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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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sie zum Heer gegangen. Er ist vermisst seit dem Türkenkrieg. Nun sucht sie ihn. Und das Essen und Trinken, nun ja, das verdient sie sich eben auf die Art der Wanderhuren, weil sie nicht stehlen und betrügen will.»
    Gustelies nickte langsam. Dann reichte sie den Torwächtern die Hand. «Danke schön. Ihr habt uns sehr geholfen.»
    Blettner stand daneben und hatte keine Ahnung, warum Gustelies mit einem Mal so zuversichtlich wirkte. Doch schon schlug sie ihm leicht auf den Rücken. «Auf, wir müssen zurück.»
    Als sie das Tor ein Stück hinter sich gelassen hatten, blieb Blettner stehen. «Warum siehst du aus wie die Katze, die gerade den Sahnetopf leer genascht hat?»
    Gustelies warf den Kopf in den Nacken und erklärte hoheitsvoll: «Weil ich jetzt endlich weiß, was die toten Mädchen miteinander verbindet.»
    «So. Und das wäre?» Blettner gelang es nicht, seine Skepsis zu verbergen.
    «Der Krieg.»
    «Wie? Der Krieg?»
    Gustelies lächelte ein bisschen gönnerhaft. «Adele hatte einen Liebsten, der sich freiwillig zum Heer gemeldet hat. Der Mann der Luise Bäckerin ist von dir in den Krieg geschickt worden. Der Liebste von Elfrun kämpft ebenfalls bei den Truppen, und die Wanderhure Kathrin war in Wirklichkeit gar keine Wanderhure, sondern ein Mädchen, das seinem Liebsten in den Krieg gefolgt war.»
    «Hmm.» Blettner kratzte sich am Kinn. «Und was schließen wir daraus?»
    Gustelies zog die Schultern ein Stück in die Höhe. «Das weiß ich noch nicht genau. Eben nur, dass alle diese Morde mit dem Krieg zu tun haben.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 36
    I st die Tinte jetzt endlich fertig?» Pater Nau hob den hölzernen Deckel vom Fass und spähte hinein. «Alles finster da drinnen. Ich finde, es sieht gut aus.»
    Der Novize Alter steckte seinen Finger in die trübe Brühe und roch daran. «Wir können es versuchen. Es scheint, als hätte das Wasser wahrhaftig der Rinde alle Farbe entzogen.»
    «Sage ich doch.» Pater Nau rieb sich die Hände. «Und nun, was geschieht jetzt?»
    Bruder Göck stieß Alter an. «Hast du nicht gehört?»
    «Wie?» Der Novize schrak aus seinen Gedanken. Bruder Göck kicherte. «So ist er, unser Alter. Immer in seinen Träumen unterwegs.» Er drohte dem jungen Mann mit dem Finger. «Ich hoffe, deine Gedanken sind durchweg keusch, mein Junge.»
    Alter hob den Kopf und blickte den Mönch an, als hätte er ihn noch nie gesehen. Dann schüttelte er sich ein wenig und sagte: «Wir müssen den Sud abgießen und über dem Herd auf ein Drittel einkochen.»
    Pater Nau verzog den Mund. «Das dauert ja Stunden. Das geht heute gar nicht. Wir müssen auf den Römer. Der Prediger hockt im Verlies, und ich habe beschlossen, heute an seiner statt zu den Menschen zu sprechen.»
    «Was?» Bruder Göck verschränkte die Arme vor der Brust. «Das ist ja interessant. Was willst du ihnen denn sagen?»
    Der Pater wackelte ein wenig mit dem Kopf hin und her. «Es ist an der Zeit, den Leuten begreiflich zu machen, dass dies hier nicht die Hölle ist. Hast du mitbekommen, was in der Stadt vor sich geht? Jeden Tag Prügeleien in allen Schänken. Schändungen, Diebstahl, Lästereien. Alles Dinge, welche die Leute nun tun, weil sie glauben, sie wären schon in der Hölle.» Er breitete die Arme aus, sodass er aussah wie ein dunkler Rabe. «Warum noch nach dem Guten streben, wenn wir doch für alle Zeiten in der Hölle festhocken? Warum nicht tun, was wir schon immer wollten? Wer sollte uns in der Hölle denn noch für die schlimmen Dinge bestrafen, die wir tun?»
    Bruder Göck nickte anerkennend. «Wo du recht hast, da hast du recht. Ich komme mit.»
    Der Novize fischte die Dornenäste aus dem Fass. «Und ich?», fragte er. «Soll ich alleine mit der Tinte weitermachen?»
    Pater Nau und Bruder Göck nickten in trautem Verständnis, dann hakten sie sich unter und verschwanden in Richtung Römer.
    Dort warteten schon wieder Dutzende von Frauen. Aufgeregt standen sie in Grüppchen beieinander. Der Pater blieb stehen, tat, als müsste er etwas an seinem Schuh richten. Die Frauen bemerkten ihn nicht. «Und stell dir vor, das Käseweib vom Marktstand in der ersten Reihe. Die hat den Schlachter geküsst. Mitten am Tag. Hinter ihrer Bude. Rausgekommen ist es nur, weil ihre Schürze am Hintern mit Blut beschmiert war. Zwei deutliche Handabdrücke. Na, ihr Mann hat gleich den Knüppel geholt. Erst hat er sein Weib verdroschen, dann den Mann, der ihn zum Hahnrei gemacht hat.»
    Der Pater schüttelte den Kopf und

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