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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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allein?», fragte Blettner nach.
    Der Schultheiß schüttelte den Kopf. «Nur die Wöchnerin mit ihrem Kind.»
    «Sie ist ordnungsgemäß bestattet worden?»
    Krafft von Elckershausen warf sich in die Brust. «Natürlich. Ich war doch dabei. Und meine Frau ebenso. Alles in schönster Ordnung.»
    Blettner blickte Gustelies an. «Da hörst du es selbst. Wer weiß, was du da gesehen hast.»
    «Heißt das, du willst nichts tun? Gar nichts? Nicht einmal einen Büttel hinschicken, der nach dem Rechten sieht?»
    Blettner blickte unsicher zum Schultheißen, aber der winkte ab. «Lasst es gut sein, liebe Gustelies. Ihr Weibsleute seht doch hin und wieder Dinge, die es gar nicht gibt.»
    Als er Gustelies’ empörtes Schnauben hörte, deutete er auf Blettner. «Sagt, wurde jemand vermisst gemeldet?»
    Der Richter blätterte in einigen Papieren auf seinem Tisch: «Niemand vermisst, keiner gestorben. Alles in schönster Ordnung. Jedenfalls in dieser Hinsicht. Du musst dich also nicht sorgen, Gustelies.»
    Er lächelte seiner Schwiegermutter beschwichtigend zu und fragte dann beinahe schüchtern: «Es ist wohl nicht möglich, dass ich heute zu euch zum Essen komme?»
    Gustelies schnaubte. «Was denkst du denn? Dass ich eine Köchin für jedermann bin? Gut allein, um am Herd zu stehen, während man mich in allen anderen Angelegenheiten wie einen Trottel behandeln darf? Nein, mein Lieber. Bei mir bleibt heute die Küche kalt. Hör auf deine Frau und geh in die Ratsschänke.»
    Sie ergriff energisch ihren Weidenkorb, warf dem Schultheißen und ihrem Schwiegersohn noch einen wütenden Blick zu, dann stürzte sie aus dem Malefizamt.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 6
    M ittlerweile war es später Nachmittag geworden. Gustelies stand auf dem Römer, betrachtete die Abfallberge, die sich seit dem Morgen angesammelt hatten, sah nach rechts zur Nikolaikirche, vor der die Bettler und Säufer versammelt waren, blickte nach vorn zu den Buden der Geldwechsler. Einen Augenblick dachte sie daran, ihrer Freundin Jutta Hinterer einen Besuch abzustatten, doch dann verwarf sie den Gedanken. Jutta würde von dem fremden Prediger schwärmen oder von ihrem Liebsten, und beides wollte Gustelies nicht hören. Außerdem spürte sie mit einem Schlag eine Hitzewelle durch ihren Körper schießen. Sie blieb stehen, schnaufte durch und suchte nach dem gestickten Taschentuch, das sie im Kleiderärmel trug. Gerade eben, im Amt, hatte sie beinahe schon gefröstelt, aber jetzt überfiel sie die fliegende Hitze. Das Haar klebte ihr unter der Haube, zwischen den Brüsten rann ein Wasserstrom herab und selbst auf dem Rücken wurde ihr Kleid feucht. Schweißperlen standen auf ihrer Oberlippe, und zwei Tropfen rannen von der Stirn nahe am Ohr vorbei. Sie blieb ein paar Augenblicke stehen, dann ließ die Hitze nach. Mit dem Tuch trocknete sie sich Gesicht und Nacken und ging, mit einem Schlag geschwächt, langsam die Krämergasse hinauf zum Liebfrauenberg. Auch das noch, dachte sie.
    Im Pfarrhaus war es kühl. Die Läden waren halb geschlossen, das Feuer im Herd loderte schwach vor sich hin. Gustelies ließ sich auf den Stuhl fallen und griff nach dem Wasserkrug. Sie war mittlerweile so verzweifelt, dass alles an ihr vorüberrauschte. Auch dass oben die Zimmertür aufging und vier Füße die Treppen hinabkamen.
    «Ah, meine liebe Gustelies ist da. Wie geht es Euch? Und was gibt es zu essen?» Bruder Göck, rotbackig und glänzend wie ein Weihnachtsapfel, rieb sich vorfreudig die Hände. «Ich hörte, da schmort ein Brathuhn im Ofen?», fragte er.
    Gustelies verzog das Gesicht. «Ihr habt mir heute gerade noch gefehlt in meiner Raupensammlung, Antonitermönch.»
    Bruder Göcks Grinsen wurde noch leutseliger. «Das dachte ich mir schon, meine liebe Gustelies. Nun geschwind die Teller aufgedeckt und eine Kanne Wein aus dem Keller geholt.»
    Gustelies schob die Unterlippe vor, verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte energisch den Kopf.
    «Was? Wie?», wunderte sich der Antonitermönch. «Noch kein Abendessen? Ist es noch nicht an der Zeit? Ich könnte schwören, mein Magen knurrt schon seit Stunden.» Er trat zum Herd und schielte nach dem Bräter.
    Der Pater schob sich vor den Mönch, tippte Gustelies zart auf die Schulter. «Auch ich habe Hunger», teilte er zaghaft mit. «Wir haben lange debattiert, der Antoniter und ich. Es ging, wie ich dir schon heute früh erzählte, um Judas Ischariot. Manche sagen, es war Gottes Wille, dass er unseren Herrn Christus

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