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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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Vater war nicht gerade erfreut, dass ich noch vor ihm von deiner Reise nach Down Under erfuhr.« Ein abschätziger Laut entrang sich seiner Kehle. »Der Junge wird es verschmerzen müssen«, erklärte er und lachte heiser. »Er liebt dich sehr, weißt du das?«
    Katja wandte den Kopf ab. Sie fühlte die Hand ihrer Mutter, die sanft die ihre drückte. Sie entzog sich ihr und legte die Hand in den Schoß.
    Plötzlich verstand Katja, und Enttäuschung machte sich in ihr breit. Reuter war ein Informant ihres Großvaters. So weit reichte also Alberts Einfluss. Deshalb hatte sie den Brief von der Leitung des Krankenhauses erhalten, dass sie nicht länger dort arbeiten durfte. Es würde sie nicht wundern, wenn Reuter sich diese ganze Visumsgeschichte nur ausgedacht hätte, um sie zu ihrem Großvater zurückzulotsen. Womöglich hatte er zu diesem Zweck eigens einen Beamten auf dem Konsulat in Port Moresby bestochen. Könnte es so gewesen sein?
    Alberts Augen hatten sich in schmale Schlitze verwandelt. Mit Mühe begann er, sich aus dem Rollstuhl zu hieven. Margarete stand auf, um ihm zu Hilfe zu eilen, doch er winkte ab.
    »Hast du jemals von einer Frau namens Johanna gehört? In Papua-Neuguinea?« Katjas Frage war ein Schuss ins Blaue, doch Albert reagierte merkwürdig. Schnell schaute er zur Seite, und als er sie wieder ansah, war sein Blick kalt und grau geworden. Wie ein Raubvogel, dachte sie. Katja rutschte unwohl auf ihrem Sitz herum. Mit einem Mal fühlte sie sich ängstlich. Margarete hielt Albert von Beringsen die Krücken hin. Ohne ein Wort des Dankes griff er danach und verließ quälend langsam den Raum.
    »Ich hole den Talisman«, sagte er über die Schulter hinweg und schlurfte weiter. Seine Stimme hatte alle Wärme verloren.
    Katja stand auf und wollte schon gehen, als ihre Mutter sie am Arm zurückhielt.
    »Warte! Du wolltest doch den Talisman sehen.«
    Tatsächlich schleppte sich Albert keine zehn Minuten später wieder durch die große Flügeltür auf die Sitzgruppe des blauen Salons zu. Er keuchte und hielt sich ein Taschentuch vor den Mund.
    Katjas Mutter war gleich zur Stelle, doch wie schon zuvor lehnte der alte Mann die Hilfe seiner Schwiegertochter ab. Stattdessen ließ er sich aufs Sofa sinken und griff umständlich in seine Hosentasche.
    »Hier. Der Vogelmann«, sagte er mit einem breiten Lächeln. Katja nahm die grüne Jadefigur in beide Hände und betrachtete sie von allen Seiten.
    Sie fühlte sich kühl und glatt an, wie ein wohlgeformter Kieselstein. Der markante Schädel des Vogelmanns lief spitz in einen geschlossenen Schnabel aus und saß auf einem unproportional kleinen Rumpf. Die Augen waren zwei übergroße dunkle Höhlen. Die Flügel hielt die Figur eng am Körper. Zwei Kerben, die von den schmalen Schultern senkrecht nach unten verliefen, markierten den Beginn des menschlichen Körpers. Es war zweifelsfrei derselbe Talisman, den die gequälte Figur auf Johannas Gemälde in ihren Händen hielt.
    »Entschuldige, wenn dich mein Verhalten irritiert haben sollte«, unterbrach jetzt Albert Katjas Überlegungen. »Die Erinnerung an meinen Vater Heinrich ist ein beständiger Quell des Schmerzes für mich. Alles, was ich mir im Leben aufgebaut habe, ist von der Erinnerung an ihn überschattet. Schlimm genug, das über irgendeine Person sagen zu müssen. Doch wenn diese Person der eigene Vater ist …«
    Katja sah zu, wie er mit dem Daumen über ihren Handrücken strich.
    »Katja, ich will mit dir über etwas sprechen.« Er lehnte sich nach vorne und atmete hörbar aus. »Bitte hör mir zu.«
    Katja schlug die Beine übereinander und nickte ihm zu. Dieses Gespräch entwickelte sich zur seltsamsten Unterredung, die sie jemals mit ihrem Großvater geführt hatte.
    »Ich habe Pläne für dich und die Firma, Katja. Weißt du, was mich seit Jahren schon am meisten umtreibt, wenn ich an Ferron denke?«
    Katja kannte ihren Großvater gut genug, um zu wissen, dass er keine Antwort erwartete. Nach einer Pause, während deren er sie aus seinen wässrigen Augen eindringlich anschaute, fuhr er endlich fort: »Es ist der Umstand, dass unsere Arbeit viel Leid bringt.« Katjas Augen weiteten sich. Sollte dies etwa ein Schuldeingeständnis werden? »Dir muss ich die Zusammenhänge ja nicht weiter erklären. Es mag dich also erstaunen, dass ausgerechnet ich es zugebe. Ja, es stimmt. Unsere Mine schafft vor Ort gewisse Probleme.«
    Katja hob die Brauen. Worauf wollte er hinaus?
    »Hier kommst du ins Spiel. Ich

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