Die Verborgenen
gehabt, um ein wenig für ihn aufzuräumen. Andererseits war er so konzentriert, dass sie die Wände wahrscheinlich hätte rosa streichen können, ohne dass ihm das aufgefallen wäre.
»Robin«, sagte Pookie, »hast du ein Bier?«
»Es ist drei Uhr nachts.«
Er lächelte. »Irgendwo ist immer Happy Hour.«
Bryan stand auf und ging in die offene Küche. Er holte den Flaschenöffner aus einer Küchenschublade, griff in den Kühlschrank und kam mit vier Stellas zurück. Er öffnete die Flaschen und reichte sie herum, bevor er sich wieder setzte. Das alles tat er automatisch und so lässig, als sei er nie ausgezogen.
»Zou ist nicht sauber«, sagte er. »Das wissen wir mit Sicherheit.«
John hob den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. Das Leder seiner Jacke knirschte. »Was genau wissen wir?«
Bryan sah Pookie an.
Pookie zuckte mit den Schultern. »Erzähl’s ihnen. Sie sollen ruhig wissen, worum wir sie bitten.«
Robin hörte zu, während Bryan davon berichtete, was sich im privaten Autopsieraum abgespielt hatte. Je mehr er erzählte, umso wütender wurde sie. Als er fertig war, wäre Robin am liebsten losgezogen, um Chief Zou eine reinzuhauen.
»Sie hat das Wort Gefängnis benutzt?«, sagte Robin. »Wirklich genau dieses Wort?«
Bryan nickte. »Da gab’s nicht mehr viel Platz für irgendeine Grauzone.«
Robin glaubte Bryan und Pookie, und doch … Sich vorzustellen, dass Chief Zou ihre eigenen Leute bedrohte, schien völlig unplausibel. »Kann sie das tun? Könnte sie die Unterlagen so frisieren, dass man dich unter Anklage stellt?«
Pookie lachte und schüttelte den Kopf. »Hey, Robin, magst du Metz?«
Sie nickte.
»Genau wie Bezirksstaatsanwälte, Richter und Geschworene«, sagte er. »Was glaubst du? Was wird wohl passieren, wenn der Silberadler mit Material aufwartet, das Bryan belastet?«
Robin antwortete nicht. Am liebsten hätte sie gesagt: Metz würde so etwas nie tun. Aber nach allem, was sie ein paar Stunden zuvor selbst in der Gerichtsmedizin erlebt hatte, war sie nicht mehr so sicher.
John nickte. »In diesem Punkt hat Pookie recht. Verdammt, Metz könnte sogar dafür sorgen, dass Jesus ins Gefängnis gesteckt wird. Na gut, Terminator, es sieht so aus, als würdest du mächtig in der Scheiße stecken, wenn du dich nicht zurückziehst. Also zieh dich zurück.«
Bryan schüttelte den Kopf. »Ich werde irgendeiner verrückten Bürgerwehr nicht die Entscheidung überlassen, wer leben darf und wer sterben muss. Es ist mir egal, wenn sich das schmalzig anhört – ich habe einen Eid darauf geleistet, das Gesetz zu achten, und genau das werde ich auch tun.«
Robin wusste, dass das kein müßiges Versprechen war. Der Blick in seinen Augen … Bryan würde sich der Polizeichefin, dem Bürgermeister von San Francisco, dem Leitenden Gerichtsmediziner und jedem, der ihnen half, entgegenstellen. Sein Verlangen danach war so intensiv, dass es ihr beinah so vorkam, als strahlte sein Körper eine feurige Korona aus. Was ließ diesen Fall für Bryan zu einer so überaus persönlichen Angelegenheit werden?
Hatte sie ihre Karriere für eine Nacht nicht schon genug in Gefahr gebracht? Sie konnte die Männer einfach bitten zu gehen. Robin hatte sich für ihre Arbeit jahrelang den Allerwertesten aufgerissen. Möglicherweise hatte sie bereits jetzt alles Erreichte verspielt; sollte das noch nicht der Fall sein, würde es schon bald dazu kommen, wenn sie Bryan und Pookie dabei half, sich Zou zu widersetzen. Und es ging nicht nur um Zou. Es ging ebenso um Metz. Ihren Mentor, ihren Freund. Doch wenn Zou und Metz tatsächlich Ermittlungen hintertrieben und Morde vertuschten – wie sollte Robin das dann ignorieren?
»Gehen wir mal rein hypothetisch davon aus, dass John und ich euch helfen«, sagte sie. »Was würdet ihr dann von uns brauchen?«
Wieder sah Bryan zu Pookie. Pookie beugte sich vor und wandte sich direkt an John.
»Mister Burns, wir brauchen deine Hilfe, aber bisher sieht es noch nicht so aus, als wüsste Zou, dass du in unsere Nachforschungen verwickelt bist. Wenn du jetzt aufhörst, kommst du wahrscheinlich noch problemlos aus der Sache raus. Aber wenn du weiter mit deiner langen Hakennase in irgendwelchen Dingen rumschnüffelst, wird Zou an dir kleben wie Dreck an einem Pavianarsch.«
John starrte ihn nachdenklich an. »Was passiert, wenn sie herausfindet, dass ich euch helfe?«
»Ich vermute, du verlierst deine privilegierte Position bei der Spezialeinheit zur
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