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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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der Brautschau nicht gutheißen. Spätestens um Mitternacht wollte ich daher wieder verschwunden sein.
Ich trug das mauvefarbene Kleid, das ich vor Monaten zum letzten Mal anhatte. Ludwig sagt, es steht mir ausnehmend gut.
Der Salon füllte sich schon mit Gästen, als wir ankamen. Emma entschuldigte sich gleich wieder und schwirrte in ihrem weißen Seidenkleid zu einer größeren Gruppe um Dr. Hahl, der soeben eingetroffen war. Es duftete wunderbar nach exotischen Gewürzen. Ich freute mich auf Phebes samoanische Kochkünste, auch wenn ich deswegen auf die Anwesenheit der Freundin verzichten musste. Phebe beaufsichtigte ein wahres Heer an Helfern. Ich war beeindruckt, wie sie alles unter Kontrolle hat, als ich sie in der Küche kurz begrüßte. Das Essen schmeckte, wie erwartet, ausgesprochen delikat. Emmas Diener von den Salomonen, diese rabenschwarzen Buka, trugen eine hochgeschlossene Livree mit weißem Kragen und servierten die Speisen auf goldenen Tellern!
Emmas Kleid hatte eine Schleppe so lang wie die eines Brautkleids, getragen von einem halben Dutzend pechschwarzer Mädchen. Diese steckten in phantastischen Vogelkostümen, manche waren als Paradiesvögel verkleidet und trugen die originalen Federn als Kopfschmuck, andere gingen als rote oder grüne Papageien, wieder andere als Kasuare. Emma trug eine diamantene Tiara im schwarz gefärbten Haar, eine Kette aus Rubinen schmückte ihr ausladendes Dekolleté. Die Schleppenträgerinnen stammen wie Emmas Diener von den nahegelegenen Salomonen, von wo die Queen, wie Emma meist nur genannt wird, auch vorzugsweise ihre Arbeiter für die Plantagen rekrutiert. Die Papua zeigen wenig Neigung zu bezahlter Arbeit. Sie handeln lieber und lassen sich gegen Muschelgeld ihre selbstproduzierte Kopra, das getrocknete Fleisch von Kokosnüssen, billig abknöpfen.

Im Laufe des Abends stritten der Bischof und Emma sich mal wieder, aber im Grunde sind die beiden die besten Freunde, und der Bischof steht Emma als Geschäftsmann in nichts nach. Er scheffelt für den Popen dermaßen viel Geld mit seinen Plantagen, dass wir Vunapope hinter seinem Rücken nur Sacred Heart & Co. nennen.
Ludwig und ich gingen auf die Veranda, denn mir war ein wenig schwindlig vom Cocktail, den Emma uns aufgenötigt hatte. Ludwig entschuldigte sich aber nur wenig später, er wolle sich drinnen mit jemandem unterhalten. Ich ließ ihn gehen und lauschte dem Gesang der Vögel. Die Frangipani dufteten betörend. Die meisten Gäste auf der Veranda kannte ich zwar, aber ich nickte ihnen nur freundlich zu. Als die leichte Übelkeit verflogen war, ging ich auf der Suche nach Ludwig zurück in den Salon, wo ich ihn vertieft in ein Gespräch mit einer von Emmas Nichten fand. Ich habe das Mädchen schon früher gesehen. Sie kann höchstens siebzehn, achtzehn Jahre alt sein. Ihr Haar trug sie nach europäischer Art kunstvoll aufgesteckt, das hochgeschlossene Kleid war mit filigraner Brüsseler Spitze besetzt. Emma scheint für die liebe Verwandtschaft keine Kosten zu scheuen.
Ich blieb hinter dem Türbogen zum Salon stehen, wo der wehende Vorhang mich halb verhüllte, und beobachtete die beiden. Ein Stich fuhr mir durch die Brust, und erst wusste ich gar nicht, warum. Das Mädchen war sehr hübsch, eine Augenweide. Doch das war es nicht. Eifersucht liegt mir nicht im Blut. Soll ich mich etwa wegen jedes hübschen Mädchens verrückt machen, das sich mit meinem Mann unterhält? Doch irgendetwas stimmte nicht, das habe ich gespürt, und der Gedanke verfolgt mich bis jetzt. War es die vertraute Art, die sich in der Haltung der jungen Frau ausdrückte? Wie sie sich flüchtig über das seidige Haar fuhr und dabei für einen Moment die Hand auf dem Hinterkopf ruhen ließ, als sie Ludwig zuhörte? Die Unterhaltung wirkte eindringlich auf mich und schien alle Umstehenden auszuschließen. Wie eine Einheit, die nicht gestört werden wollte.

Brief von Arnold Kerbau an Friedrich Rohloff
vom 10. Juli 1904,
Phebe-Parkinson-Archiv, Archivnummer 041
Herbertshöhe, Deutsch-Guinea, den 10. Juli 1904

Lieber Friedrich,

zurzeit geht es mir nicht gut. Ich habe hohes Fieber, und mein ganzer Körper schmerzt, so dass ich mich kaum bewegen kann. Ich nutze aber die Zeit, in der ich ans Bett gefesselt bin, um Dir von Gunantambu zu erzählen. Alter Freund, in meinen kühnsten Träumen hätte ich mir nicht ausmalen können, was ich in der Südsee erleben durfte!
Von Queen Emma hast Du ja bereits gehört. Sie ist halb Amerikanerin, halb

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