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Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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denn hier gefeiert?», fragte der Richter. «Gab es nicht schon vor ein paar Tagen ein Fest?»
    «Ja, gab es. Die Wirtin, die Ricka, sie hat geworfen. Zwillinge sollen es sein.»
    «Wieso denn plötzlich Zwillinge? Letzte Woche war nur von einem Säugling die Rede.»
    Der Alte kicherte. «Schaut Euch den Eduard an. Gibt an wie eine Lore Affen. Schlägt sich ein ums andere Mal gegen seine Lenden und schreit: ‹Da steckt die Kraft.›»
    «Wieso Zwillinge?», wiederholte der Richter.
    «Das Mädchen, die Steffi, hat erzählt, es wären von Anfang an zwei gewesen, aber das eine so krank und schwächlich, dass keiner geglaubt hat, es würde es bis zum Weihwasserbecken schaffen. Na ja, und heute sind sie getauft worden, die beiden. Und erst jetzt hat der Wirt auch die Geburt seiner zweiten Lendenfrucht bekanntgegeben.»
    «Aha, weil beide nun getauft sind.»
    «Ihr sagt es, Richter.»
    «Zwei Kinder auf einen Schlag. Das muss für die Ricka ja eine Last gewesen sein in der Schwangerschaft.»
    «I wo.» Der Alte kicherte wieder. «Sie hat die Bälger mit links ausgetragen. Das erzählt der Eduard jedem, der es hören will. Er selbst, sagt er, habe nichts bemerkt von der Schwangerschaft seiner Frau. Weggesteckt hätte sie die Unpässlichkeiten wie eine Milchkuh auf der Weide.»
    «Und Ihr? Habt Ihr auch nichts bemerkt? Ihr seid ein erfahrener Mann. Euch kann man bestimmt nicht so leicht ein X für ein U vormachen.»
    Der Alte sah den Richter an und nickte. «Drei Frauen habe ich zu Grabe getragen. Sieben Schwangerschaften mitgemacht. Die Meinen waren tapfer, haben nicht gejammert und geklagt, wie es heute Mode ist. Trotzdem sind sie mit jedem Tag dick und dicker geworden. Aufgegangen wie ein Hefeteig im Backrohr, sage ich Euch. Bei der Ricka habe ich nichts gemerkt. Na ja, drall und gut im Futter war sie schon immer, die Ricka. Ein richtiges Weib, wie es der Herrgott nur an einem herrlichen Sonnentag geschaffen haben kann. Aber wer kennt sich schon mit den Weibern aus? Die tragen ihre Brut manchmal wer weiß, wo.»
    «Hmmm», brummte der Richter. «Gibt es im Roten Ochsen auch eine Magd?»
    Der Alte zeigte mit seinem knochigen Finger auf das Schankmädchen. «Die da, die Steffi. Die macht alles. Am Tage putzt sie, und am Abend schenkt sie aus. Was wollt Ihr denn von ihr?»
    «Ach, nichts weiter.» Der Richter winkte ab. «Die Meine ist auch schwanger. Da hat ein Mann schon so manche Frage, die einem das Weib schuldig bleibt.»
    Der Alte nickte. «Ein Mysterium, die Weiber.»
    Richter Blettner trank noch einen Becher Wein, beglückwünschte den stolzen Vater, dann stiefelte er gedankenverloren nach Hause.

[zur Inhaltsübersicht]
Kapitel 13
    D ie Stadt lag noch im Schatten der Nacht, als Richter Blettner vor dem Roten Ochsen hin und her ging. Er hatte seine Handschuhe zu Hause vergessen und blies nun auf die gefrorenen Finger, trat von einem Bein auf das andere und schaute den blassen Wölkchen hinterher, die bei jedem Atemzug aus seinem Mund quollen.
    Als endlich die Seitentür knarrte, atmete er auf.
    «Gott zum Gruße, Steffi», sagte er, und die Magd schrak zusammen und fuhr herum.
    «Gott zum Gruße, Herr», erwiderte sie und wollte sich, in jeder Hand eine Milchkanne, von dannen machen.
    «Jetzt warte doch, ich habe ein paar Worte mit dir zu reden.»
    Die Steffi lief weiter, rief nur über ihre Schulter: «Ich kann nicht, Herr, die Wirtin wartet auf mich.»
    Jetzt langte es dem Richter. «Stehenbleiben. Sofort!»
    Die Steffi erstarrte.
    «Wohin rennst du eigentlich so schnell?», fragte Blettner, als er bei dem Mädchen angelangt war.
    «Wir brauchen Milch. Die Zwillinge, wisst Ihr, sie trinken und trinken. Die Wirtin kann gar nicht so viel Milch aus ihren Brüsten quetschen, wie die Kinder brauchen.»
    «Und du gehst jetzt also nach Milch, ja?»
    «Ja, Herr. Wie jeden Morgen.»
    «Gut, dann begleite ich dich ein Stück.»
    «Aber, Herr, das geht doch nicht.»
    Blettner wedelte mit der Hand. «Doch, das geht. Ich bin der Richter der Stadt und außerdem verheiratet. Niemand wird etwas dabei finden. Also los.»
    Die Steffi seufzte und legte dann einen Schritt vor, bei dem der Richter außer Atem geriet.
    «Lauf langsamer, verflixt und zugenäht. Ich habe ein paar Fragen an dich. Wenn du nicht gleich deine Schritte einhältst, dann lasse ich dich eben von den Bütteln aufs Malefizamt bringen. Ist dir das lieber?»
    Das Mädchen riss die Augen auf, verlangsamte auf der Stelle seine Schritte.
    «Was wollt Ihr wissen,

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