Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
Ich könnte genauso gut auch zu einem hinterhältigen, wertlosen Aasfresser werden.
Er schlurfte zu den drei Leichen hinüber, an denen die Aasfresser genagt hatten.
Zwei Erwachsene – ein Mann und eine Frau – und ein Junge, wahrscheinlich ein paar Jahre jünger als Ben. Da man ihnen das Fleisch von den Knochen gerissen hatte und ihre Köpfe unversehrt zu sein schienen – abgesehen davon, dass man ihnen den Schädel eingeschlagen und ihr Gehirn verschlungen hatte –, nahm Ben an, dass sie einem Angriff von Wildhunden zum Opfer gefallen waren.
Sie hatten wahrscheinlich in der Kirche gehaust, weil sie diese für ein gutes Versteck hielten, und waren dort von einer Meute Hunde überrascht worden. Als die Hunde sich irgendwann den Bauch vollgeschlagen hatten, waren die Aasfresser gekommen, um die Reste abzunagen.
Ben glaubte nicht, dass diese Menschen schon lange tot waren. Vermutlich waren sie erst am Morgen getötet worden, allerfrühestens irgendwann in der vergangenen Nacht.
Er betrachtete ihre Überreste. Nicht mehr viel da. Dem Jungen hatten sie noch ein wenig von seinem Gehirn gelassen, aber die Schädel der Erwachsenen waren beinahe völlig geleert. Nicht gerade ein Festmahl, aber immerhin half es Ben, bis morgen durchzuhalten.
Morgen, wenn er sich ausgeruht hatte und der stechende Schmerz seiner Niederlage ein wenig abgeklungen war, konnte er versuchen, etwas Richtiges zu essen aufzutreiben.
Er kniete sich neben den Jungen, an dessen Seite ein blutbespritzter Stein lag. Als er in den Schädel des Jungen fasste und eine Handvoll des glänzenden Hirns herauslöffelte, kam ihm ein Gedanke.
Er erinnerte sich an die Zeit zurück, als er in der Zuflucht gelebt hatte, daran, wie die Jäger Tiere zum Essen fingen. Einige hatten Löcher gegraben, Farnwedel und anderes Grünzeug über der Öffnung platziert und ein kleines Stück übrig gebliebenes Fleisch daraufgelegt. Dann, wenn das Tier sich schnüffelnd näherte, war die lose Abdeckung eingebrochen und das Biest ins Loch gefallen, aus dem es nicht mehr entkommen konnte.
Eine derartige Falle war jedoch sehr aufwendig, und Ben hatte keine Lust, Löcher zu graben. Die andere, gängigere Methode, ein Tier zu fangen, bestand im Bau einer Falle – einer großen, schweren Käfigfalle –, die Jäger mit einem starken Ast abstützten. Man platzierte ein Stück Fleisch im Inneren und wenn das Tier kam, um sich den Brocken zu schnappen, warf es dabei in der Regel den Ast um. Die Falle schlug zu und die Beute war gefangen. Sicher nicht die zuverlässigste Methode, aber mit ihrer Hilfe hatten die Jäger immer sicherstellen können, dass niemand hungern musste.
Ben spielte mit dem Gedanken, eine solche Falle zu bauen. Manchmal hatte er den Jägern dabei geholfen – obwohl er ihnen, wenn er jetzt daran zurückdachte, höchstwahrscheinlich keine allzu große Hilfe gewesen war: Wer hätte einem Neunjährigen auch schon eine so wichtige Aufgabe wie den Bau einer Falle anvertraut? Er hatte jedoch eine gute Vorstellung davon, wie er vorgehen musste. Es galt sicherzustellen, dass die Falle genug Platz für ein so großes Tier wie einen Wildhund bot und dass sie stabil genug war, ihn auszuhalten.
Ja, er musste sehr clever vorgehen. Jemand, der nicht so schlau war wie er, hätte womöglich die kompletten Reste des Hirns verspeist und anschließend nichts mehr zu essen gehabt. Es war jedoch viel klüger, einen Teil des Hirns dazu zu benutzen, sich noch mehr zu essen zu fangen.
Obwohl er sehr hungrig war, beschloss Ben, sofort mit dem Bau der Falle zu beginnen. Dann endete der heutige Tag hoffentlich nicht als völlige Katastrophe.
Verdammt, viel schlimmer konnte er sowieso nicht mehr werden.
Als Ben seine Falle präpariert und die beiden Kirchengebäude erkundet hatte, war die Dämmerung bereits hereingebrochen.
Ihm blieb gerade noch genügend Zeit, um ein Feuer zu entfachen, bevor die Nacht den Tag vollständig vertrieb. Als die Flammen knisterten, zündete er eine Fackel an und schleppte seine Falle nach draußen. Er fand eine kleine Lichtung und stellte die Falle ab, steckte die Fackel in den Boden und stützte das v-förmige Ende des großen Käfigs mit einem Ast ab, während er das andere ein Stück in der Erde vergrub. Dann trat Ben einen Schritt zurück – die Falle machte einen stabilen Eindruck. Er kniete sich wieder hin, kroch in den Käfig und stieß sanft gegen den Ast. Er kippte um, und der Käfig fiel krachend auf ihn herunter.
Ben lächelte.
Er hob
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