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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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brauche eine erfahrene Mitarbeiterin, der ich absolut vertrauen kann und von der ich all die Informationen erhalte, die Ferron benötigt, um eine Veränderung herbeizuführen. Verstehst du, was ich meine?«
    Katja wollte ihm etwas entgegnen, doch Albert legte ihr den knotigen Zeigefinger an die Lippen. »Hier ist mein Plan, und ich bin auf deine Meinung gespannt. Ich möchte, dass du eine Organisation leitest, die ich ins Leben rufen will. Du fertigst Berichte an, lässt unabhängige Boden- und Wasserproben vornehmen etc. etc. Vor allen Dingen aber leitest du Anhörungen und berätst dich mit den örtlichen Gruppen und Vereinigungen. Im Ergebnis heißt dies weniger Klagen und mehr Zufriedenheit für alle Beteiligten.«
    Katja war überrascht. Ihr Großvater wollte auf seine alten Tage Gutmensch werden? Das konnte er jemand anderem weismachen, ihr jedenfalls nicht.
    »Und mehr Gewinn für Ferron«, bemerkte sie scharf.
    Doch Albert ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Ganz recht, eine gesunde Bilanz wäre ein durchaus erwünschter Nebeneffekt. Wenn du mein Angebot annimmst, müsstest du fürs Erste nach Deutschland zurückkehren, um die Basis aufzubauen. Und, was sagst du dazu?«
    Katja war verblüfft. Meinte er das ernst, oder war das nur ein weiterer seiner berüchtigten Angelhaken, mit denen er Menschen fing? Sie musste auf Zeit spielen, um den Dingen auf den Grund gehen zu können.
    »Ich weiß nicht. Das kommt jetzt alles sehr unerwartet.«
    »Mir ist durchaus bewusst, dass dich mein plötzliches soziales Engagement überrascht. Das hättest du dem alten Kapitalisten wohl nicht zugetraut, oder?« Er kicherte wieder, und ein feiner Speichelfaden löste sich von seinem Mundwinkel. Margarete von Beringsen griff zum Taschentuch und wischte dem alten Mann damit dezent übers Kinn.
    »Keine Sorge, ich bin auf meine alten Tage nicht zynisch geworden. Sentimental? Vielleicht. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit, um im Leben das Richtige zu tun. Diese Idee liegt mir wirklich sehr am Herzen, und ich brauche dich, um sie zu verwirklichen. Willst du mir dabei helfen?«
    Katja schwieg, sah ihm in die unergründlichen Augen. Er klopfte ihr auf den Oberschenkel.
    »Natürlich, du brauchst Zeit zum Nachdenken, und die sollst du auch haben.« Er gab Margarete einen Wink, die daraufhin nach einem Ordner neben sich griff, den sie ihrer Tochter gab.
    »Ein paar Papiere, die dir bei deiner Entscheidung nützlich sein werden.« Katja stand auf.
    »Gut, ich schaue mir alles in Ruhe an und melde mich dann bei dir. Mutter, Großvater.« Sie nickte den beiden zu, klemmte sich den Ordner unter den Arm und verließ schnellstmöglich den Raum. Sie fühlte sich wie im Schwitzkasten. Sie brauchte unbedingt frische Luft, musste dringend dieses Gespräch überdenken. Ein Schauder lief ihr über den Rücken. Sie traute ihrem Großvater kein Stück weit.
    Und dann spürte sie einen kleinen Stich in der Brust, der eine andere Ursache hatte: Wieder einmal hatte sich ihre Mutter auf Albert von Beringsens Seite ziehen lassen. Wie eh und je manipulierte ihr Großvater seine Mitmenschen, als wären sie seine Marionetten. Reuter zum Beispiel. Katja wurde zornig. Sie hatte den Pfarrer für vertrauenswürdig gehalten, und jetzt war auch er nur einer von Alberts Lakaien? Und was bezweckte ihr Großvater überhaupt mit dieser Organisation, die sie aufbauen sollte? Sie musste Zeit gewinnen. Sie musste dahinterkommen, was ihr Großvater im Schilde führte.

Auszug aus einem Brief von Bibi von Beringsen
an Phebe Parkinson, datiert auf den 15. Januar 1924,
Phebe-Parkinson-Archiv, Archivnummer 052
(…) Ich habe die Zusage für die Offiziersschule erhalten! Von medizinischer Seite steht meiner Aufnahme nichts entgegen. Die Ärzte sagen, ich bin vollkommen genesen und kann getrost in die Zukunft blicken. In zwei Monaten geht es los, ich freue mich sehr. (…)

Mount Isa, 1928
    J ohanna saß auf der Veranda der Rinderfarm und schaute in die Ferne. Wie immer während der Musterung der Tiere war die Mittagspause äußerst geschäftig gewesen. Mehr als zwanzig Arbeiter wollten ihr Essen haben. Johanna staunte jedes Mal, welche Massen an Fleisch die Männer auf der Farm verdrücken konnten. Selbst an einem Tag wie diesem, an dem das Barometer schon gegen zehn Uhr morgens auf vierunddreißig Grad gestiegen war, verlangten die Arbeiter ihr Fleisch. Am liebsten siedend heiß in Form einer Pie mit knusprigem Teigdeckel. Johanna strich sich eine Strähne aus der Stirn,

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