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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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«Bestickte Broschen? Spangen und Kämmchen? Sie ist doch kein junges Ding mehr, das sich für den Maientanz herausputzt.» Empört fuhr er mit seinem Löffel in das Gemüse und verteilte es über den ganzen Teller.
    Bruder Göck wandte sich an den Pater. «Ein junges Ding ist sie freilich nicht mehr, aber was ist sie dann?»
    Der Pater verstand nicht. Er hob die Hände, die Handflächen nach oben, und sagte: «Sie ist eben Gustelies.»
    Blettner wedelte mit dem Zeigefinger. «Genau das ist es, meine Herren. Genau da liegt der Hund begraben. Sie ist kein junges Ding mehr, aber eine Greisin ist sie auch noch nicht. Vielleicht fühlt sie sich einsam. Zumal jetzt, wo die Jutta einen Liebsten hat.»
    Die drei Männer sahen sich ratlos an. Dann zuckten sie mit den Schultern und tranken ihre Becher leer.
    «Die Nierchen sind gut», erklärte der Antoniter, dem das Schweigen zu lang wurde.
    «Hmm», brummte Blettner. «Der Fisch ist zu salzig. Wahrscheinlich ist die Köchin verliebt.»
    Noch ehe er den Satz ausgesprochen hatte, verharrten die Löffel von Bruder Göck und Pater Nau in der Luft. Entrüstete Blicke trafen ihn. «Tut mir leid, der Spruch passt wohl heute nicht so richtig.»
    Die beiden Geistlichen nickten, aßen schweigend ihre Teller leer und wischten mit dem Sauerteigbrot die Soßenreste auf.
    Drei Kannen Wein später hatten sie sich zumindest darauf geeinigt, dass Blettner gleich morgen früh seinen Schreiber zum Friedhof schicken würde, damit er dort nach dem Rechten sah.
    Angetrunken und voller guter Vorsätze schwankten die drei Arm in Arm durch das nächtliche Frankfurt.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 8
    G ustelies erwachte am nächsten Morgen und war nicht mehr missmutig, sondern traurig. Sie kochte für Pater Nau keine Morgengrütze, stattdessen machte sie sich sofort auf den Weg zum Friedhof. Sie hatte gestern noch lange wach gelegen und nachgedacht. Mochten ihr Schwiegersohn und ihre Tochter sie auch für ein wenig verrückt halten, Gustelies wusste genau, was sie gestern gesehen hatte. Also eilte sie im Morgengrauen die Bleichstraße entlang und hinüber zum Friedhof. Das große Tor war noch verschlossen, doch das störte Gustelies nicht weiter. Sie kannte die Lücke im Zaun, durch die sich im Winter die Bettler stahlen, um in den offenen Grüften einen Schlafplatz zu finden.
    Sie wusste nicht mehr ganz genau, an welcher Stelle der Honoratiorenwand das offene Grab gewesen war, und schritt nun langsam die gesamte Mauer ab. Als sie am Ende angekommen war, hatte sie kein offenes Grab entdeckt. Merkwürdig, dachte sie und schüttelte den Kopf. Dann ging sie die gesamte Wand noch einmal ab und entdeckte schließlich ein schmales Grab, das mit frischer Erde bedeckt war. Und jetzt fiel ihr auch wieder ein, dass Adele ja in dem Familiengrab der von Zehlens gelegen hatte.
    Sie merkte sich die Stelle und suchte anschließend den Totengräber. Sie fand ihn in der Gruft der Freiherren von Lengsfeld, wo er, mit dem Rücken an einen großen steinernen Sarg gelehnt, ein Schläfchen hielt.
    «He da, Totengräber!», rief sie. «Aufwachen, du fauler Strick. Die Sonne lacht schon am Himmel und du stiehlst hier dem lieben Gott den Tag.»
    Brummelnd riss der Mann ein Auge auf. «Ach, Ihr seid es, Pfarrhaushälterin. Was ist denn?» Er beschirmte seine Augen mit der Hand und blickte nach dem Stand der Sonne. «Es ist noch viel zu früh für Besucher», erklärte er dann, zog sich seine Mütze ins Gesicht und wollte die Augen wieder schließen, aber Gustelies zerrte an seinem Bein, kniff ihn in die Wade und ruckelte so energisch an dem Mann herum, dass der sich schließlich geschlagen gab.
    «Also, was wollt Ihr?»
    «Hat es in den letzten Tagen an der ruhmreichen Mauer ein Begräbnis gegeben?»
    Der Mann zog die Stirn in Falten. «Nicht, dass ich wüsste. Alle Grablegungen der letzten Woche fanden weiter hinten, auf dem großen Feld, statt.»
    «Dann komm mit und erklär mir, was ich entdeckt habe.»
    Gustelies tippte ungeduldig mit der Schuhspitze auf den Boden, während der Mann sich aufrappelte und dabei mit unterdrückter Stimme die Weiber im Allgemeinen und Gustelies im Besonderen verfluchte. Schließlich tappte er aber doch hinter ihr her. Vor dem frisch aufgeschütteten Erdhügel blieb Gustelies stehen und zeigte mit dem Finger darauf. «Und? Was ist das? Wie sieht das aus?»
    Der Totengräber kratzte sich am Kopf. «Das sieht aus wie ein Grab. Und das darf es auch, denn schließlich ist das hier ein

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