage ich dir! Es war, als nehme man sie in aller Öffentlichkeit, vor aller Augen.
Sie hielt nichts für die Nacht, fürs Bett zurück. Es war alles ganz offen, deutlich erkennbar. Sie war in der Tat die Königin der Huren, besitzergreifend in jedem Moment ihres Lebens, sogar beim Essen; und wenn sie Karten spielte, saß sie nicht etwa passiv da, ihr Körper jeglicher Sinnlichkeit beraubt, wie andere Frauen dasitzen würden, wenn ihre Aufmerksamkeit dem Kartenspiel gilt. Sondern man spürte an der Haltung ihres Körpers, an der Art, wie sich ihr Hinterteil in den Sitz schmiegte, daß alles in ihr noch immer auf Besitz aus war. Mit ihren vollen Brüsten berührte sie fast den Tisch. Wenn sie lachte, war es das sexuelle Lachen einer befriedigten Frau, das Lachen eines Körpers, der sich mit jeder Pore, mit jeder Zelle der Lust hingab, von der ganzen Welt geliebkost zu werden. Manchmal, wenn ich auf der Straße hinter ihr ging und sie nicht wußte, daß ich da war, sah ich, daß sogar kleine Jungen ihr folgten. Männer folgten ihr, bevor sie auch nur ihr Gesicht gesehen hatten. Es war, als lasse sie eine animalische Witterung hinter sich. Seltsam, die Wirkung, wenn ein Mann ein wahrhaft sexuelles Tier vor sich hat! Die animalische Natur der Frau wird immer so sorgfältig kaschiert; Lippen, Hinterteil und Beine werden so zurechtgemacht, daß sie ganz anderen Zwecken dienen, werden, wie ein leuchtend buntes Federkleid, dazu benutzt, den Mann von seiner Begierde abzulenken, statt sie herauszufordern.
Jene Frauen, die unverhohlen sexuell sind, denen der Schoß deutlich im Gesicht geschrieben steht, die im Mann den Wunsch erwecken, ihnen sofort den Penis entgegenzurecken; jene Frauen, für die Kleider lediglich dazu dienen, bestimmte Körperteile herauszustreichen – wie etwa die Frauen, die einen Cul de Paris trugen, um ihr Hinterteil zu betonen, und die Frauen, die Korsetts trugen, von denen ihr Busen aus den Kleidern herausgedrückt wurde –, jene Frauen, die uns ihren Sex ins Gesicht schreien, mit ihrem Haar, ihren Augen, ihrer Nase, ihrem Mund, ihrem ganzen Körper – das sind Frauen, wie ich sie liebe.
Die anderen… Wie muß man nach dem Animalischen in ihnen suchen! Sie haben es verwässert, kaschiert, parfümiert, damit es nach etwas anderem riecht – wonach? Nach Engeln?
Ich will dir erzählen, was mir einmal mit Bijou passiert ist. Bijou war von Natur aus treulos. Sie bat mich, sie für ein Künstlerfest zu bemalen. Es war in einem Jahr, in dem die Maler und Modelle als afrikanische Wilde kostümiert kommen sollten. Bijou bat mich, sie künstlerisch zu bemalen, und kam deshalb schon zwei Stunden vor dem Fest zu mir ins Atelier. Ich begann ihren Körper mit afrikanischen Mustern meiner eigenen Phantasie zu dekorieren. Bijou stand splitternackt vor mir, und ich begann zunächst stehend ihre Schultern und Brüste zu bemalen, um mich anschließend zu bücken und Bauch und Rücken zu bemalen, und schließlich hinzuknieen, um den unteren Teil ihres Körpers und ihre Beine zu bemalen… Ich bemalte sie liebevoll, hingebungsvoll, als vollzöge ich einen Akt der Anbetung.
Ihr Rücken war breit, kräftig wie der Rücken eines Zirkuspferdes. Ich hätte sie besteigen können, ohne daß sie unter der Last zusammengebrochen wäre. Ich hätte mich auf diesen Rücken setzen,
Weitere Kostenlose Bücher