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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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gelichtet, und das japanische Patrouillenboot stach wieder in See. Die von den Masten baumelnden Männer zuckten seitwärts, als das Boot an Fahrt aufnahm und die Blanchebucht hinter sich ließ. Bald wurden sie zu schwarzen Punkten, zwei Fliegen am hellblauen Himmel.

    Der grauenhafte Vorfall hatte bei den Frauen seine Spuren hinterlassen. Sie waren mutloser geworden, und in den folgenden Wochen verlor selbst Johanna allmählich ihren Widerstandsgeist. Doch um Mitis willen musste sie stark bleiben. Die alte Frau war mittlerweile derart geschwächt, dass sie ohne Johannas Hilfe keine weitere Woche überstehen würde. Doch nach der öffentlichen Exekution der Japaner begann Johanna, sich insgeheim zu fragen, warum sie überhaupt noch am Leben festhielten. Rettung war nicht in Sicht, und jeder Tag bedeutete eine weitere Qual. In schwachen Momenten lächelte Johanna, wenn sie an den Tod dachte.
    Aber es musste doch etwas Besseres auf sie warten. Ein Silberstreif am Horizont, der Hoffnung versprach. Irgendetwas, das Mut zum Weiterleben machte.
    Eine Kokosnuss fiel zwischen die Hütten auf den Boden, und Johanna nutzte die Abgelenktheit der Soldaten, um über den brennend heißen Sand zu der Frucht zu laufen, sie an sich zu nehmen, gleich darauf zur Hütte zurückzueilen und darin zu verschwinden. Mit einem spitzen Stein schlug sie so lange auf die Frucht ein, bis sie sich öffnete; dann gab sie Phebe aus einer der Hälften vom klaren Kokossaft zu trinken. Zuletzt schabte sie das Fleisch aus der harten Schale und reichte es ebenfalls Phebe. Die schüttelte den Kopf.
    »Nicht für mich. Nicht mehr. Nimm du!« Tränen liefen ihr über die hervorstehenden Wangenknochen. Johanna ignorierte die Worte der Freundin, brach ein paar Stücke vom weißen Fruchtfleisch und legte sie neben Phebes hölzernes Kissen.
    »Leg dich hin!«, befahl sie der alten Frau. Phebe stand eine Weile lang still und ließ den Tränen freien Lauf. Dann kniete sie sich auf die Matte. Sie griff nach Johannas Fingern, zog sie zu sich herunter. Sie knieten nebeneinander, als Phebe sich bekreuzigte und still zu beten begann. Dann bekreuzigte sie sich ein weiteres Mal und streckte sich auf der Matte aus.
    »Ich danke dir für alles, Johanna. Was hätte ich im Leben nur ohne dich angestellt? Gott schütze dich.«
    Mit zitternden Händen zog sie Johannas Kopf zu sich herunter und küsste sie auf die Stirn. Johanna spürte, wie Phebes Kräfte nachließen, ergriff ihre Arme und kreuzte sie sachte in Phebes Schoß.
    »Und was hätte ich ohne dich getan?«, flüsterte sie, doch da starrten Phebes Augen schon ins Leere. Johanna kümmerte sich nicht um ihre Tränen, die ihr als zwei schmutzige Rinnsale die Wangen herabliefen. Behutsam schloss sie Phebes Augen und legte sich neben sie. Johanna starb zehn Wochen später.

Papua-Neuguinea, 2011
    I n den nächsten Tagen tat Katja genau das, was Lambert ihr vorgeschlagen hatte. Sie dachte nach – und das in jeder freien Minute. Die Entdeckungen der letzten Tage und Wochen hatten sie zutiefst aufgewühlt. Gleichgültig, was Lambert zu bedenken gegeben hatte: Sie glaubte nach wie vor, dass ihr Vater mit ihrem Großvater gemeinsame Sache machte, um zu verhindern, dass jemand den Stammbaum der Familie in Zweifel zog. Das war Betrug!
    Woher kam es, dass die Männer in ihrer Familie zu glauben schienen, sie könnten tun und lassen, was ihnen gefiel?
    Eine eiserne Faust schloss sich um Katjas Herz – genau genommen, war Michael nicht besser gewesen. Auch er hatte sie betrogen.
    Bis jetzt hatte sie angenommen, dass Michael zu feige gewesen war, um ihr seinen Fehltritt zu beichten. Sie hatte sich eingeredet, er habe sich nur deshalb immer tiefer in diese Affäre verstrickt, weil die andere ihn mit allen Mitteln festhielt, sich sogar von ihm schwängern ließ, um ihn zu halten. Ein Kind zu haben, das war Michaels größter Wunsch. Er fühlte sich verantwortlich und beendete die Affäre nur aus diesem Grund nicht. Die Möglichkeit, dass er diese Frau geliebt haben könnte, hatte sie bislang nicht einmal in Betracht gezogen.
    Doch in diesem Augenblick ließ Katja den Gedanken zu, dass Michael eine andere Frau mehr geliebt hatte als sie. Die Fotos sprachen eine deutliche Sprache, und eigentlich hatte Rolf es ihr ja auch schon längst gesagt, als sie ihn von Tasmanien aus angerufen hatte. Michael wollte sie für die andere verlassen. Wann hätte er es ihr endlich gesagt? Warum hatte er nicht längst schon den Mut aufgebracht, es ihr

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