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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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drehte ihr gleich wieder den Rücken zu.
    »Ich habe Ihre Botschaft bekommen«, sagte sie, auf ihre Hände hinunterschauend.
    »Ich habe gesehen, was ich sehen wollte; und nun können Sie wieder gehen.«
    Die Kälte in seiner Stimme zwang ihren Kopf in die Höhe -und ihren Zorn an die Oberfläche. »Nun erzählen Sie mir nur wieder, daß Sie unschuldig sind. So unschuldig wie damals bei der Chanry-Bande? Haben Sie etwa die Kinder vor Rory in Schutz nehmen müssen? Was war diesmal der Anlaß, daß Sie in eine Schießerei verwickelt wurden?«
    »Verlasse meine Zelle, Chris«, sagte er leise. »Ich möchte nicht auch noch mit dir streiten.«
    »Weil ich keinen Revolver besitze? O ja, ich kenne den Ehrenkodex des Westens. Man zieht ihn nie gegen einen unbewaffneten Mann - oder eine unbewaffnete Frau. Wie konntest du mir das nur an tun? Die Leute hier haben mir vertraut! Sie haben mir ihre Geheimnisse gebeichtet, und ich habe sie um noch größeres Vertrauen gebeten. Ich bat sie, dir noch eine Chance zu geben, dir einen neuen Anfang zu ermöglichen. Und sie taten es! Aber du hattest nichts Besseres zu tun, als ihnen zu zeigen, was du wirklich bist- was ich in meiner Blindheit nicht wahrhaben wollte!«
    Er stand da, mit dem Rücken zu ihr, die Arme erhoben und gegen die Wand gepreßt, und sah zum Zellenfenster hinaus.
    »Schau mich an, wenn ich mit dir rede. Wenn du schon kein Gewissen hast, solltest du wenigstens so tun, als hättest du Manieren.«
    Langsam drehte er sich ihr zu, und vor ihr schien ein Mann zu stehen, den sie noch nie zuvor gesehen hatte - kühl und weit weg mit seinen Gedanken.
    »Ich habe dich nie im unklaren darüber gelassen, was ich bin. Ich habe dir immer wieder gesagt, daß ich nicht zu dir passe. Aber du hast nie zugehört, wenn ich dir das sagte. Du warst so sehr damit beschäftigt, der Welt zu zeigen, wie du aus einem Verbrecher einen brauchbaren Menschen machst, daß du nie darüber nachgedacht hast, wer ich wirklich war.«
    »Wahrscheinlich habe ich das inzwischen begriffen.« Sie ging zur Zellentür. »Ich werde dich nicht mehr belästigen. Ich bin nur hierhergekommen, um dir zu sagen, daß ich und vermutlich auch Mr. Prescott morgen in aller Frühe die Stadt verlassen werden. Ich werde selbstverständlich dafür sorgen, daß du deine Begnadigung von meinem Vater erhältst. Deputy!« rief sie dann.
    Tynan war in der nächsten Sekunde am anderen Ende der Zelle und verstellte ihr den Ausgang.
    »Sie werden nicht ohne mich aus der Stadt reiten. Ich habe Ihrem Vater geschworen, daß ich Sie bei ihm abliefern werde, und ich gedenke mein Wort zu halten.«
    »Natürlich, der Mann des Westens hält stets sein Wort. Für ihn mag zwar ein Gefängnisaufenthalt und das Töten eines Menschen eine banale Alltäglichkeit sein; aber sein Wort hält er immer. Deputy, Sie können mich jetzt herauslassen.«
    Tynan warf die Gittertür so heftig zu, daß der Deputy gegen die Wand flog. »Sie können die Stadt morgen früh nicht verlassen. Sie können es nicht wagen, nur in Begleitung dieses Mannes quer durch’s Land zu ziehen. Er hat nicht die geringste Ahnung, wie man überleben kann.«
    »Ich gebe zu, daß er nicht weiß, wie man unschuldige Leute bei einem Kirchweih-Picknick niederschießt.«
    »Er hat Sayers ja gar nicht niedergeschossen«, sagte der Deputy. »Sayers hat ihn von hinten angegriffen.«
    »Ich wußte doch, daß Sie unschuldig sind«, sagte Chris. »Ein Mann wie Sie läßt sich nie bei einer Ungesetzlichkeit erwischen. Deputy, bitte schließen Sie mir die Tür auf.«
    Ty hielt sie zu. »Chris, Sie können die Stadt nicht eher verlassen, als bis ich hier wieder heraus bin. Sie brauchen...«
    »Mr. Tynan, wenn ich darauf warten würde, bis man Sie aus den diversen Gefängnissen wieder herausläßt, käme ich nie mehr zu meinem Vater nach Hause. Lassen Sie mich eines klarstellen. Ich werde morgen früh die Stadt verlassen und mich auf den Heimweg zu meinem Vater machen. Sie werden ihre kostbare Begnadigung erhalten und mich obendrein auch noch loswerden.« Sie packte die Gittertür, riß sie auf und trat rasch hindurch. »Und falls sie auf den Umweg über die Gefängnisse von Washington doch noch bei meinem Vater eintreffen sollten, können Sie dort möglicherweise sogar die zehntausend Dollar in Empfang nehmen, für die Sie so hart gearbeitet haben. Leben Sie wohl, Sir. Ich hoffe, wir sehen uns nie wieder.«

Kapitel 11
    Asher führte sie am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang aus der Stadt. Sie

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