Die verborgenen Fruechte
fiel, und sagte: »Ich bin aber kein Engel, Albert. Ich bin eine Frau. Ich will, daß du mich liebst wie eine Frau.« Dann kam die traurigste Nacht, die Fay je erlebt hatte, denn Albert versuchte sie zu nehmen und konnte es nicht. Er führte ihr die Hände, damit sie ihn streichelte. Sein Penis wurde hart, er suchte ihn zwischen ihre Brüste zu bringen, und dann erschlaffte er in ihren Händen. Er war verkrampft, still. Sie sah die Qual in seinem Gesicht. Er versuchte es immer wieder. »Warte nur noch ein bißchen«, sagte er. »Bitte, warte noch ein bißchen.« Er sagte es demütig, sanft. Fay lag da, wie es ihr schien, die ganze Nacht hindurch, feucht, voller Begierde, erwartungsvoll, und die ganze Nacht lang wiederholte er seine vergeblichen Versuche, versagte, zog sich zurück, küßte sie wie zur Versöhnung. Da begann Fay zu weinen.
Diese Szene wiederholte sich zwei oder drei Nächte hindurch; dann kam Albert nicht mehr zu ihr ins Zimmer.
Und beinahe jeden Tag sah Fay Schatten im Garten. Schatten, die sich umarmten. Sie wagte das Zimmer nicht zu verlassen. Das ganze Haus war mit Teppichen ausgelegt und lautlos, und als sie einmal die Treppe emporstieg, sah sie, wie Albert hinter einem der farbigen Mädchen hinaufging und ihr die Hand unter den weiten Rock schob.
Fay war wie besessen von den stöhnenden Lauten. Ihr schien, als verstummten sie niemals. Einmal begab sie sich zu den Zimmern der farbigen Mädchen, die in einem gesonderten kleinen Haus untergebracht waren, und lauschte. Sie hörte das gleiche Stöhnen wie damals im Park. Sie brach in Tränen aus. Eine Tür wurde geöffnet. Aber es war nicht Albert, der herauskam, sondern einer der farbigen Gärtner. Er fand die weinende Fay.
Schließlich nahm Albert sie unter außergewöhnlichen Umständen doch noch. Sie wollten eine Gesellschaft für spanische Freunde geben. Obwohl Fay sonst selten einkaufte, fuhr sie in die Stadt, um einen bestimmten Safran für den Reis zu besorgen, eine ungewöhnliche Sorte, die soeben erst mit einem Schiff aus Spanien eingetroffen war. Es machte ihr Freude, den frisch ausgeladenen Safran zu kaufen. Sie hatte Gerüche schon immer geliebt, die vielen Gerüche des Hafens, der Lagerhäuser. Als man ihr die Safranpäckchen reichte, steckte sie sie in ihre Handtasche, die sie, unter den Arm geklemmt, unmittelbar an ihrer Brust trug. Der Geruch war kräftig; er durchdrang ihre Kleider, ihre Hände, ihren Körper.
Als sie heimkam, wartete Albert bereits auf sie. Er kam zum Wagen und half ihr verspielt, lachend heraus. Dabei fiel sie mit ihrem vollen Gewicht gegen ihn, und er rief aus: »Aber du riechst ja nach Safran!« Als er sein Gesicht an ihre Brust drückte und tief einatmete, entdeckte sie ein merkwürdiges Funkeln in seinen Augen. Dann küßte er sie. Er folgte ihr ins Schlafzimmer, wo sie die Handtasche aufs Bett warf. Die Handtasche öffnete sich. Der Duft von Safran erfüllte das Zimmer. Albert warf sie voll angekleidet aufs Bett und nahm sie ohne Küsse oder Liebkosungen.
Hinterher sagte er glücklich zu ihr: »Du riechst wie eine Farbige!« Der Bann war gebrochen.
Mandra
Die hell erleuchteten Wolkenkratzer strahlen wie Christbäume. Reiche Freunde haben mich eingeladen, mit ihnen im Plaza zu wohnen. Der Luxus lullt mich ein, aber ich liege in einem weichen Bett und bin, wie eine Blume im Treibhaus, krank vor ennui. Meine Füße ruhen auf weichen Teppichen. New York macht mich fiebrig – die große Stadt Babylon.
Ich sehe Lillian. Ich liebe sie nicht mehr. Es gibt jene, die tanzen, und jene, die sich verkrampfen. Ich mag jene, die dahinfließen und tanzen. Ich werde Mary wiedersehen. Vielleicht werde, ich diesmal nicht schüchtern sein. Ich weiß noch, wie sie eines Tages nach Saint-Tropez kam und wir uns in einem Café kennenlernten. Sie lud mich ein, abends zu ihr aufs Zimmer zu kommen.
Marcel, mein Liebhaber, mußte an jenem Abend heimfahren; er wohnte ziemlich weit entfernt. Ich war frei. Ich verließ ihn um elf und ging zu Mary. Ich trug mein mit Rüschen besetztes spanisches Kretonnekleid und eine Blume im Haar; ich war von der Sonne gebräunt und fühlte mich schön.
Als ich kam, lag Mary auf dem Bett und hatte Coldcream auf Gesicht, Beinen und Schultern, weil sie sich am Strand gesonnt hatte. Sie massierte sich die Crème in den Hals, in den Ausschnitt – überall war sie mit Crème bedeckt.
Das enttäuschte mich sehr. Ich saß am Fußende ihres Bettes, und wir plauderten. Mein Wunsch, sie zu küssen,
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