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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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dem Baby hellte sich auf. Katja lächelte zurück. Das klappte besser, als sie erwartet hatte.
    »Yu stap gut? Wie geht es Ihnen?«
    Vom ersten Erfolg ermutigt, sprach Katja ihm nun ohne weiteres Zögern nach, und als die Frau ihr antwortete, schaute sie Lambert beinahe erschrocken an. Der nickte:
    »Mi stap gut. Tenkyu. Mir geht es gut, danke.«
    Den Sinn dieser Worte hätte Katja auch ohne seine Hilfe erraten. So langsam fand sie Geschmack an der neuen Sprache, die ihr gar nicht so schwer vorkam.
    »Lukim yu«, sagte Lambert und hob zum Abschied die Hand. »Auf Wiedersehen.« Dann zog er Katja mit sich fort. Hm, diese Sprache war wohl doch nicht so selbsterklärend, wie es sich zunächst angehört hatte. Sie nickte der Frau zu und folgte Lambert auf dem Weg durchs Krankenhaus bis zur Tür des OP, wo ihm eine Krankenschwester gleich eine handgeschriebene Liste in die Hand drückte.
    »Na, endlich«, konstatierte die Frau mit dem seidig schwarzen Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden trug. Ihre grünen Augen funkelten Lambert vorwurfsvoll an. Katja wollte sich vorstellen, doch dazu kam es nicht. Die attraktive Frau in grüner OP-Kleidung fasste den Arzt bei der Schulter und zog ihn zum anderen Ende des Raumes, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Einen Moment lang stand Katja einfach nur da und schaute sich um. In dem schmalen Krankensaal standen ungefähr vierzig Pritschen, und alle waren belegt. Die einfachen Betten waren von Familien regelrecht umlagert, die sich dort häuslich eingerichtet zu haben schienen. Die Papua saßen auf Bambusmatten, nähten oder strickten, vor sich ein paar Schüsseln mit Reis oder Gemüse. Einige hatten Transistorgeräte bei sich, und für Katjas Ohren klang es so, als versuchten die Radios, einander an Lautstärke zu übertrumpfen. Über einigen der Pritschen waren Moskitonetze angebracht, doch die meisten Insassen nutzten die Hängevorrichtung aus Bambusrohr, um zahlreiche Plastiktüten aufzubewahren. Der Geräuschpegel im Raum war enorm. Niemand schien es zu kümmern, ob der Nachbar Ruhe brauchte. Doch so wie es aussah, störte der Lärm nicht einmal die Betroffenen selbst. Kaum einer der Kranken schlief. Entweder saßen die Patienten mit gekreuzten Beinen auf der Spanplatte, die die Matratze ersetzte, oder sie ließen die Beine vom Rand des Bettes baumeln, während sie sich mit ihren Verwandten unterhielten. Wie eine Krankenstation sah es hier nicht gerade aus, was wohl nicht zuletzt an den fehlenden medizinischen Gerätschaften lag. Sie konnte nirgends Infusionspumpen oder Schläuche entdecken und auch kein Gerät fürs EKG-Monitoring. Katja steckte die Hände in die Hosentaschen ihrer Jeans und begann, langsam den Gang hinunterzuschlendern. Der Raum hatte keine Fenster, stattdessen zog sich ein Lüftungsschlitz unterhalb der Decke entlang, dessen Lamellen sich öffnen und schließen ließen. Eine Klimaanlage gab es nicht. Zwei gewaltige Ventilatoren verquirlten die abgestandene Luft zu einem ungesunden Gemisch, und Katja begann zu schwitzen, obwohl es draußen nicht wärmer als 25 Grad sein konnte. Wie es hier wohl erst in der Regenzeit sein musste?
    Eine Gruppe Kinder lief auf sie zu. Ein Junge begann, an ihrem T-Shirt zu zupfen, und redete in seiner Sprache auf sie ein. Erst lächelte Katja und hob entschuldigend die Schultern, doch als die anderen Kinder sich von dem Verständigungsproblem ebenfalls nicht abhielten ließen und an ihr zu zerren begannen, wusste sie sich nicht anders zu helfen und riss sich los. Was sollte sie nur tun? Gehen?
    Lambert und die Schwester waren verschwunden. Sollte sie nach ihnen suchen? Weit konnten die beiden ja nicht sein, wahrscheinlich waren sie in einem der Räume am Ende des Flurs. Andererseits hatte Lambert den Eindruck erweckt, als würde sie ihn im Augenblick eher von seinen Aufgaben abhalten, vom ablehnenden Verhalten der Schwester mal ganz abgesehen.
    Katja fuhr sich mit den Händen übers Gesicht und entschied sich zu gehen. Irgendjemand würde ihr schon den Weg in den Ort weisen können, und von dort aus würde sie sich zurechtfinden. Kokopo war kein Ort, dessen Größe sie einschüchterte. Zweitausend Einwohner, hieß es in ihrem Reiseführer, im Grunde ein Dorf. Der Gedanke, einen ruhigen Tag am Pool im Resort zu verbringen, erschien ihr mit einem Mal mehr als verlockend. Schade nur, dass sie den Pfarrer heute nicht mehr angetroffen hatte, aber sie würde ihn ja spätestens auf der Beerdigung sehen.
    »Na dann«,

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