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Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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wegschickt?», wollte Hella wissen.
    Der Wärter zuckte mit den Achseln. «Sie werden’s anderswo versuchen.»
    «Hm», machte Hella, spitzte den Mund und legte nachdenklich ihren Zeigefinger ans Kinn. «Sagt, draußen, vor der Tür, da hat mich einer angesprochen.»
    «Er wird Euch gekannt haben. Niemand ist unhöflich zum Weib des Richters.»
    «Nein, er hat mich nicht erkannt. Er dachte, ich wäre eine schwangere Magd, die im Verlies um ein Plätzchen nachsuchen will. Das wird mir aber jetzt erst klar. Er sprach immerzu vom Tod. So, als fürchtete er, ich würde ins Wasser gehen, wenn Ihr mir keinen Einlass gewährt. Habt Ihr den Mann schon einmal gesehen? Habt Ihr von ihm gehört? Er ist von durchschnittlicher Größe und Statur und hat ein Allerweltsgesicht.»
    Der Wächter schüttelte den Kopf. «Das ist kein vornehmes Viertel hier, Richtersweib. Gesindel, wohin man schaut. Das Verlies steht nicht umsonst hier. Was vor den Toren geschieht, das darf mich nicht kümmern.»

[zur Inhaltsübersicht]
Kapitel 25
    H ella erschrak beinahe ebenso sehr wie Pater Nau.
    Der Pater fuhr von seinem Strohlager hoch, kreuzte die Finger und schrie: «Hinweg, hinweg, du Teufelsbrut. Was trägst du da im Bauch? Willst du mir diese Schuld anhängen?»
    «Er ist im Fieber», erklärte der Wärter. «Da schreit er immer so. Geht ruhig näher, damit er Euch erkennt.»
    Er steckte eine rußende Pechfackel in den Wandhalter, dann trat er neben das Strohlager und brüllte, dass seine Stimme durch den dunklen Bau schallte: «Eh, du da, du hast Besuch!»
    Hella zog die Augenbrauen hoch. «Wie redet Ihr denn mit Pater Nau?! ‹Hochwürden› sagt man, wenn man ihn anspricht.»
    «Mag sein, dass das für einen gilt, der auf der Kanzel steht. Hier drinnen ist er nur ein Gefangener», erwiderte der Wärter, dann ließ er Hella und den Pater allein.
    «Onkel Bernhard, ich bin es. Erkennst du mich nicht?» Hella kniete sich neben das Strohlager auf den kalten, feuchten Steinboden. Mit einer Hand streichelte sie die Wange ihres Onkels, mit der anderen schob sie ihre Kapuze zurück.
    «Ach, du bist es!» Die Stimme Pater Naus klang heiser und dünn. Gleich setzte ein Husten ein, bei dem der Geistliche eine Hand auf die Brust presste und dabei ein Gesicht zog, als würde er in Stücke gerissen.
    «Tut es so weh?», fragte Hella.
    «Als ob der Höllenhund in meinem Inneren haust», erklärte Pater Nau mit fiebrigem Blick.
    Hella reichte ihm den Wasserkrug, holte dann ein wenig Salbe aus dem Korb und bestrich die aufgesprungenen Lippen ihres Onkels
     damit.
    Dann half sie Nau, sich aufzurichten. «Magst du etwas essen?», fragte sie. «Ich habe frisches Brot und gute Butter, dazu ein Stückchen Räucherwurst.»
    Der Kranke schüttelte den Kopf. «Geh mir fort mit Essen. Ich behalt’s ja doch nicht bei mir. Hast du Wein dabei?»
    Hella schüttelte den Kopf. «Nein, keinen Wein. Nur einen Sud aus Lindenblüten und Thymian gegen deinen Husten.»
    Pater Nau ließ sich gehorsam etwas davon einflößen, dann, nach einem erneuten Hustenanfall, fragte er: «Gibt es etwas Neues in der Stadt? Einen neuen Skalp vielleicht? Deine Mutter erzählt mir nämlich nichts. Und das Geldwechslerweib kommt auch nur, um mir stinkende Salbe auf die Brust zu schmieren. Sie wollen mich nicht aufregen, sagen sie.»
    «Und dabei regst du dich viel mehr auf, wenn du nichts weißt, stimmt’s?»
    «Du sagst es, Kind. Also, was tut sich in der Stadt?»
    Hella seufzte. «Die Ermittlungen stocken. Es geht nicht vorwärts und nicht rückwärts.»
    «Gab es in meiner Kirche Ungewöhnliches?»
    Hella schüttelte den Kopf. «Nicht, seit Bruder Göck aus dem Freudenhaus zurückkam.»
    Pater Nau richtete sich auf. Seine ohnehin fieberroten Wangen begannen noch mehr zu glühen. «Sag das noch einmal. Mein Freund, der Antoniter, war im Frauenhaus?» Er wollte losprusten, doch ein Hustenanfall hielt ihn davon ab.
    «Ja. Heinz hat ihn hingeschickt, um nach einer Hure zu fragen, die im Nonnenkleid ihren Dienst am Manne tut. Aber Bruder Göck hat’s verdorben. Vor lauter Angst um sein Seelenheil hat er vergessen, die richtigen Fragen zu stellen. Ich wette, er ist mit wehender Mönchskutte durch die Vorstadt gefegt.»
    Pater Nau verzog das Gesicht. «Erzähl mir etwas Trauriges, mein Kind. Ich darf nicht lachen, das tut zu weh. Kein Wort mehr über Bruder Göck und das Frauenhaus, sonst zerreißt es mir die Brust. Gibt es Neuigkeiten aus meiner Kirche? Etwas Ungewöhnliches bei der Beichte?

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