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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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gegründet, entwickelte Ferron zu Beginn der 1960er Jahre ein erstes Interesse für den Bergbau in Übersee. Später kamen Firmenbeteiligungen in der Bekleidungsindustrie Indiens hinzu, die von Beringsen vor zwei Jahren lukrativ abstoßen konnte. Ferron präsentiert sich seinen Anlegern seit Jahrzehnten als gesundes Unternehmen mit stabilem Wachstum.
Trotz des soliden wirtschaftlichen Rufs hat es in den letzten zehn Jahren immer wieder Versuche gegeben, Ferron in Verruf zu bringen. In Anspielung auf den Firmennamen, der mit dem lateinischen Wort »ferrum« für »Eisen« spielt, bezeichneten Kritiker das Unternehmen als ein Gebilde, das ethisch-moralisch auf tönernen Füßen stehe. Die Kritik zielt dabei hauptsächlich auf die im Dunkeln liegende Gründung der Ferron ab, die auf dem Vermögen Heinrich von Beringsens fußt, einem hohen Amtsträger der Nazizeit, der im Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommen ist. Obwohl Albert von Beringsen sich mehrfach öffentlich von seinem Vater distanziert hat, bleibt für Skeptiker die Frage offen, wie der Vater zu seinem Vermögen gekommen ist. Es wird vermutet, dass die Firma ursprünglich den Nazis zur Geldwäsche diente. Eine Untersuchung im vorletzten Jahr wurde jedoch aus Mangel an Beweisen eingestellt.
Im Herbst will von Beringsen die Geschäftsführung an seinen Sohn Rudolf übergeben.
»Ich werde ihm natürlich im Hintergrund beratend zur Seite stehen«, antwortete von Beringsen auf die Frage, ob er sich mit diesem Schritt vollständig aus dem Unternehmen zurückziehen wolle.
Sohn Rudolf wird sich in Zukunft neuen Herausforderungen gegenübersehen. Verschiedene Umweltorganisationen klagen den internationalen Bergbau in Papua-Neuguinea an, ökologischen und sozialen Raubbau im Inselstaat zu betreiben. Die Ferron AG, die auf der Insel New Ireland Eisenerz gewinnt, stößt im Lande zunehmend auf den Widerstand der einheimischen Bevölkerung, die ihre Lebensgrundlage von der deutschen Bergbaugesellschaft bedroht sieht.
»Die Regierung Papua-Neuguineas hat einen sehr hohen Preis für die Schürfrechte festgesetzt, den wir gezahlt haben«, entgegnet von Beringsen dem Vorwurf. »Dieses Geld kommt allen zugute. Durch Straßenbau, durch Schaffung von Arbeitsplätzen. Unser Engagement im südpazifischen Raum bedeutet einen Gewinn für das Land und seine Bevölkerung. Bergbau ist die Zukunft Papua-Neuguineas.«

Papua-Neuguinea, East New Britain, 9. Mai 2010
    K atja war so müde, dass ihr Kopf widerstandslos jedes noch so kleine Wackeln der Maschine mitmachte. Wie lange war sie nun schon unterwegs? Dreißig Stunden? Länger? Die Reise war ihr bereits wie eine Ewigkeit vorgekommen, bevor sie in Brisbane in die kleine Air Niugini -Maschine gestiegen war, die sie nach Port Moresby gebracht hatte. Von dort ging es nach weiteren zwei Stunden Wartezeit mit einer noch kleineren Propellermaschine weiter nach Tokua, dem Flughafen von Rabaul, Flugzeit sechzig Minuten.
    Das monotone Dröhnen der Propeller ließ ihr Bedürfnis nach Schlaf fast übermächtig werden, doch auf den letzten Metern wollte sie nun auch nicht mehr einschlafen. Wenn die Maschine nach Plan flog, wäre sie in einer Viertelstunde endlich am Ziel. Katja beugte sich nach vorne und schaute aus dem zerkratzten Fenster, sah aquamarinfarbene Flecken im dunklen, fast schwarzen Wasser aufleuchten. Ein Sandstreifen blitzte auf, dahinter erblickte sie dichtes Grün und Berge, deren Gipfel von Wolken umwabert waren. Vorfreude und Angst hielten sich die Waage, und Katjas Magen zog sich in Erwartung zusammen, als hätte sie eine Prüfung zu überstehen. Ungefragt schossen ihr wieder die Warnungen ihres Vaters durch den Kopf, und sie fragte sich für einen Augenblick, ob sie diesen Flug nach Papua-Neuguinea nicht hauptsächlich aus Trotz ihrem alten Herrn gegenüber gebucht hatte. Sie atmete durch und klappte ihr Tischchen hoch, als die Ansage für den Landeanflug durchgegeben wurde. Jetzt war es zu spät für derlei Überlegungen, und sie konnte nur hoffen, dass ihr Vater es mit seiner Drohrede am Telefon bloß darauf angelegt hatte, sie einzuschüchtern. Oder war Papua-Neuguinea etwa wirklich so gefährlich? Wann war ihr Vater eigentlich zum letzten Mal dort gewesen? Wahrscheinlich waren seine Eindrücke von Neuguinea genauso hoffnungslos veraltet wie alle seine Ansichten.
    Die Maschine begann, gefährlich zu wackeln, während sie sich der Landmasse näherte, und Katja presste die Ellbogen gegen die Lehnen. Die Sonne verschwand

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