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Die verfuehrerischen Vier

Titel: Die verfuehrerischen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Triana
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eine Königin behandelt.

Tag 5, 23.45 Uhr
    St. Thomas, Amerikanische Jungferninseln
    Was Lorenzo wohl gerade machte? Wenn ich ihm fehlte, hätte er dann bisher nicht wenigstens ein Mal angerufen? Ich weiß, ich hätte ihn auch anrufen können, aber schließlich hatte er mich am Abreisetag einfach stehen lassen. Ich fand, dass er mir zumindest ein »Tut mir leid« schuldete. Festland-zu-Dampfer-Anrufe waren doch möglich, wenn auch teuer. Ich hatte es auf einer Karte neben dem Telefon in der Kabine gelesen. Lorenzo konnte sich das leisten. Seinem Vater hätte es nichts ausgemacht, er hätte es wahrscheinlich nicht mal bemerkt. Gott! Echt enttäuschend!
    Vielleicht war er sauer auf mich. Aber weswegen? Weil ich etwas mit meinen Freundinnen unternehmen wollte? Weil ich so aussehen wollte, wie es meinem Alter entsprach, und ein tolles Kleid tragen wollte, nicht irgendwelche ollen langweiligen Klamotten? Pff!
    Gemächlich schlenderte ich aufs Achterdeck. Unter dem durchsichtigen Kuppelgewölbe des Decks war der Banana Bash auf vollen Touren, auch wenn es regnete. Die Reggae-Tanzmusik war ansteckend, deshalb setzte ich mich und sah den Leuten eine Weile zu. Wie lange mochte es dauern, bis mir Raul wieder über den Weg laufen würde? Würde ich ihn überhaupt je wiedersehen, nachdem die Reise ja jetzt wohl für ihn eine Hochzeitsreise war? Vielleicht war er sogar noch auf der Insel? Ich sollte lieber gar nicht mehr an ihn denken.

    Schon bald tauchte Killian auf der Party auf. Ihre göttliche Ausstrahlung ließ sich kaum übersehen, als sie hereinmarschierte und ihr ein neuer Typ, der nicht Wenzel war, einen Drink reichte. Für Killian musste das hier das Paradies sein. Drinks umsonst, Tanzfläche, heiße Typen. Jetzt war auch Tyler aufgetaucht und ließ sich mit Edgar am Rand der Bar nieder.
    Nach Killian kamen Alma und Yoli gemeinsam herein. Yoli sah mich und kam schnurstracks auf mich zu. »Wo warst du denn? Warum sitzt du hier rum und bläst Trübsal?«
    »Ich blase nicht Trübsal. Ich bin müde.«
    »Alles in Ordnung?«
    »Alles super.«
    Sie warf mir einen Seitenblick zu und grinste. »Okay.« Dann wurde sie ganz aufgeregt. »Tyler ist einfach zu süß. Er ist gar nicht so ein Arsch, wie ihr denkt. Und ich weiß, dass ihr das denkt.«
    Ich warf einen Blick hinüber. Er lächelte eine hübsche Frau an, die an ihm vorbeitänzelte. »Ja, ja, er ist umwerfend.« Ich würde es nicht machen. Ich würde Yoli nicht in die Parade fahren. Wenn sie meinte, dass Tyler auf sie stand, bitte. Es war ihr Urlaub, ihre Illusion. Ich wollte ihr das nicht verderben.
    »Er hat mich eingeladen, später in seine Kabine zu kommen. Er und Edgar wollen da noch einen draufmachen. Kommst du mit?«
    »Einen draufmachen?« Du meinst wohl saufen und Drogen nehmen. »Nein danke«, sagte ich.
    »Warum nicht, Fee?«
    »Keine Lust. Warum machen wir nicht was anderes, nur wir vier? Warum gerade mit Tyler und in Tylers Kabine?« Tyler, Tyler, Tyler! Ich hatte gründlich die Nase voll von ihm.

    Sie zuckte die Schultern. »Ich dachte, vielleicht macht’s Spaß. Fee, demnächst verschwinden wir aufs College. Wir müssen anfangen, uns dementsprechend zu verhalten.«
    »Ich hab gar nicht gewusst, dass aufs College gehen heißt, was Bescheuertes zu machen?«
    »Was ist denn so bescheuert?«, fragte Yoli, die nicht verstand. Was war mit der ängstlichen Yoli geschehen, die ich so gut kannte und mochte? Innerhalb weniger Tage war nichts mehr von ihr übrig geblieben. Würde sie je wieder auftauchen? Oder war’s das - war sie dabei, sich eine neue Persönlichkeit zuzulegen, und ich würde die alte nie wieder sehen? Ich hielt das nicht mehr aus. Was war los mit meinen Freundinnen, meinen … Mädels?
    »Vergiss es. Hör mal, vielleicht schau ich mal rein, wenn ihr alle geht.« Zumindest, bis sie anfingen, sich Bikinis aus Schlagsahne auf den Körper zu sprühen. Dann müsste ich nämlich kotzen.
    »Du bleibst also einfach hier sitzen? Willst du nicht tanzen?«
    »Gleich.«
    »Okay.« Sie zuckte die Schultern und ging wiegenden Schrittes zur Tanzfläche. Ich wusste nicht, was so an mir nagte. Vielleicht hatte mich Alma mit ihrer Theorie doch verunsichert. Oder es lief einfach nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich hatte geglaubt, wir vier würden jeden Abend zusammenstecken, unsere Freundschaft betrinken und in jeder Minute alten Zeiten nachtrauern.
    Und nun saß ich hier, eine richtige Loserin, und sah zu, wie sie sich ohne mich amüsierten. Ich

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