Die Verborgenen
Gruppe an Ort und Stelle verharren, bis die Leute wieder nach unten gegangen waren oder er eine neue Strecke gefunden hatte. Wenn es Zeit wurde, zum nächsten Block zu springen, stellte Sly sicher, dass unten auf der Straße keine Menschen waren, und passte eine kurze Lücke im Autoverkehr ab, sodass bisher noch niemand ihre verrückten Sprünge beobachtet hatte.
Rex hatte sich noch nie so gut, so lebendig gefühlt. Er hielt sich an Pierre fest, roch das angenehme Aroma seines feuchten braunen Fells und den leicht stechenden, sauren Geruch von Kleidern und Decken, die seit Wochen nicht mehr gewaschen worden waren. Ein Gefühl der Wärme erfüllte Rex’ Brust und seine Arme, doch es war nicht nur die Hitze aus dem Körper des Monsters, die dafür verantwortlich war. Ebenso sehr empfand Rex eine tiefere Wärme, ein Gefühl der Liebe, das ihn beinah zum Weinen brachte.
Sie brachten ihn nach Hause .
Wieder spähte Sly über die Mauer. Er sah, dass ihr Weg frei war, und sprang. Die Reise ging weiter, Block für Block. Rex erkannte die Jackson Street, als sie darüber hinwegschwebten, denn die Straße war nicht weit von seiner alten Wohnung entfernt. Dann überquerten sie die Pacific und bewegten sich leise von Gebäude zu Gebäude, bis sie schließlich innehielten und am Rand eines Dachs verharrten.
Am Fuß des Hauses befand sich eine schmale Straße. Darunter sowie an einem Ende dieser Straße verschwanden vier Fahrspuren in einem Tunnel, der seinerseits unter einem kastenartigen Gebäude verlief.
»Pierre, ist das der Broadway-Tunnel?«
»Ja, mein König.«
Sie warteten. Unten auf der Straße lehnten sich ein Mann und eine Frau, die beide sehr intensiv miteinander beschäftigt waren, an ein Auto. Sie sahen alt aus. Wahrscheinlich waren sie annähernd dreißig.
Rex hatte nichts dagegen, zu warten, und er hatte auch nichts dagegen, zuzusehen. Keiner von ihnen hatte etwas dagegen. So liefen die Dinge nun einmal. Er blickte über die Stadt hinweg. Weit im Nordwesten konnte er die Golden Gate Bridge erkennen, dazu die Oakland Bay Bridge im Nordosten. Hinter ihm blinkten hoch über der Stadt die sechs roten Lichter des Sutro Tower.
San Francisco. Seine Stadt. Er würde über sie herrschen. Er würde König sein.
Nach einer Weile gingen der Mann und die Frau vom Wagen weg und betraten das Haus zu Rex’ Füßen. Pierre sprang schwungvoll hinaus in die Leere. Rex segelte durch die Luft und versuchte, nicht zu kichern, obwohl der Wind seine Haut kitzelte.
Die Gruppe landete auf dem flachen Dach des kastenartigen Gebäudes. Pierre kniete nieder. Rex glitt von ihm herab und blieb regungslos stehen. Die Geräusche der Autos drangen zu ihnen herauf.
Sly ging zu einer Luke auf dem Dach und öffnete sie. Darunter kam eine Leiter zum Vorschein. Er lächelte und bleckte dabei seine spitzen Zähne. »Bist du bereit, mein König?«
»Ist das der Weg nach Hause?«
Sly schüttelte den Kopf. »Du kannst noch nicht nach Hause gehen.«
Sie brachten ihn nicht nach Hause? Aber sie hatten es versprochen . »Warum kann ich das nicht?«
»Der Erstgeborene ist gefährlich«, sagte Sly. »Wenn wir dich nicht zum richtigen Zeitpunkt nach Hause bringen, mein König, dann könnte es sein, dass er dich tötet.«
Das hatte Rex nicht erwartet. Er sah von Pierre zu Sir Voh und sogar zu Fort. Sie alle nickten feierlich. Sly sagte die Wahrheit.
»Wo bringt ihr mich dann hin?«
»Wir haben viele Orte unter der Stadt, so viele, dass wir monatelang unterwegs sein können, ohne einen einzigen davon zweimal zu benutzen. Der Erstgeborene wird dich nicht finden, mein König.« Sly sah zum Horizont. Er starrte für einen kurzen Augenblick in die Ferne, dann drehte er sich wieder um. »Es wird bald Tag. Wenn du hierbleibst, wird dich möglicherweise die Polizei finden, fürchte ich. Du musst uns vertrauen und all das hinter dir lassen. Bist du bereit, dein neues Leben zu beginnen?«
Rex sah zur Luke und dann nacheinander zu jedem einzelnen seiner Begleiter. Er warf einen Blick auf die schimmernden Fenster und die funkelnden Lichter der Stadt. Dann nickte er Sly zu.
»Ich bin bereit, Bruder«, sagte Rex. »Führe mich nach unten.«
Spät zur Party
A my Zou hielt ihre Sig Sauer in der linken Hand und ihr Funkgerät in der rechten. Rich Verde stand neben ihr. Sie starrten auf die Leiche ohne Innereien, die vor ihnen auf dem Einbalsamierungstisch lag.
Das war der Grund, warum sie so handelte, wie sie handelte: Die Monster waren real. Das Wesen auf
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