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Die verfuehrerischen Vier

Titel: Die verfuehrerischen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Triana
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erinnerte mich daran, dass Yolis süßer älterer Bruder ganz scharf auf Erdnussbutter-Schoko-Chips war. Der achtundzwanzigste März. Und ich versorgte ihn jedes Jahr mit den gesättigten Fetten, nach denen er sich so sehnte.
    »Wann krieg ich denn mal wieder welche?« Er lachte.
    Monica stupste ihn mit dem Finger an. »So was wollen wir doch nicht mehr.«
    Das war die Kehrseite des Dessertmachens heutzutage. Es war eine aussterbende Kunst. Als ich klein war, liebte jedermann Süßspeisen und Gebäck. Inzwischen waren aber alle auf Diät. Warum konnte man nicht einfach ein Stück Gebäck essen und dann aufhören? Warum immer gleich alles oder gar nichts?
    »Jederzeit. Ich schick dir welche vom Kurs«, schlug ich vor.
    »Was soll Lorenzo nur ein Jahr lang ohne deine Desserts machen?«, fragte Santi.
    Monica schnappte nach Luft. »Aber Schatz! Was soll Lorenzo ein ganze Jahr lang ohne Fiona machen? Wer denkt denn da an Desserts?« Sie warf mir einen schwesterlichen Blick zu. »Ist es zu fassen?«
    »Ich weiß, wie er es gemeint hat.« Ich lächelte.
    Für seinen Vater arbeiten, das war es, was Lorenzo tun würde. Mir gefiel es nicht, dass er nicht gleich aufs College gehen würde. Aber da sein Vater so sicher war, dass Lorenzo eines Tages den Familienbetrieb übernehmen würde, hatte Lorenzo ein Studium erst mal aufgeschoben. Und tagtäglich von morgens bis abends die Mädchen von seiner Türschwelle verscheuchen, das würde er machen. Es gefiel mir gar nicht, dass ich mich gegen die vielen Töchter der Freundinnen seiner Mutter behaupten musste, die alle hofften, die Frau von
Lorenzo Peralta zu werden. Nicht, dass sich Lorenzo um sie kümmerte. Ich wusste, dass er mit niemandem außer mir zusammensein wollte. Auch wenn ich mal ein paar eindeutige Mails in seinem Postausgang gefunden hatte, aber es war danach nie wieder vorgekommen.
    Ich war froh, dass sich Monica nicht über ›Fernbeziehungen‹ ausließ, die ja doch nie funktionieren würden, so wie es Killian und Alma immer taten. Ich nehme an, weil sie und Santi sich auch schon seit der Highschool kannten, wusste sie, was mir bevorstand. »Ich bin sicher, dass er dich besuchen kommt, das wirst du schon sehen«, beruhigte sie mich.
    »Klar, bestimmt. Er hat vor, einmal im Monat zu kommen. Und es ist ja auch nur für ein Jahr.«
    Sie lächelte mir wohlwollend zu und trank ihren Cappuccino. Warum sah sie mich so mitfühlend an? Sag bloß, sie konnte Lorenzo auch nicht leiden.
    Verstohlen sah ich die beiden an, als sie stumm ihren Kaffee tranken und die Leute beobachteten, die im Speisesaal herumliefen. Würden wir in ein paar Jahren auch so aussehen, Lorenzo und ich? Nach unserem ersten Baby? Sie sahen nicht so aus, als würden sie sich zusammen langweilen. Aber überglücklich wirkten sie auch nicht gerade. Ich glaube, man konnte sie als zufrieden verheiratet bezeichnen. So ungefähr.

    Lautes Klopfen riss mich aus dem Schlaf. Ich träumte, ich säße in einer Gefängniszelle und hämmerte an die Eisengitter, um hinauszukommen. Das war ich doch, der da klopfte. Oder? Ich drehte mich um und sah aus dem vergitterten Fenster. Ein riesiger Ozeandampfer ragte schräg aus dem Wasser und sank in die Tiefe des Meeres. Ein Horrorbild. Waren Killian, Alma
und Yoli an Bord? Ich erbrach mich in die Kloschüssel neben mir. »Eine von euch kommt nicht zurück«, hörte ich eine alte Gefängniswärterin krächzen. Dann lachte sie mit verfaulten Zähnen. Ihre Augen - gelb!
    Wieder hörte ich das Klopfen. Was? Wer? Ich setzte mich auf und rieb mir die Augen, völlig von der Rolle. »Lasst mich in Ruhe!«, stieß ich halb gemurmelt, halb schreiend hervor. Wo war ich? Im Dämmerlicht des Raumes begriff ich rasch, dass ich auf Vergnügungsfahrt in meiner Kabine war, nicht im Gefängnis, und dass Yoli schnarchend unter ihrer Decke lag.
    Ich warf einen Blick auf die Uhr. Acht Uhr früh. Oh lieber Gott, vielen Dank, es war nur ein Traum gewesen. Meine Freundinnen gingen nicht im Meer unter.
    Wieder ein lautes Klopfen. »Einen Moment!«, schrie ich. Himmel. Ich taumelte aus dem Bett und stolperte über Yolis Klamotten auf dem Boden. Wann war sie reingekommen? Ich konnte mich an nichts erinnern.
    Ich schloss die Tür auf und öffnete sie einen Spalt. Es war Killian, munter und bereit für den Tag. »Schlaft ihr zwei noch? Los, wir sind in St. Thomas!«
    »Hm?«
    Sie lachte. Hinter ihr schloss Alma ihre Kabinentür. Sie hatten beide Shorts und Trägerhemdchen an, das Haar hochgesteckt,

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