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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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kleinen Gestalt, die auf den Schultern des großen Mannes ritt.
    »Ich bin Sir Voh«, sagte das Wesen mit dem großen Kopf. Seine Schwanzspitze klopfte gegen die fassartige Brust der mächtigen Gestalt unter ihm. »Und das ist Fort.«
    Ein leises Stöhnen lenkte Rex’ Aufmerksamkeit auf eine weitere Gestalt. Sie lag auf dem Dach.
    Alex Panos.
    Blut bedeckte sein Gesicht und verklebte sein blondes Haar. Weil seine Unterlippe aufgerissen war, lagen mehrere abgebrochene Zähne frei. Rex hatte noch nie eine Nase gesehen, die so sehr zerschmettert war: Zwischen den Augen ragte etwas Weißes hervor, und der Rest der Nase war in einem scharfen Knick nach links weggebogen.
    Schon oft hatte Rex Alex gegenübergestanden. Jedes Mal hatte Alex höhnisch gelächelt, wütend gewirkt und Rex angesehen, als wäre er nicht mehr als Hundescheiße unter seiner Schuhsohle. Jetzt nicht. Alex’ Augen flehten um Hilfe, ganz egal, von wem sie kommen mochte.
    Der Mann mit dem winzigen, schrumpeligen Körper – Sir Voh – meldete sich zu Wort. »Wir haben unser ganzes Leben lang auf dich gewartet. Jetzt bist du hier.«
    Die Wärme in seiner Brust ließ Rex lächeln. Sollte er vor diesen Menschen etwa Angst haben, nur weil sie seltsam aussahen? Sie waren seine Freunde. Sie waren diejenigen, durch die seine Träume Wirklichkeit geworden waren.
    »Ihr habt auf mich gewartet? Warum?«
    Sly hob Rex hoch und stellte ihn behutsam auf die eigenen Füße. Rex’ Beine wackelten zwar noch ein wenig, aber es gelang ihm bereits, sich aufrecht zu halten.
    »Wir haben auf den König gewartet«, sagte Sly. »Der König wird uns retten. Mit dem König werden wir bessere Zeiten erleben.«
    Ich träume von besseren Zeiten. Hatte er diesen Satz deshalb auf eine seiner Zeichnungen geschrieben?
    Die Schmerzen in Rex’ Bauch waren noch immer heftig, doch sie wurden bereits schwächer. »Ich bin erst dreizehn«, sagte er. »Über solche Dinge weiß ich nicht viel.«
    Auf den vier Gesichtern dieser seltsamen Wesen erschien ein Lächeln, sogar auf dem Gesicht des winzigen Grapefruit-Kopfs. Die Lefzen von Pierres langer, haariger Schnauze zogen sich ein wenig zurück wie bei einem hechelnden Hund.
    »Doch, das weißt du«, sagte Sly. »Du bist dir dessen nur noch nicht bewusst. Du hast dich dein ganzes Leben lang mitten im Kreis der Beute bewegt, denn du bist ein Doppelgänger. Auch Marco war einer.«
    »Was ist ein Doppelgänger?«
    »Jemand, der aussieht wie sie «, sagte Sly. »Aber in Wahrheit bist du einer von uns . Wir sind gekommen, um dich nach Hause zu bringen. Wir werden dich beschützen.«
    Alex stöhnte und hob eine blutige, verzerrte Hand.
    »Rex«, sagte er. »Bitte … hilf mir .«
    Pierre trat Alex in die Rippen. Er schien ihn kaum anzutippen, doch Alex kniff schmerzerfüllt die Augen zusammen.
    »Muhuhndd zschuh«, sagte Pierre.
    Rex blickte auf Alex hinab. Wie erbärmlich. »Was machen wir mit ihm?«
    Sir Voh schob sich unter der Decke hervor, die ihn und Fort bedeckte, und kletterte mithilfe seiner spinnenartigen Arme und Beine den mächtigen Fleischberg hinab. Das Wesen mit dem großen Kopf huschte über das Dach, sprang auf Alex’ Rücken und schlang seinen Schwanz um die blutige Stirn des Jungen. Der Schwanz zog sich zusammen, sodass Alex’ Kopf nach hinten gezerrt wurde und sich seiner Kehle ein Stöhnen und ein leises Wimmern entrangen.
    »Wir haben deine Feinde getötet«, sagte Sir Voh. »Die Schlägertypen , die dir wehgetan haben. Wir haben an ihnen ein Exempel statuiert, sodass jeder deine Größe erkennen kann. Diesen hier« – Sir Voh schüttelte Alex’ Kopf – »haben wir für Mama aufgehoben. Es sei denn, du möchtest ihn selbst umbringen.«
    Fort griff unter seine Decke, und als seine mächtige Hand wieder auftauchte – sie war so groß wie ein halber Rippenbogen –, befand sich ein langes Messer darin.
    Alex sah es. Er stöhnte vor Angst. Sir Voh hielt ihn fest.
    Rex spürte, wie er einen Steifen bekam. Töte Alex töte Alex töte Alex. Jetzt wusste dieser miese Schläger, wie es war, wenn man sich vollkommen hilflos fühlte.
    Rex griff nach dem Messer.
    Vor lauter Vergnügen erschienen tausend Fältchen um Slys Augen. Rex war nicht überrascht, zu sehen, wie eine gespaltene Zunge aus seinem Mund schoss, sich über die linke Seite des spitzen Gesichts nach oben schob, kurz über das Auge fuhr und dann wieder zurück in den Mund glitt.
    »Der Morgen bricht an«, sagte Sly. »Wir müssen los. Willst du den hier umbringen,

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