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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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Gouverneur saß. Mit dem Bischof, stellt euch das nur vor! Ich bewundere, wie er sich mit all diesen unterschiedlichen Menschen unterhalten kann. Das ist eine Gabe.
Als sich gegen Mitternacht die letzten Herrschaften verabschiedeten, war ich sehr müde. Auf Ludwigs Bitte blieben Bruder Bender und Schwester Haller noch auf ein halbes Stündchen. Sie und Ludwig lassen euch recht herzlich grüßen!
Ach, ich habe es mit meinem Ludwig so gut getroffen. Ab sofort gehe ich nicht mehr allein durchs Leben, fortan sind Ludwig und ich gemeinsam unterwegs. Gebe der Herr, dass wir ihm täglich näherkommen und uns täglich inniger lieben! Es wird ja nicht immer über Rosen gehen, aber gerade die Wege, die uns nicht gefallen, sollen mir die gesegnetsten sein. Möge der Herr mir schenken, ein Licht für die anderen zu sein. Er segne die kurze Zeit unserer Pilgerschaft für die Ewigkeit.
In Liebe,
Eure Tochter
Johanna

Köln, Ende März 2010
    K atja sah auf die rote Digitalanzeige ihres Weckers: 3:45 Uhr. Sie drehte sich zur Seite und legte die Hände unter ihre Wange. Noch immer lag sie wach, unfähig, ihre Gedanken abzustellen. Wieder ging ihr der Nachmittag in der elterlichen Villa durch den Kopf. Es machte sie traurig und gleichermaßen wütend, wie ihr Vater sie behandelte. Er unternahm gar nicht erst den Versuch, zu verhehlen, wie sehr sie ihn enttäuschte. Die Tatsache, dass sie keine Kinder hatte, wirkte sich auf ihr Verhältnis auch nicht gerade positiv aus. Zwar trug sie nicht länger den Familiennamen und konnte ihn somit auch nicht weitervererben, dennoch wurde sie den Eindruck nicht los, dass ihr Vater sich Enkelkinder von ihr gewünscht hätte. Bei jeder der raren Gelegenheiten, wenn sich Vater und Tochter länger unterhielten, konnte sie den unausgesprochenen Vorwurf fast mit Händen greifen. Er hatte nie darüber gesprochen, doch ihre Mutter hatte einmal eine Bemerkung fallenlassen, die in diese Richtung ging. Wie verzweifelt dieser Mann sein musste! Alles drehte sich ums Familienerbe, um die Tradition. Katja bedeuteten diese Dinge nichts.
    Eigentlich hatte sie ihn heute nach jener Phebe befragen wollen, um herauszufinden, was er über die längst Verstorbene wusste, aber dann empfand sie die Spannung zwischen ihnen beiden als unerträglich und war deshalb unter einem Vorwand vorzeitig aufgebrochen.
    Es tat ihr jedes Mal weh, dass er keine Rücksicht darauf nahm, wie es ihr seit Michaels tragischem Unfall ging. Im ersten Jahr hatte er sich noch bemüht, auf ihre Trauer einzugehen, doch schon bald darauf verfielen sie erneut in die altbekannten Zänkereien. Ihre Mutter versuchte zwar zu schlichten, doch es nutzte nichts. Der Graben war zu tief.
    Katja war zu der Überzeugung gelangt, dass ihr Ehemann den elterlichen Ansprüchen nie genügt hatte. Zwar hatten ihre Eltern es nie ausgesprochen, aber sie kannte die beiden gut genug, um zu wissen, dass sie mit ihrem Verdacht richtiglag. Nach dem Unglück, so glaubte Katja, hatte sich in ihren Eltern die Hoffnung auf einen neuen, angemesseneren Mann im Leben ihrer Tochter geregt. Der Tod von Michael – eine neue Chance für das Haus Beringsen. Sie sollten ihre Tochter eigentlich gut genug kennen, um zu wissen, dass sie ihnen diesen Gefallen nicht tun würde.
    Katja gab die Hoffnung auf Schlaf auf. Sie wälzte sich aus dem Bett und ging ins Wohnzimmer. Erschöpft und traurig ließ sie sich aufs Sofa sinken, griff nach dem Telefon und wählte Michaels Handynummer. Es war ihr Geheimnis, dass sie seinen Handy-Account nie gelöscht hatte. Seine Stimme auf dem Band des Anrufbeantworters zu hören war – wie schon unzählige Male zuvor – auch jetzt ihr Rettungsanker.
    Die Illusion, ein vertrautes Gespräch mit dem geliebten Mann zu führen.
    Die Vorstellung, dass er ihr einfach nur ruhig zuhörte, während sie sich bei ihm ausheulte.
    Das Gefühl von Nähe …
    All dies aufzugeben, dazu war sie nicht bereit, noch nicht jedenfalls. Nach dem Piepton begann sie, Michael von ihrem Tag zu erzählen, vom unvermeidlichen Streit mit ihrem Vater und von den Verkuppelungsplänen ihrer Mutter, und sie hörte nicht auf, bevor sie Michael von ihrem Entschluss berichtet hatte, nach Papua-Neuguinea zu reisen.

    Katja blätterte in einem Katalog mit dem Aufdruck Südseeträume, während sie im Reisebüro darauf wartete, beraten zu werden. Ihr eigenes Reiseziel hätte sie beinahe überschlagen. Fiji, Tonga, Vanuatu, Samoa – die wohlklingenden Namen ließen sie für einen Moment tatsächlich

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