Die Verborgenen
oder willst du ihn zu Mama mit nach Hause nehmen?«
Rex wusste nicht, wer Mama war, aber die vier wirkten ganz aufgeregt angesichts der Möglichkeit, ihr Alex zu überlassen.
»Rex, bitte! « Alex schaffte es gerade noch, die drei Silben hervorzustoßen, bevor Sir Voh seinen Kopf so weit nach hinten zog, dass er würgend nach Luft zu schnappen begann.
So erbärmlich. So absolut erbärmlich .
»Wir werden ihn mitnehmen«, sagte Rex. »Aber zuerst musst du seinen Mund öffnen.«
Pierre kniete nieder und zog Alex’ Kiefer auseinander.
Rex griff nach dem Messer.
Pookie schafft seinen Freund ins Krankenhaus
P ookie raste über die Potrero Avenue. Vor ihm auf der linken Seite erhob sich das San Francisco General Hospital. Pookie sah einen freien Parkplatz, trat auf die Bremse und ließ den Wagen ausrollen. Das rechte Vorderrad des Buick schob sich bis auf den Bürgersteig, doch Pookie hatte keine Zeit, sich darüber Sorgen zu machen.
Er sprang aus dem Wagen, rannte zur hinteren Beifahrertür und riss sie auf. Auf der Rückbank saß ein verwirrt wirkender Bryan, der seine Schulter immer noch so heftig zusammendrückte, dass die Knöchel seiner Hand weiß hervortraten. Bryan sah sich um. »Pooks? Die Klinik ist auf der anderen Straßenseite.«
»Ich weiß«, sagte Pookie. »Wir gehen sofort rüber. Ich … ich will nur zuerst noch einen Blick auf deine Schulter werfen.«
Er hörte, wie sich ihnen eine Sirene näherte – wahrscheinlich der Notarztwagen mit Black Mr. Burns und Erickson.
»Deine Schusswunde«, sagte Pookie. »Zeig sie mir.«
Bryan schien einen kurzen Augenblick darüber nachzudenken, dann war er einverstanden. Er öffnete den Reißverschluss seines blutigen Sweatshirts und schob es von der rechten Schulter herab. Dann griff er mit den Fingern seiner linken Hand unter den rechten Ärmel seines T-Shirts und hob ihn hoch, sodass die Wunde frei lag.
Die Blutung hatte aufgehört. Ein kleiner roter Punkt aus geronnenem Blut saß, von einem dünnen Kreis rosa Narbengewebe umgeben, mitten auf Bryans Schulter. Weniger als zwanzig Minuten zuvor war Bryan Clauser von einer Kugel Kaliber .40 in die Schulter getroffen worden. Die Wunde sah aus, als sei sie mindestens eine Woche alt.
Die Sirene des Rettungswagens wurde immer lauter.
Die beiden Männer starrten die Wunde an.
»Dieser Schnitt in meiner Stirn«, sagte Bryan. »Als ich auf der Feuertreppe gestürzt bin. Wie sieht er aus?«
Pookie musterte Bryans Stirn. Die Nähte der Stiche waren noch da, aber die Haut darunter zeigte nur noch eine dünne, kaum mehr sichtbare Narbe. »Es ist alles verheilt.«
Bryan sackte gegen die Lehne. Eine unwillkommene Klarheit erfüllte seine Gedanken. »Die Tür der Villa … hätte ein normaler Mensch sie eintreten können?«
Pookie schüttelte den Kopf. »Nein. Vollkommen unmöglich. Ich hätte einiges begreifen müssen, als du auf diesen Van zu Jay Parlar gesprungen bist, aber … ich weiß nicht. Vielleicht wollte ich gewisse Dinge nicht begreifen.«
Bryan sah auf. Tränen stiegen ihm in die Augen. Er sah aus wie jemand, der alle Hoffnung verloren hatte.
»Ich bin einer von ihnen«, sagte er. »Ich bin wie eines dieser Wesen im Keller.«
Was sollte Pookie darauf erwidern? Schmier ein bisschen Erde drauf, dann geht’s schon wieder? Für Situationen wie diese gab es keine Standard-Grußkarten.
»Das ist schon okay«, sagte er. »Wir klären das.«
Das Heulen der Sirene erreichte seinen Höhepunkt, als der Rettungswagen am Buick vorbeiraste und in die Auffahrt zum San Francisco General einbog. Pookie sah, wie Mitarbeiter des Krankenhauses in typischer Arbeitskleidung aus der Notaufnahme kamen und dem Fahrzeug entgegenliefen. Die Hecktüren des Rettungswagens öffneten sich. Sanitäter schoben Erickson auf einer Rolltrage aus dem Wageninneren. Ein Infusionsbeutel schaukelte an seiner Halterung im Rhythmus der Bewegungen der Trage. Auch John Smith sprang aus dem Wagen und rannte zusammen mit den anderen neben Erickson her in die Klinik. Die Türen der Notaufnahme schlossen sich wieder. Wie zuvor rollte der Verkehr über die Potrero Avenue, aber davon abgesehen senkte sich Stille über die nächtliche Szenerie.
Noch einmal warf Pookie einen Blick auf Bryans Schulter. »Willst du trotzdem reingehen? Sollen die sich das mal ansehen?«
Bryan beugte seinen Arm vor und zurück, dann drehte er ihn hin und her. »Nein«, sagte er. »Ruf Robin an.«
»Wozu?«
»Du weißt, wozu. Und ruf auch John an. Wahrscheinlich
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