Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand
zwei Teller und Löffel und Messer», befahl er dem Pater mit Hausherrenstimme.
Nau tat, was Bruder Göck von ihm verlangte, dann setzte er sich, hob den Deckel vom Bräter und verzog das Gesicht. «Das ist kein Brathuhn mehr», stellte er fest.
«Du hast recht. Das ist eine Suppe mit komischen Zutaten und von einer komischen Farbe. Riech mal.»
Pater Nau hängte seine Nase über den Bräter und schüttelte sich. «Es riecht sauer. Richtig sauer. Ob das Huhn seit gestern schon schlecht geworden ist?»
Bruder Göck stocherte mit der Kelle in dem Sud herum. «So schnell werden Brathühner nicht schlecht», erklärte er. «Der saure Geruch, der kommt vom Wein. Wir essen jetzt. Gib mir mal deinen Teller rüber.»
Er schöpfte dem Pater ein paar Stücke zerfallenes Huhn auf den Teller, dazu ein paar Mohrrüben, dann füllte er seinen Teller, stellte ihn ab und faltete die Hände zum Gebet:
«Wir danken dir, du guter Gott
für unser täglich Brot.
Lass uns in dem, was du uns gibst,
erkennen, Herr, dass du uns liebst.
Amen.»
Pater Nau rümpfte die Nase und betrachtete die merkwürdige Masse auf seinem Teller. «Wenn ich tatsächlich an diesem Mahl erkennen soll, wie sehr der Herr mich liebt, dann kann ich meine Seele gleich dem Teufel verschreiben», jammerte er.
«Rede nicht, iss. Sonst wird alles kalt, und kalt schmeckt es womöglich nicht mehr.»
Bruder Göck tunkte tapfer seinen Löffel in den Teller, fischte ein Stück Fleisch heraus und kaute darauf herum. «Sauer», stellte er fest.
Auch der Pater probierte. Nach einer kleinen Weile stand er auf und spuckte das Zeug in den Abfalleimer. «Ungenießbar. Komm, lass uns zur nächsten Garküche aufbrechen und eine leckere Pastete essen.»
Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, da sprang Bruder Göck in die Höhe, goss einen halbvollen Eimer Wasser auf das Herdfeuer, scherte sich nicht um den Dreck, den er dabei machte, und rannte förmlich hinter Pater Nau aus dem Pfarrhaus.
Direkt auf dem Liebfrauenberg stand ein Pastetenbäcker mit seinem Wagen. Die beiden Geistlichen eilten auf ihn zu, als säße ihnen der Teufel im Nacken. Doch mit einem Mal packte der Pater den Mönch beim Ärmel und zog ihn in eine Mauernische.
«Was hast du?», wollte der Antoniter wissen.
«Gustelies ist im Anmarsch!», raunte der Pater. «Wenn sie uns hier erwischt, dann gnade uns Gott. Und wenn sie sieht, wie die Küche aussieht und was wir aus ihrem Huhn gemacht haben, dann kann uns auch kein Gott mehr helfen.»
Ängstlich aneinandergedrückt, verharrten die beiden Geistlichen in der schmalen Nische, bis Gustelies die Pfarrhaustür hinter sich geschlossen hatte.
«Puh!» Pater Nau wischte sich den Schweiß von der Stirn und machte ein besorgtes Gesicht.
«Komm, wir gehen. Ich sterbe gleich vor Hunger.» Bruder Göck schob den Pater vor sich her. «Was sträubst du dich eigentlich so?»
Nau blieb stehen, störrisch wie ein Maulesel. «Sie ist doch schon so schlecht gelaunt. Und wenn sie jetzt sieht, wie die Küche ausschaut …»
«Du hast Angst, dass sie dir davonläuft?»
Pater Nau nickte. «Es geht nicht um das Kochen und Putzen und Waschen. Ich habe sie einfach gern.» Er sah betrübt zu Boden. «Und ich habe ihr das noch nie gesagt, glaube ich. Ich will sie nicht verlieren. Ohne sie ist das Leben nur halb so schön.»
Bruder Göck seufzte und verdrehte die Augen zum Himmel. «Herrgott noch eins. Die Weiber verdrehen den Männern sogar noch die Köpfe, wenn sie ihre Röcke unten lassen. Also gut, geh zurück in dein Pfarrhaus. Ich werde unterdessen Pasteten auftreiben. Pasteten für drei Personen.»
Bei diesen Worten strahlte Pater Nau über das ganze Gesicht. Er packte seinen Freund und drückte ihm einen Kuss auf die Glatze. «Ich warte auf dich, aber beeile dich. Du weißt, Gustelies im Zorn kann fürchterlich sein.» Schon eilte er mit wehender Kutte über den Liebfrauenberg.
In der Pfarrhausküche saß Gustelies am Tisch, vor sich einen Becher Wein.
«Du trinkst am helllichten Tage?» Pater Nau war ehrlich bestürzt. «Und du sagst nichts über die Küche hier?»
Gustelies winkte müde ab. «Es gibt Wichtigeres, mein Lieber, als eine aufgeräumte Küche.»
«Meine Rede!» Pater Nau nickte nachdrücklich, aber Gustelies hob den Zeigefinger. «Das heißt noch lange nicht, dass ich euch das durchgehen lasse, dem Antoniter und dir. Sobald Bruder Göck hier wieder auftaucht, bekommt er einen Wischeimer in die Hand und du einen Putzlumpen. Er kommt doch
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