Die Verborgenen
nickte.
»Glaubst du, du könntest diese Typen einem unserer Zeichner beschreiben?«
Bryan dachte einen Augenblick nach. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, ich glaube nicht. Ich kann sie nicht richtig visualisieren, verstehst du? Es ist ein einziges Durcheinander verschiedener Gesichtszüge.«
Ein junger Streifenpolizist kam auf die beiden zu. Pookie sprang aus dem Rettungswagen und ging ihm entgegen. »Officer Stuart Hood, wie schön, Sie zu sehen. Hat Ihre Mutter den Kochwettbewerb letzten Monat gewonnen?«
»Sie hat den zweiten Platz gemacht«, antwortete Hood. »Ich werde ihr ausrichten, dass Sie sich erkundigt haben.«
»Ah, da hat man sie aber nicht richtig gewürdigt. Sagen Sie Rebecca, sie hätte das blaue Band gewinnen müssen. Und sagen Sie ihr, sie soll mir mal wieder ein paar von den Haselnusskeksen machen, die Sie mitgebracht haben. Das sind kleine Stückchen vom Himmel, diese Dinger.«
Hood lächelte. »Ich werd’s ihr sagen. Wir haben übrigens eine Frau gefunden, die etwas Verdächtiges gesehen hat, Inspektor. Tiffany Hine, siebenundsechzig Jahre alt.«
»Eine Zeugin um drei Uhr nachts in diesem Teil der Stadt? Saubere Arbeit, Officer Hood. Ich hätte gedacht, es wäre leichter, unter diesen Bedingungen einen Lemuren zu finden.«
Hood lächelte und lachte sogar ein wenig. »Ich würde mich nicht allzu sehr freuen, Inspektor.«
»Oh, halten Sie die Situation etwa für lustig?«, fragte Pookie. »Ist das große Komik für Sie?«
»Wenn ich traurig und melancholisch wäre, würde er dann plötzlich wieder lebendig?«
» Melancholisch? Das ist ein großes Wort für Ihre Verhältnisse, oder? Wiederholen Sie einfach, was Hine gesagt hat.«
Hood biss sich auf die Unterlippe und versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken. »Sie sagt, sie hätte gesehen, wie ein Werwolf sich den Jungen geschnappt hat.«
Das hatte Pookie gerade noch gefehlt: ein Bühnenkomiker, der im Nebenjob als Polizist arbeitete. »Officer Hood, ich bin wirklich nicht in der Stimmung für Witze. Haben Sie mich verstanden?«
Hood zuckte mit den Schultern. »Ich mache keine Witze. Genau das hat sie gesagt.«
»Sie hat Werwolf gesagt?«
»Na ja, genau genommen hat sie gesagt, der Typ hätte ein Hundegesicht gehabt. Das hört sich für mich nach einem Werwolf an. Aber der Wolfstyp war nicht allein. Er hatte einen Partner.« Hoods Brust zuckte, so sehr musste er gegen ein Lachen ankämpfen. »Sie sagte … sie sagte … es sei ein Typ mit einem … einem Schlangengesicht .«
Pookie sah zu Bryan und dann wieder zu Hood. »Ein Schlangengesicht? Sind Sie sicher?«
Hood nickte. Hustend versuchte er, sein Gelächter zu verbergen. »Inspektor Verde ist unterwegs. Er sagte, das hier wäre sein Fall, wegen der Symbole auf dem Dach. Er wird die Arbeit hier übernehmen. Soll ich ihn über diese verrückte … entschuldigen Sie, ich meine, diese wertvolle Zeugin informieren?«
Polyester-Rich. Sobald er eintreffen würde, hätten Pookie und Bryan nichts mehr zu melden in diesem Fall. Wenn Pookie Antworten bekommen wollte, dann musste es jetzt sein. »Wann wird Verde hier sein?«
»Er hat gesagt, in fünfzehn Minuten.«
»Wir übernehmen die Zeugin«, sagte Pookie. »Wo wohnt sie?«
Hood deutete auf ein grünes Mietshaus. Es stand auf der Straßenseite gegenüber dem weißen Lieferwagen, auf dem Jay Parlar gestorben war. »Apartment 215«, sagte er und ging.
Bryan trat aus dem Rettungswagen. »Wir haben eine Zeugin, die ein Schlangengesicht gesehen hat?«
Pookie nickte. »Scheint so.«
Die alte Faszination funkelte in Bryans Augen, doch nur für einen kurzen Moment. Er sah wieder zu Boden. »Hör zu, Mann, ich weiß nicht, was hier vor sich geht, aber ich habe dich tief in die Scheiße geritten. Also, so kommst du wieder aus der Sache raus: Du brauchst nur ein Wort zu sagen, dann marschiere ich in die Zentrale und stelle mich. Ich erzähle Chief Zou von meinen Träumen und überlasse ihr die Entscheidung darüber, was weiter geschehen soll. Willst du, dass ich das tue?«
Pookie war selbst schockiert darüber, wie gern er mit Ja geantwortet hätte. Schockiert und voller Schuldgefühle. Bryan Clauser hatte ihm das Leben gerettet. Sie waren Partner. Sie waren Freunde . Und, möge Gott ihm helfen, Pookie glaubte schlicht und einfach, dass Bryan Clauser unschuldig war.
Er sah hinüber zu dem grünen Gebäude auf der anderen Straßenseite. Würde die Zeugin darin irgendwie bestätigen kön nen, was Bryan in seinen Träumen gesehen
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