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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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keine zwei Zentro…«
    Plötzlich bemerkte auch sie, was Bryan aufgefallen war.
    »Jesus«, sagte sie. »Wie konnte ich das nur übersehen?« Bryan besaß keine wissenschaftliche Ausbildung, aber er war ein ausgezeichneter Beobachter. Ein offensichtlich weitaus besserer Beobachter als sie.
    »Was übersehen?«, fragte Pookie. »Na schön, ich gebe zu, dass ich nur deshalb in Biologie eine Eins bekommen habe, weil ich es mit der Lehrerin getrieben habe. Klär mich auf, Bo-Bobbin.«
    »Chromosomen bestehen aus zwei paarweise angeordneten Säulen, in denen sich dicht aufgerollt die DNA befindet«, sagte sie. »Jede dieser Säulen wird als Chromatid bezeichnet und stellt eine Kopie des Chromosoms eines Elternteils dar. Das Zentromer ist die Stelle, an der sich die beiden Streifen treffen, wo sie miteinander verschmelzen.«
    Pookie deutete auf den Bildschirm. Die Spitze seines Zeigefingers schwebte direkt über dem Zentrum des Y-Chromosoms.
    »Also diese Stelle«, sagte er. »Oder der Punkt, an dem sich die beiden Balken des X schneiden. Das ist ein Zentromer?«
    Sie nickte. »Genau. Wenn sich die Zelle nicht gerade teilt – und das war bei denen, die ich untersucht habe, nicht der Fall –, dann hat ein Chromosom nur ein Zentromer. Das Zett hat zwei . Ich habe so etwas noch nie gesehen. Und auch sonst niemand. Nie.«
    Sie verstummten. Alle drei starrten auf den Bildschirm.
    »Ich mache von meinem Recht Gebrauch«, sagte Pookie schließlich. »Wenn es sich um eine neue Spezies handelt, werde ich ihr einen Namen geben.«
    Robin lachte. »So funktioniert das nicht, Pooks.«
    »Zu spät«, erwiderte er. »Ich habe schon einen Namen ausgesucht: Kackspechtikus WaszumTeufelistdas. «
    Bryan nickte. »Das ist ein guter Name.«
    Pookies Handy klingelte. Er zog es aus der Tasche und warf einen Blick auf die Nummer des Anrufers. »Es ist Chief Zou«, sagte er. »Ich bin gleich wieder zurück.« Er nahm das Gespräch an, während er aus dem Gebäude trat und Robin mit Bryan zurückließ.
    Sobald Pookie nicht mehr im Raum war, wurde die Situation unbehaglich. Robin hatte Bryan monatelang gehasst, doch als er jetzt vor ihr stand, konnte sie diesen Hass nirgendwo mehr in sich finden.
    »Wie geht’s dir so?«, fragte sie.
    »Ich bin ziemlich beschäftigt. Der Ablamowicz-Fall. Und die Typen, die versucht haben, Frank Lanza umzubringen.«
    Ja, die Schießerei. Bryan hatte ein weiteres Leben ausgelöscht. Sie hätte für ihn da sein, ihm helfen können, damit umzugehen. Aber anscheinend brauchte er ihre Hilfe nicht. Oder genauer: Er brauchte sie ganz allgemein nicht.
    »Ja, Ablamowicz«, sagte sie. »Der Fall hat sich – wie lange? – ganze zwei Wochen hingezogen. Aber wie ist es dir in den letzten sechs Monaten ergangen, Bryan?«
    Er zuckte mit den Schultern und sah weg. »Du weißt schon. Jede Menge Leichen. Nie ein langweiliger Moment bei der Mordkommission.«
    Wollte er ihr auf diese Weise ausweichen? Nun, sie würde ihn nicht so schnell vom Haken lassen. »Bryan, warum hast du nicht angerufen?«
    Er starrte sie wieder an. Sie wollte ein Gefühl in diesen Augen entdecken – Schmerz, Verlangen, Begehren, Scham –, doch sein Blick war so ausdruckslos wie immer.
    »Du hast mir gesagt, dass ich ausziehen soll«, erwiderte er. »Du hast gesagt, dass ich dich nicht anrufen soll. Du hast dich unmissverständlich ausgedrückt.«
    »Okay, aber sechs Monate? Du hättest wenigstens anrufen können, um zu hören, wie es mir geht.«
    »Und dein eigenes Telefon ist kaputt? Ich weiß nicht mehr genau, auf welcher Seite des Regelwerks steht, dass Telefone nur funktionieren, wenn Männer sie benutzen.«
    Sie biss sich auf die Innenseite ihrer Unterlippe. Sie wollte nicht weinen. Sie würde nicht weinen. »Du hast recht. Ich habe dir gesagt, dass du nicht anrufen sollst.«
    Bryan zuckte mit den Schultern. »Es ist, wie es ist. Glaub mir oder glaub mir nicht, aber ich bin froh, dich zu sehen.« Er sah zu Boden und fügte leise hinzu: »Ich habe dich vermisst.«
    Es tat weh, das zu hören. Wenn er sie eine dumme Schlampe genannt hätte, wäre das weniger schmerzhaft gewesen. Wie konnte er jemanden vermissen, den er nicht liebte? Seine Worte waren nett gemeint, aber sie trafen sie wie ein Stiefel in den Magen – ein Stiefel, von dem sie nicht genug bekommen konnte.
    »Sag’s mir noch einmal«, forderte sie ihn auf.
    Er sah hoch und zwang sich zu einem Lächeln. »Hör zu, ich bin froh, dich zu sehen. Aber ich mache im Augenblick ziemlich viele

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