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Die verborgenen Fruechte

Die verborgenen Fruechte

Titel: Die verborgenen Fruechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaïs Nin
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maulbeerfarbene Seidenpuffs, Rokokoobjekte, Gegenstände voller Chic, gesammelt mit verspieltem Snobismus, als wollten sie sagen: »Wir können uns über alles, was die Mode diktiert, lustig machen; wir stehen darüber.«
    Alles hat einen Hauch aristokratischer Überheblichkeit, in dem ich das sagenhafte Leben der H.s. in Rom und Florenz erahne; Miriams häufiges Erscheinen in Vogue, gekleidet in Chanel-Kreationen; den Pomp ihrer Familien; ihre Bemühungen, auf elegante Art Bohème zu spielen; und ihre Vernarrtheit in das Wort, das der Schlüssel zur guten Gesellschaft ist: Alles muß »amüsant« sein.
    Miriam ruft mich in ihr Schlafzimmer, um mir einen neuen Badeanzug zu zeigen, den sie in Paris gekauft hat. Dafür kleidet sie sich vollständig aus und greift dann zu einem langen Stück Stoff, in das sie sich einwickelt wie die Balinesen in ihre Sarongs.
    Ihre Schönheit steigt mir zu Kopf. Sie wickelt sich wieder aus, schreitet nackt im Zimmer umher und sagt dann: »Ich wünschte, ich sähe aus wie du. Du bist so zart und zierlich. Ich bin so groß.«
    »Aber deswegen mag ich dich ja gerade, Miriam.«
    »Oh, was für ein Parfüm, Mandra!«
    Sie gräbt ihr Gesicht in meine Schulter, dicht unter dem Haar und schnuppert an meiner Haut.
    Ich lege ihr die Hand auf die Schulter.
    »Du bist die schönste Frau, die ich kenne, Miriam.«
    Paul ruft zu uns herüber: »Wann hört ihr beiden endlich auf, über Kleider zu reden? Ich langweile mich.«
    Miriam antwortet: »Wir kommen sofort.« Und zieht rasch eine lange Hose an. Als sie hinübergeht, sagt Paul: »Und jetzt hast du dich für einen Abend zu Hause angezogen, wo ich mit euch doch zum String Man gehen wollte. Er singt ganz fabelhafte Songs über einen Strick und hängt sich schließlich damit auf.«
    »Na schön, dann ziehe ich mich an«, sagte Miriam. Und geht ins Bad. Ich bleibe bei Paul, doch gleich darauf ruft Miriam: »Mandra, komm her und unterhalte dich ein bißchen mit mir.«
    Ich denke, inzwischen ist sie bestimmt halb angekleidet, aber nein, sie steht nackt im Badezimmer, pudert sich und richtet ihr Gesicht her. Sie ist so üppig wie eine Tingeltangelkönigin. Als sie da steht, auf den Zehenspitzen, und sich dem Spiegel zuneigt, um sich die Wimpern besser tuschen zu können, berührt mich wieder der Anblick ihres Körpers. Ich trete hinter sie und sehe ihr zu.
    Ich fühle mich ein bißchen gehemmt. Sie ist nicht so verführerisch wie Mary. Sie ist geschlechtslos wie die Frauen am Strand oder im türkischen Bad, die sich bei ihrer Nacktheit nichts denken. Ich wage einen leichten Kuß auf ihre Schulter. Sie lächelt mir zu. »Ich wünschte, Paul wäre nicht immer so reizbar«, sagt sie. »Ich hätte es so gern gesehen, wie du meinen Badeanzug anprobierst.« Sie erwidert meinen Kuß – auf den Mund, aber behutsam, um ihren Lippenstift nicht zu verschmieren. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich möchte sie umarmen.
    Paul kommt herein, ohne anzuklopfen, und sagt: »Miriam, wie kannst du so herumlaufen! Entschuldige, Mandra. Das ist eine schlechte Angewohnheit von ihr. Sie ist ganz besessen von dem Bedürfnis, ohne Kleider herumzulaufen. Zieh dich an, Miriam!«
    Miriam geht in ihr Zimmer, wirft ein Kleid über, ohne Unterwäsche, legt sich ein Fuchscape um und sagt: »Fertig.«
    Im Auto legt sie ihre Hand auf die meine. Dann zieht sie meine Hand unter ihren Pelz, in eine Tasche ihres Kleides. Ich spüre, daß ich ihr Geschlecht berühre. Wir sitzen im Dunkeln.
    Miriam sagt, sie möchte vorher durch den Park fahren. Sie brauche frische Luft. Paul möchte lieber direkt zum Nightclub fahren, aber ergibt nach, und wir fahren durch den Park, ich mit der Hand auf Miriams Geschlecht, das ich liebkose, während ich fühle, wie meine eigene Erregung so sehr wächst, daß ich kaum sprechen kann.
    Miriam plaudert ununterbrochen, geistreich. Ich denke mir: »Gleich wirst auch du nicht mehr reden können.« Aber sie kann es doch, die ganze Zeit, während ich sie unter der Seide und dem Pelz im Dunkeln liebkose. Ich fühle, wie sie sich meiner Berührung entgegenbiegt, die Beine ein wenig geöffnet, damit meine ganze Hand dazwischen paßt. Dann wird sie unter meinen Fingern starr, streckt sich, und ich weiß, sie hat ihren Genuß. Es ist ansteckend. Ich bekomme einen Orgasmus, ohne daß mich jemand berührt.
    Ich bin so naß, daß ich fürchte, man könnte es durchs Kleid sehen. Durch Miriams Kleid muß man es auch sehen können. Als wir in den Nightclub gehen, behalten

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