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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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sich an seine Befehle, stand auf und stellte sich breitbeinig in den Eingang der Hütte, den Daumen in den Gürtel gesteckt.
    »Weiße Frau nicht vor japanischen Soldaten lachen«, sagte er in gebrochenem Englisch. Die Frauen verstummten. Sie hatten gar nicht über ihn gelacht, aber wie meist wäre jede weitere Erklärung dem Versuch einer Rechtfertigung gleichgekommen – eine Haltung, die die japanischen Wachen nicht sonderlich schätzten. Je weniger Anlass zu Missverständnissen, desto besser für alle Beteiligten. Der Soldat nickte zufrieden und setzte sich wieder hin. Johanna hoffte, er würde sich daran erinnern, was sie mehrmals versucht hatte, ihm einzutrichtern: dass Phebe zur Hälfte Amerikanerin war. Die Art, wie ihre Freundin redete, die Kleider, die ihr in Lumpen um den dürren Leib hingen – das alles wirkte schließlich westlich, und darauf setzte Johanna.
    »Amerikanisches Blut sehr, sehr schlecht. Halbblut sehr schlecht. Japanischer Soldat nicht anfassen schwarze Frau. Oder weiße Frau«, hatte der Soldat daraufhin seine seltsame Logik erklärt. Vielleicht fasst du keine Schwarze oder Weiße an, dachte Johanna, aber mit Sicherheit jede gelbe Frau, falls es diese Hautfarbe wirklich gab. Frauen mit asiatischem Aussehen waren vor den Japanern nicht sicher. Sie vergewaltigten die jüngeren und schikanierten die älteren. Mit Grauen erinnerte Johanna sich noch an die Schreie der Chinesinnen, die die Japaner abwechselnd vergewaltigt hatten, während sie die Gefangenen im ersten Camp zusammentrieben.

    Eine Schiffssirene ertönte und ließ die Frauen aufhorchen. Der langgezogene Laut wurde von der grünen Wand des Dschungels zurückgeworfen. Der Gefreite rannte plötzlich in aller Eile zum Zentrum des Gefangenenlagers, wo andere Soldaten gerade aus der Wachhütte krochen. Außerhalb des Stacheldrahts begannen Männer, Frauen und Kinder zum Meer zu laufen, hinunter zum windschiefen Anleger, der über dem Korallenriff gebaut worden war. Was dort auf sie zusteuerte, war ein unauffälliges japanisches Patrouillenboot mit zwei Masten, von denen allerdings keine Segel, sondern zwei merkwürdig längliche Säcke schlaff herabhingen. Der dickliche Unteroffizier vor dem Wachhaus, den die Sirene aus dem Schlaf gerissen haben musste, schrie wütend etwas auf Japanisch. Dann befahl er den Gefangenen, die allesamt nicht viel mehr waren als Haut und Knochen, sich zur Parade aufzureihen. Langsam, wie an Schnüren gezogen, stellten sich Europäer und Chinesen zu einer wankenden Reihe auf. Der Unteroffizier wies die Soldaten an, die Eingeborenen jenseits des Stacheldrahtes zu versammeln. Nach einigen Minuten war seinem Sinn für Ordnung Genüge getan, und die beiden Gruppen standen nebeneinander, nur vom Draht getrennt: die welke Reihe der Europäer, Chinesen und Australier auf der einen, die robuste Wildheit der Einheimischen auf der anderen Seite. Sie alle sahen aufs Meer hinaus.
    Das Boot hatte sich inzwischen der Küste genähert und machte sich bereit, seitlich des Piers anzulegen. Ein leises Raunen ging durch die zwei Reihen. Heilige Mutter Maria. Phebe bekreuzigte sich. War das wirklich wahr, was sie da sahen? Sie griff nach Johannas Hand. Die beiden Frauen gruben einander die Fingernägel in die Handballen, hielten sich so fest, dass es schmerzte. Johanna flogen wirre Gedanken durch den Kopf. Vielleicht hörte der Schmerz auf, wenn sie nicht mehr aufs Meer sahen? Wie Emmas Papageien, die sich nur ängstlich ins Fleisch der Frauen gekrallt hatten, weil die Schwestern sich der See zuwandten.
    Als das Patrouillenboot hart am Pier anlegte, schwangen die beiden Säcke vor und zurück und offenbarten nur allzu deutlich, dass es sich keineswegs um Säcke handelte, sondern um nackte Männer, die von ihren Handgelenken herabbaumelten und deren Körper willenlos gegen den Mast stießen. Dunkles, fast schwarzes Fleisch quoll aus ihrer aufgeplatzten Haut. Schwärme von Fliegen klebten an den Wunden und krabbelten, die gedunsenen schwarzen Zungen als Brücke nutzend, in die weit geöffneten Münder hinein. Der zuständige Offizier des Bootes gab einen Befehl, und zwei Soldaten rannten mit Eimern los, die sie an Seilen in die smaragdgrüne See warfen, um deren Inhalt über die Körper zu schütten. Wieder ging ein Raunen durch die Zuschauer. O Gott! Die Männer lebten noch! Die beiden krümmten sich wie Schlangen, die in ihren letzten Zuckungen lagen. Ihr Stöhnen wurde am Strand hörbar. Wollten sie sich mitteilen, oder war es

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