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Die verfuehrerischen Vier

Titel: Die verfuehrerischen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Triana
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woandershin gegangen. Vielleicht amüsierte sie sich wie noch nie im Leben, und zwar auf unsere Kosten. Ich konnte nichts weiter machen. Nur warten.
    Ich musste an meine Mutter denken und die vielen Male, die sie gewartet hatte, wenn es spät geworden war bei mir. Und jetzt machte Yoli das Gleiche mit uns. Echt. Die sollte sich lieber mal auf was gefasst machen.

Tag 6, 09.10 Uhr
    St. Thomas, Amerikanische Jungferninseln
    »Du hast sie nicht gefunden«, erriet Killian richtig, als ich im Speisesaal auf sie und Alma stieß. Alle üblichen Verdächtigen waren da, sausten aufgeregt herum und häuften sich Speck, Eier, Pfannkuchen und alles Mögliche auf ihre Teller, wovon mir so früh am Morgen schlecht geworden wäre. Ich warf einen Blick zu Rauls Tisch. Er war leer.
    Ich ärgerte mich darüber, dass ich einen netten Abend mit ihm hätte verbringen und ihn besser hätte kennenlernen können, stattdessen aber die verrückte Yoli hatte suchen müssen. »Nee«, sagte ich und ließ mich auf den Stuhl fallen.
    Alma schlürfte ihren Kaffee. Killian stützte das Kinn in die Hände und sah sich um. Wir sagten nicht viel. Die Stille war irgendwie nervig. Was ging ihnen durch den Kopf? Hatte es was mit einer gewissen Person zu tun, deren Namen mit »Furz« anfing und mit »tuna« endete?
    »Glaubt ihr …«, begann ich.
    »Nein«, fiel mir Alma sofort ins Wort. Sie sah mich streng über den Tassenrand an.
    »Woher willst du wissen, was ich sagen wollte?«
    »Ich weiß, was du sagen wolltest, und die Antwort ist nein.«

    Ihre Haltung ärgerte mich, aber ich wusste auch, was sie meinte. Selbst wenn es sich hier um das Eintreffen von der albernen Vorhersage von Madame Fortuna handelte, was brachte es, wieder davon anzufangen?
    »Wir sollten es aber schon in Erwägung ziehen, wisst ihr«, sagte ich und entfaltete meine Serviette, die wie eine Schildkröte gefaltet war.
    »Wir müssen gar nichts in Erwägung ziehen«, sagte Alma. »Es geht ihr gut. Sie taucht schon wieder auf.«
    Killian drehte ein leeres Glas um und spielte damit herum. »Du nimmst dir das zu sehr zu Herzen, Fee.«
    »Natürlich nehme ich mir das zu Herzen!«, schoss ich zurück, und die Leute am Nebentisch drehten sich nach uns um. Ich senkte die Stimme. »Natürlich nehme ich mir das zu Herzen. Yoli ist verschwunden! Und jemand hat uns prophezeit, dass so was passiert!«
    Alma brach ein Stückchen von ihrem gebutterten Brötchen ab. »Das stimmt, aber du machst jetzt etwas Unausweichliches daraus.«
    Alma und ihre bescheuerten Theorien. »Das meinst du doch nicht ernst«, sagte ich. »Du glaubst doch nicht wirklich, dass wir das herbeigeführt haben?«
    »Also, wenn du die ganze Zeit nur an das Schlimmste denkst, dann muss es ja auch irgendwann eintreffen.«
    Ich öffnete den Mund zu einer Entgegnung, aber es kam nichts. Ich sah, wie die beiden den Blick abwandten und in verschiedene Richtungen schauten. Sie kamen mir älter vor, schon wie die Mädchen, die ich kannte, und dennoch … als ob ich sie nicht mehr kennen würde …
    Killian sah mich an. »Wenn du immer fest daran glaubst, dass etwas nicht passiert, dann passiert es auch nicht. Und andersrum ebenso«, sagte sie. Sie steckte die Fingerspitzen
in Wasser und ließ ihr Glas klingen, indem sie über den Rand fuhr. »Jetzt erfindest du alle möglichen Szenarien, die zu dem Vorfall passen.«
    »Ich erfinde doch nichts.« Ich war viel zu fertig, um mir so was anzuhören. »Egal!«
    »Genau, egal«, sagte Killian. Ich hatte sie noch nie so ernst erlebt oder so nahe dran, Streit mit mir anzufangen. Warum legte sie mir nahe, mich nicht aufzuregen, wo sie doch offensichtlich genauso gestresst war?
    Ich hatte keine Lust, mit ihnen herumzusitzen und zu brüten. Ich stand auf und ging zum Buffet. Obwohl mich nichts anmachte, griff ich mir einen Teller und lud ihn voll, nur um was zu tun. Als ich dann zu Rauls Tisch hinübersah, war er da. Er sah frisch geduscht und, wie ich unumwunden feststellen musste, wirklich zum Anbeißen aus. Er sah mich fast gleichzeitig, sagte schnell etwas zu seinen Cousins und kam herübergelaufen.
    Ich versuchte, cool zu bleiben.
    »Hallo«, sagte er mit hoffnungsvoller Stimme.
    Ich sah ihn an und grinste. »Hi.«
    »Was hast du heute vor?«
    Tja, nach meiner verschwundenen Freundin suchen? »Ich weiß noch nicht. Und du?«
    »Wahrscheinlich in die Korallenwelt gehen.«
    »Da war ich gestern«, sagte ich.
    »Ich weiß.« Er lächelte. »Hast du mir schon erzählt. Deshalb will ich ja auch

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