Die Verführung der Mrs. Jones
Balkon bequem. Die Luftfeuchtigkeit hatte fast tropische Dimensionen erreicht; das nächste heftige Gewitter lag bereits in der Duft. Leises Donnergrollen war zu hören. Sie nahm einen Schluck von dem weißen Merlot, den sie sich beim Zwischenstopp in Zürich gekauft hatte, und atmete tief durch. Die Sache mit Thomas war geklärt, morgen würde sie mit dem Beitrag zu Lugano beginnen. Doch worüber sollte sie schreiben? Über käufliche schöne Männer, die sich in Hotels herumtrieben? Über versteckte Swingerclubs im eleganten Como? Das Thema ist Genussreise, überlegte Sandra. Und genussvoll war es ja wirklich.
Sie schloss die Augen, dachte an ihre erste Begegnung mit Reto. Das Kasino, der Spieltisch. Sandra spürte Lust in sich erwachen. Sie griff sich in den Schritt, fühlte die Erregung. Sie schob den Rock hoch, steckte die Hand in den Slip, seufzte. Das tat gut. Mit einem Ruck zog sie sich den Slip ganz herunter, stemmte sich mit den Füßen vom Korbsessel ab. Der aufkommende Wind fing sich auf dem Balkon und berührte ihre nackte Scham. Sandra begann, sich zu streicheln. Sie war in Lugano, zusammen mit Reto, der sie kunstvoll verführte und ebenso gekonnt vögelte. Sie dachte an die Liebesspiele mit Max und Sascha, die Begegnung mit der dominanten Kitty. Und immer wieder Reto mit seinen schillernden Augen und Küssen, die alle Seligkeit der Welt versprachen. Ihre Klitoris war empfindlich durch den Dauereinsatz, Sandra registrierte das mit einem Stöhnen. Ihre Pussy wurde heiß, das Brennen breitete sich über ihren ganzen Bauch aus, bis hoch zum Nabel schossen die Flammen der Begierde. Reto hätte sie jetzt sanft geküsst und dann mit einem Lächeln tief in den Arsch gefickt, hätte sie lange hingehalten, ganz lange, bis sie sich vollkommen ihrer Lust ergeben hätte. Und dann …? Sie spürte, wie der Orgasmus kam. Dann hätte er seine Finger in sie hineingesteckt, ganz tief … Sie spürte, wie sich die Vagina konvulsiv zusammenzog. Sandra brannte. Sie brannte lichterloh.
10
Der Freitag begann ohne Überraschungen. Sandra machte sich konzentriert an die Arbeit. Sie würde Como irgendwie mit einbauen in den Artikel, die Nähe zu Lugano war für Tagesausflügler bestimmt interessant. Es war noch nicht einmal Mittag, als Astrid, die Bildredakteurin, mit dem Laptop in ihr Büro kam, um eine Bildauswahl zu Como abzustimmen.
„… und das ist der Palazzo Celentano.“
Sandra schaute auf das Foto. Es zeigte das Portal des Gebäudes, in das Reto sie geführt hatte. Das Gesicht des älteren Herrn, der ihnen geöffnet hatte, tauchte kurz vor ihrem inneren Auge auf.
„Warum hast du das Foto ausgesucht?“, wollte Sandra wissen.
„Weil die Familie Celentano zu den bedeutendsten Kunstsammlern in Italien gehört, deshalb.“
„Und – gibt es da auch Kunst zu sehen?“ Sandra versuchte, sich den Palazzo ins Gedächtnis zu rufen. Kunst? Sie konnte sich nur noch an die vielen Treppen erinnern.
„Ein kleiner Teil der Sammlung befindet sich in den Privaträumen, doch die sind der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Das meiste hängt im Museum in Mailand.“
„Und was sammeln die so?“
Astrid seufzte. „Mensch, Sandra. Dafür, dass du immer so viel unterwegs bist, hast du wirklich wenig Ahnung. Die sammeln Fotografien, frühes 20. Jahrhundert. Vor allem Porträts und galante Szenen, wie man es damals nannte.“
„Danke.“
Sandra spürte, wie ihre Wangen glühten. Der Palazzo Celentano … Es war also kein gewöhnlicher Club gewesen, vielmehr eine höchst exklusive Spielwiese. Doch wo war die Verbindung zu Reto?
„Sandra, kommst du mal bitte? Ich habe Katharina auf Skype.“
So schnell, wie Hamed seinen Kopf in die Tür gesteckt hatte, so schnell war er schon wieder verschwunden. Sandra folgte ihm in den Besprechungsraum. In dem halben Jahr, das sie nun für den Verlag arbeitete, hatte es noch nie eine Videokonferenz gegeben. Es musste etwas Wichtiges sein. Astrid war auch da.
„Kann losgehen, Katharina.“
Der übergroße Kopf auf dem Flatscreen nickte. Er hatte nur wenig Ähnlichkeit mit der Katharina, die Sandra kannte. Die zehn Tage fernab der Zivilisation hatten ihr zugesetzt; sie sah erschöpft aus.
„Ich mache es kurz“, begann sie ohne Umschweife,
„dieser Trip ist ein einziges Horrorszenario. Der Guide hat sich als Niete entpuppt, der, den ich seit zwei Tagen habe, ist um nichts besser.“ Sie wischte sich durchs Gesicht. Ihre Haare waren strähnig. „Ich komme an die Locations,
Weitere Kostenlose Bücher