Die Verborgenen
auch zu meinen Eltern gehen. Sie müssen wenigstens erfahren, dass mit mir alles in Ordnung ist.«
Alex blieb stehen und drehte sich um. Auch Issac blieb stehen. Seine Augen waren weit aufgerissen, denn er wusste, dass er zu weit gegangen war.
»Du wirst nicht nach Hause gehen«, sagte Alex. Issac war groß, doch Alex hatte ihm fast acht Zentimeter und knapp zwanzig Pfund voraus. Sie hatten ihr Verhältnis einmal in einem Kampf klargestellt. Nach den Prügeln, die Alex ausgeteilt hatte, würde Issac es nie wieder auf eine Auseinandersetzung ankommen lassen.
»Wir bleiben zusammen«, sagte Alex. »Wir gehen zu meiner Mom, weil wir das Geld brauchen.«
»Du hast fünfhundert für die Waffe bezahlt«, sagte Issac. »Das war alles, was wir hatten. Und ich darf sie nicht mal tragen.«
Alex nickte. Genau, Issac würde die Waffe nicht tragen. Das kam definitiv nicht infrage. Alex griff nach hinten und klopfte gegen die Waffe, die unter seinem Sweatshirt verborgen in seinem Gürtel steckte. Es schien, als tastete er alle fünf Minuten danach, um sich zu versichern, dass er sie nicht verloren hatte.
Er hatte schon immer eine Glock gewollt, es aber nie gewagt, sich eine zu besorgen. Wenn man als Minderjähriger wegen Rauschgiftbesitz geschnappt wurde, war das eine Sache, doch eine Waffe zu besitzen, war etwas ganz anderes. Aber jetzt wollte ihn jemand umbringen, jemand, der irgendwie mit den Bullen in Verbindung stand. Alex würde nicht enden wie Oscar, und er würde auch ganz sicher nicht so enden wie Jay.
Issac sah aus, als würde er jeden Augenblick zu weinen anfangen. »Ich weiß, dass wir Geld brauchen«, sagte er. »Aber bringst du es wirklich fertig, deine Mom auszurauben?«
»Ich werde ihr nicht die Waffe an die Stirn halten, du Schwachkopf«, sagte Alex. »Wahrscheinlich wird sie nicht mal zu Hause sein. Ich weiß, wo sie ihr Geld aufbewahrt. Außerdem habe ich genug von deinem ständigen Gejammer, Mann. Wenn du dich wie ein Weichei aufführst, werde ich dich auch so behandeln, kapiert?«
Alex starrte Issac an, während er auf eine Antwort wartete. Er konnte Issac nicht zu seinen Eltern gehen lassen. Das würde die Cops auf ihre Spur bringen. Alex würde alles tun, was notwendig war, um sich weiter zu verstecken und in Sicherheit zu sein. Wenn das nur möglich war, indem Issac für immer die Klappe hielt, tja, dann war das eben so.
Issac nickte. »Okay, Mann. Ich bin dabei.«
»Ich weiß, dass das nervt«, sagte Alex. »Aber wir haben keine Wahl. Wenn wir das gemeinsam erledigen, dann können wir heute Nacht in einem richtigen Haus schlafen, schätze ich. Aprils Eltern sind für ein paar Tage weg.«
Issac lächelte. » Shrek? Kumpel, das ist völlig unmöglich.«
Alex lachte und versetzte Issac einen Schlag gegen die Schulter – spielerisch, doch Alex wollte, dass der Schlag zugleich ein wenig schmerzte, um klarzustellen, wer das Sagen hatte. Issac zuckte zusammen und rang sich dann selbst ein Lachen ab.
»Sie bringt uns bei sich unter«, sagte Alex. »Also kannst du sie ruhig April nennen und nicht Shrek . Wir holen Moms Bares, und dann gehen wir zu Aprils Wohnung.«
»Und was dann? Was machen wir, wenn Aprils Eltern zurückkommen?«
Das hätte Alex auch gerne gewusst. Vielleicht war es an der Zeit, aus San Francisco zu verschwinden. Sie hatten jetzt eine Waffe. Sie konnten Läden ausrauben, sich Geld besorgen und einfach immer in Bewegung bleiben, bis er herausgefunden hätte, was auf lange Sicht zu tun war.
»Das erzähle ich dir später«, sagte Alex. »Ich weiß nur, dass du dir heute Nacht, wenn du wieder trocken bist und es schön warm hast, wie ein Vollidiot vorkommen wirst, weil du dich vor ein paar Wochen über mich und April lustig gemacht hast.«
»Vermutlich schon«, sagte Issac. »Aber sie sieht wirklich ein bisschen wie ein Oger aus.«
»Ja, aber ich bin derjenige, dessen Schwanz heute Nacht gelutscht wird. Du nicht. Sie tut alles, was ich ihr sage. Vielleicht könnte ich sie bitten, dass du dabei zusehen darfst.«
Issacs Augen wurden immer größer. »Oh, wow, Mann.«
Alex wusste nicht, ob dieses Oh, wow Erregung oder Angst verriet, aber das spielte keine Rolle. Es wäre April wahnsinnig peinlich, gewisse Dinge vor Issac zu tun. Einige Mädchen hatten es gern, wenn man sie erniedrigte.
Sie kamen an einem mit Brettern verschlagenen Hauseingang vorbei. Dort lag ein Penner unter einer triefend nassen Decke und versuchte, sich den Regen so gut es ging vom Leib zu halten. Alex wusste
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