Die Verborgenen
schließlich Robin. »Wenn ihr drei mein Hirn ins Chaos stürzen wollt, sagt mir das einfach. Ihr gewinnt, ich verliere. Ein neues Chromosom? Jemand, der über eine ganze Straße springt?«
»In einem Umhang«, sagte Bryan.
»Wie Robin Hood«, sagte Pookie.
John rieb sich über das Gesicht. »Aber klar doch. In einem Umhang. Wie Robin Hood.« Er tippte zweimal mit dem Zeigefinger auf den Tisch. »Einverstanden. Von diesem Augenblick an habe ich das Spiel verloren. Also nur zu, sagt schon: Ha-ha, reingelegt. Aber wahrscheinlich muss ich dann jemandem ins Gesicht schießen.« Er wandte sich an Bryan. »Und, ja, Papa , ich habe meine Waffe definitiv bei mir.«
Bryan lehnte sich zurück und lachte. »Verdammt, Black Mister Burns, vielleicht bist du ja doch nicht so übel.«
»Das alles ist wirklich passiert«, sagte Pookie. »John, du und ich, wir kennen uns inzwischen schon sehr lange. Du würdest es wissen, wenn ich dich verarsche. Verarsche ich dich?«
John starrte Pookie an. Robin beobachtete die beiden und wartete. Sie konnte die Geschichte selbst nicht glauben, aber warum sollten Bryan und Pookie lügen? Pookie musste das, was er gesehen hatte, falsch gedeutet haben.
John seufzte und schien in sich zusammenzusinken. »Du verarschst mich nicht, Pooks«, sagte er. »Wenigstens das steht fest.« John sah Robin an. »Na schön, mach weiter. Jetzt kann ich mir genauso gut alles anhören.«
Die physikalischen Verhältnisse konnte Robin Pookie auch noch später erklären. Jetzt ging es darum, echte Informationen mit den anderen zu teilen.
»Ich habe eine Theorie«, sagte sie. »Ich bin darauf gekommen, weil Schwarzbart keine Hoden hat.«
Sie zeichnete ein Quadrat auf ihren Block und zog dann eine horizontale und eine vertikale Linie hindurch, sodass vier kleinere Quadrate entstanden. Über eine der Spalten schrieb sie ein X und über die andere ein Y.
»Ein Punnett-Quadrat?«, sagte John.
Robin nickte. »Man benutzt es, um die Ergebnisse von Fortpflanzungsexperimenten vorherzusagen. Männer und Frauen haben jeweils zwei Geschlechtschromosomen. Die Gamete – ein Spermium oder eine Eizelle – verfügt nur über jeweils eines dieser Chromosomen. Bryan, weißt du, wofür XY steht?«
»Für einen Mann«, sagte Bryan. »Von ihm kann ein X oder ein Y stammen.«
»Genau.« Sie zeichnete jeweils ein X außerhalb der beiden Quadrate auf der linken Seite. »Pooks, ich nehme an, du weißt, wofür XX steht?«
»Für eine Frau«, sagte er. »Mit riesigen Möpsen und fragwürdiger Moral. O ja, mein Mädchen, ich habe damals Biologie 101 belegt.«
Robin lachte und schüttelte den Kopf. »Aber sicher, Pooks, sicher. Weil es sich um eine Frau handelt, kann von ihr nur ein X stammen.«
Sie zeichnete die Buchstaben, die über den beiden Spalten standen, in die Quadrate darunter und fügte die auf der Seite stehenden Buchstaben hinzu. »Wir haben also zwei mögliche XY- und zwei mögliche XX-Kombinationen. Im Durchschnitt ist die eine Hälfte der Kinder männlich und die andere weiblich. So weit alles klar?«
Die drei Männer nickten.
»Wie wir wissen, war Schwarzbart genau das: ein Mann. Seine Geschlechtschromosomen waren Zett-X. Normalerweise verfügen Männer über ein Y-Chromosom, aber ob mit oder ohne Hoden: Schwarzbart hat Bart und Penis, also ist er ein Mann. Das bedeutet, das Zett-Chromosom muss gewisse Elemente des Y-Chromosoms besitzen.«
Sie zeichnete ein neues Quadrat, das ebenfalls aus vier kleineren Quadraten bestand. Über die beiden Spalten schrieb sie jeweils ein X und ein Z und an den Rand neben der linken Spalte zwei X. Dann füllte sie die vier Quadrate aus, wobei sich zwei XX- und zwei XZ-Kombinationen ergaben. »Wenn Schwarzbart funktionstüchtige Spermien gehabt hätte – was ohne Hoden nicht der Fall war –, hätte er diese möglichen Nachkommen haben können. Seht ihr das Problem, das sich dadurch ergibt?«
Bryan zog den Block zu sich heran. »Es gibt kein YZ«, sagte er. »Aber Oscar Woodys Killer war YZ.«
»Bingo«, sagte sie. Bryan war schon immer gut darin, einzelne Puzzleteile zusammenzufügen. »Um ein Y-Zett zu bekommen, muss es eine Frau geben, von der das Zett-Chromosom stammt.«
Pookie tippte auf den Block. »Könnte der Träger des YZ – Oscars Killer – keine Frau gewesen sein?«
Robin schüttelte den Kopf. »Bei Primaten bedeutet jedes Vorhandensein eines Y-Chromosoms, dass es sich um einen männlichen Vertreter der Spezies handelt. Hierzu gehören XXY-Kombinationen – das
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