Die verborgenen Fruechte
den Wurzeln der Wirbelsäule verliefen. Jede Stelle, die er küßte, feierte er mit bewundernden Worten, pries die Grübchen am unteren Ende des Rückens, die festen Gesäßbacken, die Biegung ihres Rückens, durch die ihr Gesäß hinausgedrückt wurde – »wie bei einer Farbigen«, erklärte er ihr.
Er umspannte ihre Knöchel mit den Fingern, bewunderte ihre Füße, die ebenso perfekt geformt waren wie ihre Hände, streichelte immer wieder die glatten, statuesken Linien ihres Halses, wühlte in ihrem langen, schweren Haar.
Ihre Augen waren lang und schmal wie die einer Japanerin, ihr voller Mund stand immer ein wenig offen. Ihre Brust wogte, als er sie küßte und die schräg abfallende Linie ihrer Schultern mit den Zähnen zeichnete. Und als sie dann stöhnte, verließ er sie, schloß sorgfältig das weiße Netz um sie, verhüllte sie wie einen Schatz, ließ sie allein, während ihr zwischen den Schenkeln die Nässe aufstieg.
Eines Nachts konnte sie, wie gewöhnlich, nicht schlafen. Nackt richtete sie sich in ihrem Wolkenbett auf. Als sie sich erhob, um nach Kimono und Pantöffelchen zu greifen, löste sich ein winziger Tropfen Honig von ihrem Geschlecht, rollte an ihrem Bein herab, befleckte den weißen Teppich. Fay war verblüfft über Alberts Selbstbeherrschung, über seine Zurückhaltung. Wie konnte er nach diesen Küssen und Liebkosungen seine Begierde unterdrücken und schlafen? Er hatte sich nicht einmal ganz ausgezogen. Seinen Körper hatte sie noch nie gesehen.
Sie beschloß, das Zimmer zu verlassen und umherzuwandern, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Ihr ganzer Körper pulsierte. Langsam schritt sie die breite Treppe hinab und in den Garten. Der Blumenduft war betäubend. Träge senkten sich die Zweige über sie, und die moosbewachsenen Pfade machten ihren Schritt vollkommen lautlos. Sie hatte das Gefühl, zu träumen. Lange wanderte sie ziellos umher. Dann schrak sie zusammen, weil sie ein Geräusch hörte. Es war ein Stöhnen, ein rhythmisches Stöhnen wie das Klagen einer Frau. Das Mondlicht, das zwischen den Zweigen hindurchfiel, zeigte ihr eine farbige Frau, die nackt auf dem Moos lag; und Albert lag auf ihr. Ihr Stöhnen war ein Stöhnen der Lust. Albert kauerte über ihr wie ein wildes Tier und stieß in sie hinein. Auch er keuchte unartikulierte Laute; und Fay sah, wie sie sich vor ihren Augen in ungezügelter Lust wanden.
Keiner von beiden bemerkte Fay. Sie schrie nicht auf. Zunächst war sie vom Schmerz gelähmt. Dann eilte sie ins Haus zurück, erfüllt vom demütigenden Bewußtsein ihrer Jugend, ihrer Unerfahrenheit; Selbstzweifel quälten sie. War es ihre Schuld? Wo lag ihr Fehler? Was hatte sie Albert zu geben versäumt, obwohl er es brauchte? Warum hatte er sie verlassen und zu einer Farbigen gehen müssen? Die wilde Szene quälte sie. Sie machte sich Vorwürfe, daß sie dem Zauber seiner Liebkosungen verfallen war und möglicherweise nicht so reagiert hatte, wie er es wollte. Sie fühlte sich durch die eigene Feminität verdammt.
Albert hätte sie alles lehren können. Er hatte gesagt, er wolle sie langsam gewinnen, er werde warten. Er hätte nur ein paar Worte zu flüstern brauchen. Sie war bereit, ihm zu gehorchen. Sie wußte, daß er älter und daß sie noch unschuldig war. Sie hatte erwartet, daß er sie alles lehrte. In dieser Nacht wurde Fay zur Frau, hielt ihren Schmerz geheim, suchte ihr Glück mit Albert zu bewahren, Klugheit und Subtilität zu beweisen. Als er an ihrer Seite lag, flüsterte sie ihm zu: »Ich wünschte, du würdest deine Kleider ablegen.«
Er schien verblüfft, war aber einverstanden. Und sie sah neben sich einen jugendlich-schlanken Körper mit dem schneeweiß schimmerndem Haar, eine seltsame Mischung aus Jugend und Alter. Er begann sie zu küssen. Dabei schob sich ihre Hand schüchtern auf seinen Körper zu. Anfangs war sie noch etwas ängstlich. Sie berührte seine Brust. Dann seine Hüften. Er fuhr fort, sie zu küssen. Ihre Hand tastete langsam nach seinem Penis. Er wich ein wenig zurück. Das Glied war schlaff. Er wich weiter zurück und begann sie zwischen den Beinen zu küssen. Immer wieder flüsterte er denselben Satz: »Du hast den Körper eines Engels. Es ist unmöglich, daß ein solcher Körper geschlechtlichen Verkehr hat. Du hast den Körper eines Engels.«
Da schlug der Zorn über Fay zusammen wie ein Fieber, der Zorn darüber, daß er seinen Penis ihrer Hand entzogen hatte. Sie richtete sich auf, daß ihr das Haar wirr auf die Schulter
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