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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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einem Arztbesuch zu bewegen, wenn mit ihm etwas nicht stimmte. Ein kleiner Seufzer entrang sich ihrer Brust. Vergebene Liebesmüh.
    Holly, der Border Collie, trottete wie immer ergeben an seiner Seite. Bill hob die Hand, als er seine Frau sah. Sie nickte ihm zu. Etwas an diesem Mann berührte sie zutiefst, und das hatte sich nicht geändert, seit sie ihn zum ersten Mal auf Gunantambu getroffen hatte.
    Das Bellen der Hunde riss Johanna aus ihren Gedanken, und ihre Augen suchten den Horizont nach der Ursache dafür ab. Weit draußen sah sie ein Fahrzeug, das von der Hauptstraße auf den schmalen Weg abgebogen war, der zu ihrer Farm führte. Das Auto bewegte sich ziemlich schnell über den holprigen Grund, gefolgt von einer roten Staubwolke.
    Eine steile Falte bildete sich zwischen Johannas Augen. Bei diesem Tempo würde der Wagen Schwierigkeiten haben, es ohne Blechschaden über die Weideroste zu schaffen, die Bill letztes Jahr als Viehsperre in den Boden eingelassen hatte. Und genau, wie sie es sich gedacht hatte, hüpfte das Auto wie auf einem Trampolin, als es den ersten Rost erwischte. Sofort stieg der Fahrer auf die Bremse und fuhr den Rest der Strecke im Schneckentempo, was Johanna ausreichend Zeit gab, sich den unbekannten Wagen näher anzuschauen. Ein amerikanischer Dodge, hellblau mit schwarz-weißen Reifen. Johanna runzelte die Stirn noch ein wenig mehr. Keiner, der seine Sinne beisammen hatte und sich in der Gegend einigermaßen auskannte, würde im Outback mit solch einem Gefährt rumkurven. Die Farmer um Mt. Isa fuhren Trucks oder Landrover, und keines dieser Modelle sah auch nur entfernt neu aus. Im Gegenteil: Manche dieser Rostlauben waren mittlerweile so gefährlich, dass man sie eigentlich längst aus dem Verkehr hätte ziehen müssen. Die Autos der Farmer trugen zudem vorne schwere Bull Bars: hohe Eisenstangen, die weniger zur Verteidigung gegen Rindviecher gedacht waren als zum Schutz vor Kängurus, die während der Dämmerung in Horden über Straßen und Feldwege hopsten. Die Tiere hatten schon so manchen hier draußen das Leben gekostet.
    Der Dodge ohne Bull Bar fuhr langsam vors Haus, hielt schließlich an. Der Fahrer stellte den Motor ab und öffnete die Tür. Johanna erhob sich langsam, strich sich mit der Hand die Schürze glatt. Es kam nicht oft vor, dass Fremde hier haltmachten. Der Mann im Anzug schien zu zögern, ob er wirklich aussteigen sollte. Die drei Blue Heelers, die außer Border Collie Holly zur Farm gehörten, hatten den Fremden längst umzingelt, bellten und knurrten ihn böse an, bis Johanna sie schließlich zurückrief. Der Mann trug graue Reithosen, glänzende schwarze Stiefel und ein weißes Hemd. Er behielt die Hunde im Auge. Sie machten ihn sichtlich nervös, auch wenn er bemüht schien, dies zu verbergen. Endlich betrat er die Veranda, schlug die Hacken zusammen, lächelte breit und streckte in einer eleganten Bewegung die Hand zum Gruß aus. »Frau Hunter?«, fragte er auf Deutsch.
    Johanna war überrascht und antwortete ihm instinktiv in ihrer Muttersprache.
    »Ja, Johanna Hunter. Und wer sind Sie?« Der Mann, den Johanna auf Anfang dreißig schätzte, lächelte noch immer, obwohl Johanna ihm die Hand verweigert hatte. Er ließ den Arm sinken und kam näher. Sie roch teures Rasierwasser.
    »Johanna«, sagte er, wie in Gedanken, und fuhr sich mit dem Daumen über die Stirn. »Ich hab mir schon gedacht, dass Sie sich vielleicht nicht gleich an mich erinnern würden.«
    Johanna legte fragend den Kopf schräg.
    »Entschuldigen Sie meine Unhöflichkeit. Mein Name ist Heinrich. Heinrich von Beringsen. Als Kind habe ich auf Neuguinea gelebt, bin dann später mit meiner Tante Emma nach Europa gegangen, wo ich seither lebe. Ich bin Bibi, erinnerst du dich?«
    Das Lächeln um seine Mundwinkel war verschwunden, und sein Blick hatte sich merkwürdig verhärtet, während er auf eine Reaktion von ihr wartete. Er sah ihr forschend ins Gesicht.
    Bibi? Wie hatte er sich vorgestellt? Von Beringsen? Bibi … das Bild eines kleinen Jungen blitzte vor ihrem inneren Auge auf. Das Kind, das so viel Leid erlebt hatte, das irgendwann den Spieß umdrehte und andere Unschuldige leiden sehen wollte. Kinder, die schwächer waren als er.
    Die Erinnerung jagte Johanna einen Schauder über den Rücken. Wie um sich zu wärmen, kreuzte sie die Hände vor der Brust und strich sich mit beiden Händen über die Oberarme.
    Sie selbst hatte nur wenig mit dem Jungen zu tun gehabt, als sie bei Phebe auf Kuradui

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