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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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interessiert war.
    »Die Kolonialisten legten eine Palmplantage nach der anderen an. Kopra, das getrocknete Fleisch von Kokosnüssen, war weltweit begehrt, und diese Gegend lieferte hervorragende Erträge. Außerdem konnte man die Ware von hier aus gut verschiffen.«
    »Gut Krieg führen ließ es sich von hier aus aber auch, oder?«, erwiderte Katja mit hörbarer Ironie.
    Der Pfarrer sah sie für einen Moment lang forschend an.
    »Sie haben sich also informiert. Sehr gut, dann brauche ich Ihnen ja nichts weiter zu erzählen.« Er konzentrierte sich auf die Straßenführung und schwieg.
    Katja fühlte sich wie ein Drittklässler, dem der Lehrer gerade eine Ohrfeige verpasst hatte, und ihr wurde bewusst, dass sie sich zusammenreißen musste, wenn sie mit ihrer Art nicht überall anecken wollte. Nassforsch hatte Michael diesen Zug an ihr genannt, der sie immer wieder in Schwierigkeiten brachte. Was sie für aufrichtig und direkt hielt, empfand so mancher als anmaßend oder dreist. Innerlich seufzte sie. Was hatte sie denn nun schon wieder geritten, dass sie ausgerechnet diesen gutwillig wirkenden Pfarrer gegen sich aufbringen musste?
    Kein guter Anfang. Sie fuhr sich über die schweren Augenlider.
    Wenig später zwinkerte Reuter ihr zu ihrer Erleichterung jedoch von der Seite aus zu und setzte dann den Blinker, bevor er nach links auf den Parkplatz des Hotels abbog.
    »Da wären wir also. Kokopo Beach Resort. Eine gute Wahl.« Der Holden rollte knirschend auf dem Kies aus. »So ziemlich die beste Unterkunft, die wir Ihnen hier bieten können. Ich hoffe, es gefällt Ihnen.«
    »Das wird es bestimmt. Ich danke Ihnen wirklich sehr für Ihre Hilfe.«
    »Keine Ursache. Kommt ja nicht jeden Tag vor, dass wir Besuch aus der Heimat bekommen.«
    Sie stiegen aus. Reuter ging um den Wagen herum und nahm Katjas Gepäck aus dem Kofferraum. Als sie sich gerade in Bewegung setzten, kam ihnen von der Rezeption her ein Angestellter entgegen und nahm ihnen den Rollkoffer ab.
    »Willkommen im Kokopo Beach. Bitte folgen Sie mir.«
    Katja legte ihre Hand auf den Arm des Priesters.
    »Ich komme schon zurecht, danke.«
    »Wie Sie wollen. Die Beerdigung ist ja erst übermorgen. Was halten Sie davon, wenn Sie sich erst mal ordentlich ausschlafen und dann morgen Vormittag bei uns in Vunapope vorbeischauen? Sie sind doch Ärztin, wenn ich mich nicht täusche? Vielleicht interessiert Sie ja unser kleines Missionskrankenhaus, das St. Mary’s.«
    Erleichtert verzog Katja die Mundwinkel zu einem Lächeln. Insgeheim hatte sie schon befürchtet, mit dem Pfarrer zu Abend essen zu müssen. Im Augenblick fühlte sie sich von der langen Reise wie erschlagen und wollte nach einer heißen Dusche einfach nur ins Bett fallen.
    »Sehr gerne. Ich sehe Sie dann morgen.«
    »Schön. Ich hole Sie gegen elf ab, wenn Ihnen das passt. Dr. Lambert zeigt Ihnen dann die Krankenstation, und später essen wir gemeinsam zu Mittag. Was halten Sie davon?«
    »Klingt gut, einverstanden.« Katja blieb stehen und winkte dem Pfarrer zu, bis dessen bleich-grüner Holden mit einer Staubwolke im Schlepptau aus der Einfahrt verschwunden war. Dann drehte sie sich um und folgte dem Angestellten, der geduldig das Ende ihres Gesprächs abgewartet hatte, den Pfad zur Rezeption hinauf.

    Pünktlich um elf saß Katja am nächsten Tag auf den Stufen der Veranda, die zur Rezeption führten, und wartete auf Reuter. Aus den weißen Stöpseln in ihren Ohren sickerte klassische Musik in sie ein. Auf den Knien balancierte sie mit einer Hand ihre Kaffeetasse und schaute aufs Meer hinaus, das sich unterhalb eines sanft abfallenden Hangs glitzernd und blau vor ihr ausbreitete. Lag es daran, dass sie im Gegensatz zu gestern ausgeschlafen war und ihr Sinn für Schönheit allmählich zurückkehrte? Oder erschien ihr der Ausblick nur deshalb so wundervoll, weil Kokopo, wie ihr der Pfarrer erklärt hatte, am anderen Ende der weit geschwungenen Blanchebucht lag und im Gegensatz zu Rabaul von den Folgen des Vulkanausbruchs verschont geblieben war? Ihr Kaffee war lauwarm geworden, und sie schüttelte sich leicht, nachdem sie davon getrunken hatte. Im Grunde, so dachte sie, war es unwichtig, warum es ihr hier gefiel. Sie war entschlossen, den Moment zu genießen, ohne ihn weiter zu hinterfragen, und empfand Dankbarkeit für den friedvollen Ausblick und die wärmenden Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Sie dachte an Michael und fühlte kurz einen Stich in ihrer Brust. Es war schon eine Weile her, seit sie zum

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