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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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ins Träumen geraten. Michael und sie hatten sich vor vier Jahren fest vorgenommen, endlich mal eine größere gemeinsame Reise zu planen. Sie wollte nach Südostasien, Michael in die Südsee. Katja hatte ihn deshalb aufgezogen. Da zöge es ihn doch allein der halbnackten Frauen wegen hin. Zu einer Entscheidung über das Reiseziel war es dann nicht mehr gekommen. Nicht wegen des Unfalls, sondern weil Katja beruflich für den fraglichen Zeitraum etwas dazwischengekommen war. Ein Kollege war erkrankt, und Katja hatte sich breitschlagen lassen, für ihn einzuspringen. Michael war über ihre Entscheidung mehr als enttäuscht gewesen, und sie hatten sich heftig gestritten. Es war nicht das erste Mal, dass ein gemeinsamer Urlaub wegen Katjas Arbeit platzte. Michael war so sauer auf sie, dass er zunächst vorhatte, allein zu verreisen, doch dann erhielt er das Angebot, diese Dokumentation auf Tasmanien zu drehen. Ein Traumjob, wie er fand, und seine Wut über Katja schien mit einem Mal verraucht.

    Gegen ihren Willen füllten sich Katjas Augen mit Tränen. Sie klappte die Broschüre zu und fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht, als könne sie auf diese Weise die düsteren Gedanken und die Traurigkeit vertreiben. Kein Tag verging, an dem sie nicht dachte: Ich bin schuld an seinem Tod. In jenen Ferien, die nie stattfinden sollten, hatte Katja vorgehabt, Michael zu überraschen. Vor seinen Augen wollte sie den letzten Streifen ihrer Pillen-Packung demonstrativ zerschneiden und in den Mülleimer werfen. Michael wäre darüber überglücklich gewesen. Er wünschte sich schon seit Jahren, Vater zu werden, doch Katja hatte den Schritt ins Elterndasein immer wieder hinausgezögert. Sie waren doch glücklich, so wie es war. Sie liebten einander, liebten ihre Arbeit. Diese unbeschwerten Jahre hätte sie gern noch ein wenig genossen. Welche Ironie des Schicksals!
    Ein bitteres Lächeln umspielte Katjas Lippen, als die Frau hinter dem Computer ihr zunickte und mit der Hand den Stuhl vor dem Schreibtisch anwies.
    Katja legte den Katalog zur Seite und stand auf. Plötzlich war sie sich nicht mehr sicher, ob sie auch das Richtige tat. Wollte sie wirklich nach Papua-Neuguinea? Warum? Was hatte sie dort zu suchen?
    Phebe Parkinson war der einzig objektive Grund, diese Reise anzutreten. Katja hatte ein wenig im Netz gestöbert und einiges über das Leben ihrer Ururahnin herausgefunden, das sie faszinierte. In Papua-Neuguinea schien man dieser Frau tatsächlich enormen Respekt entgegenzubringen und war bemüht, ihr Andenken wachzuhalten. Es war sogar die Rede davon, eine Gedenkstätte für sie einzurichten. Sich vor Ort einen eigenen Eindruck von dieser Frau zu verschaffen wäre also sicherlich ein lohnendes Ziel. Doch alle anderen Motive, das wurde Katja immer bewusster, wurzelten allein in ihren persönlichen Problemen und hatten mit dem exotischen Reiseziel nicht das Geringste zu tun. Was wusste sie überhaupt über dieses Land? Katja seufzte kaum hörbar, als sie sich setzte. Deswegen saß sie ja hier, um mehr zu erfahren. Sie schilderte der Reisekauffrau ihr Anliegen.

    Eine knappe Stunde später war Katja im Auto unterwegs zur Arbeit. Sie zögerte für einen Moment, doch dann wählte sie über die Freisprechanlage die Handynummer ihrer Mutter. Als das Freizeichen ertönte, atmete sie tief durch.
    »Katja?« Frau von Beringsen klang überrascht, was Katja kaum wunderte, denn es kam eher selten vor, dass sie ihre Mutter an einem normalen Vormittag anrief. Entweder arbeitete sie zu dieser Zeit schon längst, oder aber sie schlief noch, wenn sie einen freien Tag hatte oder für die Spätschicht eingeteilt war.
    »Hallo, Mama.« Sie räusperte sich und trommelte nervös mit den Fingern gegen das Lenkrad.
    »Ist etwas passiert?« Katja konnte förmlich sehen, wie sich der Gesichtsausdruck ihrer Mutter in Besorgnis verwandelte.
    »Nein, nein. Alles in Ordnung. Ich dachte nur, du solltest es als Erste wissen. Ich habe nämlich gerade eine Fernreise gebucht. Das freut dich doch bestimmt, oder?«
    Die Stimme ihrer Mutter hellte sich auf.
    »Das ist ja ganz wunderbar. Natürlich freue ich mich. Sehr sogar. Wohin soll es denn gehen und wann?«
    Katjas Finger trommelten jetzt schneller. »Du erinnerst dich doch sicher an die Einladung zu Phebes Grabverlegung?«
    Eine Pause entstand.
    »Hallo, Mama? Bist du noch dran?«
    »Sag jetzt bitte nicht, dass du dahin willst.«
    »Doch, das will ich. Der Flug ist schon gebucht.«
    »Wer wird dich denn

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