Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)
Samoanerin und durch ihre Heirat mit Kolbe auch Deutsche. Da sie sich den Vereinigten Staaten sehr verbunden fühlt, hatte sie anlässlich des amerikanischen Unabhängigkeitstages eingeladen. Das Fest dauerte volle drei Tage, und keinen einzigen davon werde ich jemals vergessen!
Emma Kolbes Schwester Phebe Parkinson hat sich um das Festmahl gekümmert. Sie ist um einiges jünger als ihre berühmte Schwester, die mittlerweile über fünzig sein muss. Doch um die beiden geht es mir gar nicht, sondern um die jungen Frauen aus Samoa, die mit ihnen verwandt sind und bei Queen Emma leben. Bei Tisch saß ich neben Marnia, dem schönsten Mädchen, das ich jemals gesehen habe. Das seidig schwarze Haar trug sie offen, hinter dem Ohr eine Hibiskusblüte. Friedrich, ihre dunklen Augen leuchten so warm, ihr Lächeln ist so bezaubernd, dass jedem im Herzen unweigerlich die Sonne aufgeht. Aber Marnia ist nicht nur wunderschön, sie ist auch gebildet, wie offenbar alle Mädchen in Queen Emmas Haus. Sie hat mir den alten Goethe zitiert, ist das zu glauben?
Nach dem Essen blieb die Queen mit uns Männern bei Cognac und Zigarre (ja, sie raucht Zigarre wie ein Mann!), um die Weltpolitik zu diskutieren. Später spielte sie Klavier für uns, und Marnia sang. Die Stimme einer Nachtigall!
Ich komme selbst jetzt aus dem Staunen nicht heraus. Wenn ich bedenke, dass unsereiner zu einer der zivilisiertesten Nationen der Welt gehört … Und doch strahlen diese Halbblut-Schönheiten eine solche Unabhängigkeit des Geistes aus, wie sie mir bei weiblichen Geschöpfen daheim nur ganz selten untergekommen ist.
Am nächsten Tag aßen wir im Garten, auf dem Boden sitzend. Das Essen garte auf einem Umu, das ist die traditionelle Art der Samoaner, zu kochen. Hierbei wird ein Feuer entfacht, und Steine werden daraufgelegt. Wenn die Flammen heruntergebrannt sind, werden die Speisen auf die heißen Steine gelegt. Grüne Bananen, Brotfrucht, Taro (eine stärkehaltige Knolle), Fisch und eine Speise, die sie Palusami oder Lu’au nennen. Das ist Taro, vermischt mit Kokosnuss, und schmeckt absolut göttlich. Vielleicht auch nur, weil ich von Marnias Händen damit gefüttert wurde …
Die Samoaner hatten sich zu dieser Gelegenheit traditionell gekleidet. Wie soll ich Dir nur beschreiben, wie wundervoll meine Marnia aussah? Ich konnte vor Entzücken kaum sprechen, als sie sich zu mir ans Feuer setzte. Sie trug einen Rock aus Gras, die Schultern und Brüste nur vom langen Haar und von bunten Blütenkränzen bedeckt. Als es dunkel zu werden begann, wurden Fackeln entzündet, und Musik erklang. Plötzlich erschien Emma Kolbe, ebenfalls im traditionellen Grasrock, und eröffnete den Tanz, in den die Mädchen einfielen. Queen Emma in ihrer Körperfülle hielt nicht lange durch und überließ die Tanzfläche bald den jüngeren Frauen. Der Tanz heißt Siva, und man muss ihn gesehen haben, um zu glauben, in welch anziehender und einladender Weise die Mädchen ihre Hüften schaukeln und mit den Armen wedeln. Es kann keinen Zweifel darüber geben, dass diese Art von Tanz eine Einladung zu mehr ist.
Zu diesem Zeitpunkt bemerkte ich, dass die kirchlichen Würdenträger und die Missionare sich von unserer Gastgeberin verabschiedeten. Phebe Parkinson schien auf diesen Moment gewartet zu haben, denn sobald der Bischof gegangen war, gesellte sie sich zu den tanzenden Mädchen. Ich kannte sie bisher nur als das ruhige und würdige Gegenbild zu ihrer Schwester, aber mit einem Mal verwandelte sie sich in ein Wesen voller Leidenschaft und Lebensfreude.
Ich hatte allerdings nur Augen für Marnia und bildete mir ein, sie tanze nur für mich. Plötzlich hob ein Mann (ich kenne ihn, nenne aber lieber keinen Namen. Er ist in Berlin verheiratet!) eines der Mädchen hoch und trug es zur Veranda, auf der nun eine Badewanne stand. Besagter Mann zog der jungen Samoanerin den Rock von den Hüften und hievte sie unter dem Johlen der Gäste in den Zuber. Und vier Diener befüllten diesen zur Hälfte mit Emmas Champagner! Als wäre das nicht schon Aufregung genug, zogen sich drei weitere Mädchen aus, darunter meine Marnia! Eine nach der anderen stiegen sie nun in das prickelnde Nass. Danach ließen sie sich in der lauen Nachtluft trocknen und erlaubten den Männern, vom Bad zu trinken. Ich gestehe, dass auch ich einen Schluck dieses köstlichen Champagners genossen habe.
Mein Freund, mehr kann und will ich nicht erzählen, auch wenn der Abend noch lang war. Für deutsche Ohren hört sich meine
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